Haltet den Dieb! *MMT*
#21
Der Fuchs ging vor, als braver Gläubiger saß er im Inneren des Tempels und betete, während ich mich mit dem Dublikat durch die dunklen Gassen schlich, jede Menschenseele meidend, fein im Schatten bleibend dem Tempel immer näher kam. Das große Eingangstor fand ich verlassen vor, die Götter waren uns gnädig, hatten den wachenden Legionär wohl weiter laufen lassen.
Mein Herz pochte bis in den Hals hinauf, das Bündel fest umklammert, trat ich leise durch den Spalt der großen Türe, ein Knarzen vermeidend.
Dort erkannte ich auch schon den Fuchs, in demütiger Haltung betend. Ich lauschte, er würde niessen, sollte Gefahr im Verzug sein.. doch blieb alles still. Ich nahm allen Mut zusammen, huschte nach Vorne zum Altar und tauschte in Blitzeseile die beiden Leuchter aus. Steckte den Goldenen in mein Bündel, und plazierte den Eisernen, mit der dünnen Goldschicht mit zitternden Händen auf dem Altar.
Ein Blick zum Fuchs, ein Grinsen, und so leise ich gekommen war, so leise war ich auch schon draussen... bangend und hoffend, alsbald den Fuchs zu treffen und unser erstes gelungenes Elster& Fuchs Vorhaben zu feiern.

Einige Tage sollte die dünne Goldschicht wohl noch halten, doch dann, würde sie bröckeln. Dann sollten wir uns nicht zunahe des Tempels aufhalten... der Zorn der Legion könnte garstig sein.

[Bild: Leuchterklau2.jpg]
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#22
Die Schneiderin schien nicht genug Feingefühl zu haben um ihr eigenes Auftreten einzuschätzen, überheblich in ihrer ignoranten Art sägte sie an etwas, was grade erblühen wollte, zielstrebig, Lieblichkeit heuchlend, das arme, geschundene, vom Schicksal gebeutelte Wesen darstellend. Dem Fuchs immer noch gestehend, dass sie ihn liebe, mitten in der Nacht zu kommen, um den Verband verbinden zu lassen, das ließ meinen bislang gehüteten Geduldsfaden reissen. Zwei Furien auf kleinstem Raum, ja, dieser Begriff schien auf uns zuzutreffen in der vergangenen Nacht. Die Siegesfeier über den geklauten Leuchter endete in einem Spektakel, der Leuchter im Zuber und ich, nach der Ohrfeige die sie mir verpassen wollte, am Hafen, wütend Steinchen ins Wasser werfend, drüber nachsinnend, wie ein solches Wesen in Luft verwandelt werden konnte.
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#23
Eine junge Priesterin scheint heute vor dem Gebet wohl zufällig die Leuchter zu mustern. Anschließend weißt sie eine Novizin der Sonnenlegion auf die Leuchter hin, von welchen sich die Goldschicht zu lösen scheint. Nach einer kurzen Unterhaltung verlässt die Novizin den Tempel.
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#24
Auf ewig konnte der Leuchter nicht im Zuber bleiben, womöglich würde das Gold bröckeln? Er wanderte hin und her, wurde auch mal neben den billigen, von Pipp hergestellten Kupferleuchter gestellt... nein... das war zu auffällig..nur, wohin damit? Bald könnte das Imitat auf dem Altar die dünne Goldschicht verlieren, und was dann?
Schnurstracks wurde das schimmernde Stück in den alten Mantel gewickelt, und im Schutze der engen, kleinen Gassen, gelang mir der Weg aus der Stadt heraus.
So grub ich ein Loch in der dunklen Erde, immer wieder Ausschau haltend ob auch niemand käme, den Leuchter aus seinem alten Mantel befreiend, hinab werfend. " Ich werde dich holen, hab' keine Angst," versprach ich ihm, ein letzter sehnsüchtiger Blick heftete sich an ihn, um dann schliesslich von der braunen, saftigen Erde verborgen zu werden.
Mit Ästen und Blättern wurde die Stelle unberührt gemacht und in ihren vorherigen Zustand versetzt.
Ich hingegen entfernte mich vorsichtig ....

