03.10.2012, 14:10
(02.10.2012, 22:06)Mesrah schrieb: richtig: es ist ein Spiel. Dennoch im Idealfalle sollte es erst gar nicht zur Bestrafung kommen. Erfolgserlebnisse und akzeptiertes Verhalten sorgen für Bestätigung. Wie auch im Unternehmen sind Menschen am Werke.
Kennt man es denn nicht auch: Man geht in ein anderes Land und ist sich ständig unsicher, was ist richtiges Verhalten, was falsches?
D.h. erfolgreich vermittelte Werte stiften letzlich Sicherheit und Zufriedenheit...
Was Werte wie fairplay und Miteinander angeht, erklärt die Homepage aus meiner Sicht schon alles. Wo gibt es da denn ganz konkret noch Änderungsbedarf und wie sollen diese "Werte" vermittelt werden?
Ich kann der Annahme nicht zustimmen, dass grundsätzlich verschiedene Wertvorstellungen ein Problem wären. Auf UO-Rollenspielshards gibt es da aus meiner Sicht durchaus immer einen Konsens, dass man sich gegenseitig fair behandeln und die Shard-regeln einhalten sollte.
Die Probleme entstehen auch nicht primär da, sondern dort wo eine Gemeinschaft sehr heterogen ist und Stereotypisierung u. social identity threat einsetzt. Da sehen die Spieler sich als "Actionspieler" oder "Simsspieler", als "Krimineller" oder "Nicht-Krimineller", "Adelig" oder "Frei", "Königstreu" oder "Silendir-treu". Identität wird im Rollenspiel auch stark durch Abgrenzung von Anderen forciert. Kanäle wie IRC und Teamspeak helfen oft, die IG-OG Barrieren zu durchqueren, aber dass schafft man auch ohne solche Medien. An dem Punkt, wo die gemeinsame Identität "Arx-O Spieler" zugunsten rivalisierender Identitäten in den Hintergrund tritt, sind Probleme unvermeidbar.
Wenn du von Werteentwicklung in Unternehmen redest, dann sollte dir bewusst sein, dass es da sehr wohl fundamentale Unterschiede gibt. Unternehmen haben klare Ziele, die sich auf alle (Gruppen, Abteilungen, Teams) ausweiten und mit Streitigkeiten, Internen Rivalitäten u.Ä. unvereinbar sind.
Auf Rollenspielshards sind Action und Abenteuer, Rivalitäten, Feindschaften unter den Gruppen, Gruppenbildung und Stereotypisierung nicht nur gewollt - es wird auch stark gefördert.
Auf anderen Shards kann man dieses Prinzip wunderbar nachvollziehen. Immer wenn eine gemeinsame Identität in den Vordergrund rückt wie "Wir alle müssen gegen die Monster-NPC-Horden kämpfen", dann vertragen sich die Leute kurzweilig besser und arbeiten zusammen. Wenn es heißt Kriminelle vs Wachen, Klerus vs Adel, Freie vs Adel usw, gibts oft viel Action und früher oder später auch Gemecker und Geheule, Einzelsituationen in denen kein Fairplay gespielt wird weil die Rivalität in den Vordergrund rückt.
"Ist doch nur ein Spiel", IG-OG trennung. Leute, beim Fußball schlagen sich auch rivalisierende Fanclubs die Birnen ein, sticheln sich gegenseitig, ergötzen sich daran wenn die eigene Seite gewinnt und freuen sich darüber wenn die andere Seite verliert. Das ist die Würze, der "Pepp", den ganz viele Leute aus diesen Spielchen gewinnen und der nen Teil des Spaßes für die Leute ausmacht. Und Überraschung - bei so einem "freundlichen Wettstreit" kommts auch mal zum Streit.
Im krassen Gegensatz zu nem Unternehmen ziehen hier die Leute an einem Strang, wenn sie diesen Wettstreit, wenn sie die "Action" anfachen weil sie damit das Shardleben interessanter und erlebenswerter machen.
Calibans Geschichte zeigt auch genau das: Wenn man nen HG hat, der Konflikte fördert, dann hat man später auch Konflikte und Leute die gegeneinander agieren. Wenn man Mechanismen hat, dass Leute gegeneinander kämpfen, dann muss man damit rechnen dass sie das auch tun.Der Hintergrund könnte auch lauten "Alle Menschen kommen aus dem selben Dorf, gehören dem selben Stand an und kämpfen gemeinsam gegen NPC Dämonen. Menschen können sich engine nicht gegenseitig angreifen weil Gott Trantütus das den Menschen verboten hat damit sie alle lieb zueinander sind" und man hätte unter den Menschen weitaus weniger Probleme. Aber wer wäre dann schon hier?
Und letztlich zieht ein Konfliktfreudiger Hintergrund auch viele konfliktbereite Spieler an. Was für Werte will man also vermitteln, die der Hintergrund und die Shardregeln nicht schon vermitteln? Hier wirds Action und Keilereien geben, hier werden nicht alle Spielergruppen auf gut Freund miteinander machen und der Staff wird nicht bei jedem Weh-Wehchen Babysitter spielen. Ich finde es ist völlig klar, was der "Deal" ist und worauf man sich einlässt. Auch, dass mans nicht übertreiben sollte mit dem gegenseitigen Bashing und dass hier der Statt notfalls als Korrektiv eingreift. Alles bekannt, alles offensichtlich. Wo läuft also etwas nicht rund? An der menschlichen Natur? Dass Konflikte ablaufen, wie Konflikte nunmal ablaufen?
“Most men would rather deny a hard truth than face it.”
― George R.R. Martin, A Game of Thrones
― George R.R. Martin, A Game of Thrones