[Bild: Leuchterklau3.jpg]
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#25
Ich beschwerte den Brief, der mir fürwahr viel Mühe abverlangte hatte mit dem Goldbarren mit dem alles begonnen hatte. Wir waren am Ende angelangt. Sämtliche Träume konnten mit dem Fuchs nicht geträumt werden, ein Mensch, der nicht stark genug war, für sich selbst einzugestehen, jemand, der genauso ein Buckler wie jeder in dieser verfluchten Stadt werden würde, ein Jemand, der sein Herz nicht kannte, nein, das war gewiss nicht das, was ich mir erhofft hatte. Er und ich, so sprach er, wir zusammen würden die Stadt verlassen, ein neues Leben aufbauen, doch kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da spürte ich bereits seinen Zweifel. Pipp, fern von Löwenstein, das schien so wie die Fliege fern des Dunghaufens.
Die Intrigen, die Macht, so sehr wie er das hasste, so fest schienen ihn die Peckman's im Griff zu haben. Er fühlte sich schuldig, obwohl es nicht er war, der verkehrt handelte, doch gab er nach, so wie er in vielem nachgab, aus Sorge, aus Schuldgefühlen heraus, aus Unsicherheit und aus wer weiss was für Gründen auch immer. Mit jedem neuen Tag wusste ich nicht was er sich Neues ausgedacht hatte, welcher neue Ärger uns umwaberte, in welche Frau er sich vielleicht von Neuem verguckt hatte, die alte Schneiderin, oder gar 'ne Neue... nein, Pipp war ein unsteter Fuchs, einem den Himmel versprechend und nur Staub hinterlassend. Ich traute ihm nicht mehr, und er sich selbst schon lange nicht.

Ich nahm nur die Sachen mit, mit denen ich gekommen war, nur den Bogen und Köcher ließ ich mitgehen. Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen und ich versuchte mir einzureden, dass es richtig war zu gehen.
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#26
Bislang hatte jeder neue Morgen auch neuen Mut gebracht, wieso nicht heute? Fröstelnd war ich nachts im Hause der Buchbinder wachgeworden, war über der Anleitung zur Herstellung großer Kerzen eingeschlafen und schlich mich im Dunkel der Nacht zum alten Heuschober im Alten Hafen. Wie schon so oft hatte er mir Obdach gewährt, wie ein alter Freund auf den stets Verlass ist. Es gelang mir nur schwer wieder einzuschlafen, unruhig von dem was die Medica Kerlow gesagt hatte, unsicher wie immer drehten sich meine Gedanken im Kreise, den Ursprung meiner Qual suchend.
Was hatte mich veranlasst, mich in den Fuchs zu verlieben, hatte ich je Ron vergessen, warum stellten mich die Götter vor solch eine Wahl, warum bin gerade ich schwanger geworden, wo doch viele sich ein Kind wünschen und keines bekamen? Wie war das mit der Liebe, waren wir für nur einen Mann bestimmt, oder war unser Herz stets bereit sich zu spalten?
Was hatte Elfie gesagt, auch sie hatte einst Ähnliches erlebt bevor sie heiratete? Wo sollte ich nun hin, die Medica hatte bereits Herztöne vernommen.. Herztöne.. es war ein seltsames Gefühl, so, als würde ich auch einen Pakt mit dem Wesen in mir haben... ich werde drauf aufpassen müssen, wenn es schon kein anderer tat.
Was war mit Ron, was fühlte er seit ich ihn verlassen hatte, was war mit Pipp, suchte er wieder Zuflucht in den Röcken der Schneiderin oder litt er so wie ich? Wie ich es auch drehte, es tat mir weh, mein Herz schien zu leiden, egal in welche Richtung ich blickte.
Langsam stieg die Sonne über Löwenstein auf, Schatten wurden kürzer, sogar Vögel sangen, doch meinen Mut schien es nicht zu heben.
Essen, ich muss essen hatte die Medica gesagt, und so hoben sich meine Füße, dem nächsten Bäcker entgegen...

[Bild: morning.jpg]
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#27
[Bild: INDICIUM_AQUAE_by_dashinvaine.jpg]

"Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!!!!!!" nach Luft ringend erwachte ich in dem Strohhaufen nahe des Friedhofs, erst nach und nach bewusst werdend, dass ich trocken, meine Hände und Füße nicht gebunden und das Wasser fern war.
Ein Albtraum, schon wieder! Waren es Nara's Worte die mir zusetzten, oder gar die Angst doch erwischt zu werden?
Mit noch zittrigen Fingern ergriff ich wieder den Stiel der kleinen Handaxt, ihn fest umklammernd und mich wieder aufraffend. Noch ein paar mehr trockene Äste, dann erst würde ich mir Ruhe gönnen.
Dann Essen, ja essen und schlafen.. und wo? Na im alten Heuschober wie immer.. Macht Hunger Albträume, nee, die kommen woanders her, ganz woanders.
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#28
[Bild: laudanumb.jpg]

"Es macht glücklich," so sagte Julias, auch, wenn er nicht danach aussah, die Augen so rot, und er so dünn, dass ihn schon die kleinste Windböe umpusten könnte. Und doch ließen mich diese Worte nicht mehr in Ruh. Glücklich, ja...
wer wünschte das nicht, doch schien es nur eine Art Traumgebilde, welches zerrieselt, sowie man es berühren wollte.
Ich brauchte kein Glück, nie mehr, sollte es doch bleiben wo der Pfeffer wächst, wozu etwas wünschen, was einen straft und ungeliebt zurücklässt.
Jedoch ein Glück aus einem Fläschchen, das zerriss einem nicht das Herz, das strafte einen nicht mit verletzenden Worten, oder mit Nichterscheinen, nein, es war einfach nur Glück auf das man sich verlassen konnte.
Was redete Anna da, es sei ein Gift? Warum nur, musste sich jeder als Mutter aufspielen und mir Ratschläge erteilen?
Pipp war an uns vorbei aus dem Heuschober gesprungen bis er in seinem Blute da lag. Wir brachten ihn ins Heilerhaus, die ganze Nacht saß ich bei ihm, einfach nicht weggehen könnend. Betrunken erzählte er vom Branwenfest, davon, dass er auf mich gewartet habe, er sprach von Schuld bis er in den Schlaf sank.
Als ich erwachte, standen sie alle um ihn herum, Anna, Nara, ein Heiler namens Wahnfried!!! Wahnfried.. bei den Göttern..
Pipp warf uns alle hinaus, zumindest lebte er, wenn auch nicht mehr für mich zuständig, kein Teil meines Lebens, wie er sich ausdrückte... also ging ich wieder und ich merkte, wie sich mein Lebenswille reduzierte und ich immer weniger Fragen stellte, wozu auch? Alle schienen mich vergessen zu haben, sogar Ron.

Bei Julias gab's noch mehr Laudanum, doch konnte ich diesen Marek nicht leiden, ein schäbiger Geselle und Julias zu "glücklich" um es zu merken.
Wer weiss, vielleicht war es das , was die Götter für mich bereithielten, Glück in Tropfenform.
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#29
Doch das Schicksalsfeuer hatte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht, indem es dem Fuchs den Arm brach, nein. Im Versuch, Cyril im Rausche seiner Eifersucht zu erstechen, fiel er die Treppe des Heilerhauses hinab und blieb besinnungslos liegen. Als ich hinzukam, standen sie alle um ihn herum. Er sei tot, sagten sie, Genickbruch! Cyril ließ mich nicht zu ihm, ja drängte mich hinaus, doch riß ich mich los, rannte an Pipp's Bett, schreiend, wütend, sah ihn regungslos daliegen und fühlte, wie mir jeglicher Lebenswille schwand. Wie konnten sie den Fuchs sterben lassen. Blind vor Tränen rannte ich fort, den restlichen Tag in einer Gassenecke kauernd, weinend und vor mir herstarrend.

Am Abend jedoch zog es mich wieder zum Heilerhaus, ich wollte zumindest in der ersten Nacht bei ihm wachen, doch sollte ich den Segen der alten Götter erfahren. Pipp, der am Tag zuvor beim Branwenfest als Jünger der Gwynn auserkoren wurde, war von der Göttin selbst vom Tode ins Leben zurückgeholt worden, so zumindest und nicht anders konnte ich es mir erklären. Leise schlug sein Herz in der Brust, leise und schwach, aber es schlug.
Und so wachte ich an seinem Krankenbett, der Göttin leise dankend.

[Bild: redmoon.jpg]

Doch wenn Götter ihre Hände im Spiel haben, ist nichts mehr wie es war.
Nachdem der Fuchs nach langer Bewusstlosigkeit erwachte, erkannte er weder mich, noch jemand anderen. Sein rechtes Auge wandelte sich von einem anfänglich Blutunterlaufenem in ein ergrautes Blindes.
Doch er lebte, und sprach und fühlte seine Gliedmaßen, wie die Heiler bestätigten.
Und er war ein anderer, ein freundlicherer Fuchs, einer, dem die Last der Vergangenheit von den Schultern genommen war.

Und so blieb ich, und half den Heilern. Er wird sich viele Wochen nicht bewegen dürfen, ein falscher Dreh und es war zuende, und dann wohl auf Immer.
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#30
[Bild: Fuumlchse.jpg]

Was hatte es nur für eine Bedeutung dass mein Leben von so viel Rothaar umgeben war? War es das rot, welches mir so heimelig und vertraut erschien? War es das Wilde, was im Blute eines jedes rothaarigen Menschen zu pulsieren schien, oder das Verspielte, welches sich da spiegelte?
Ich sah den Fuchskindern draussen vor den Stadttoren beim Toben zu, erfreute mich weiter an ihrer so sympatischen Art, betrachtete dabei das eigene Rot meiner Haare, wissend, dass es im Herbst schon dunkler werden würde. Meine Fuchszeit war beschränkt, war es mein Spielen ebenso, würde nun der Ernst des Lebens für mich beginnen?
Doch noch war Sommer, noch wärmte mich die Sonne und ließ Gedanken einfach nur Gedanken sein.
Und natürlich gingen meine Gedanken zu Ron, zu Elfie, von Sorgen behaftet, nicht nur, weil ich sie verloren hatte, doch auch, da sie nun in Gefahr waren, Krieg , das verhieß nichts Gutes, niemals und für niemanden.
Und Pipp? Er war genesen, so schien es, musste sich schonen, doch sah man ihn bereits durch Löwenstein's Strassen schlendern.
Er gab unser kleines Zimmer an mich ab, war distanziert im Verhalten, mich als "komisch" bezeichnend, weil ich zwei Nächte nicht mehr erschienen war, seine Fortschritte nicht mehr erfahrend.
Ein weiterer Fuchs, der aus meinem Leben schied.

Doch dieses Zimmer nun, sollte sich füllen mit Folianten, mit Büchern und Notizen anstelle von gestohlenem Zeug. Als Studentin der Heilkunst würde sich mir vielleicht letztendlich doch noch ein neues Leben eröffnen, eines fern der Kerker und Galgen, fern der Verspieltheit der Füchse, fern der Enttäuschung, fern von Allem, was mir die Sonne meines Lebens raubte.
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