Arx Obscura

Normale Version: Haltet den Dieb! *MMT*
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[Bild: medieval_town_2_by_hetman80-d4b70yb.jpg]


Die letzten Tage hatte ich kein Glück, kein Beutelchen, das sich unbemerkt abschneiden ließ, kein Dummkopf, der besoffen genug war, als dass ich ihm seine Münzen abluchsen konnte.
Und dann gestern dieser Junge, dieser Ron. Ich werde aufpassen müssen, ich kann förmlich den Ärger riechen der von ihm ausgeht. Und doch mag ich ihn, und das ist wohl noch viel schlimmer als Ärger. Johanna, verdammt, reiss dich zusammen, auch wenn das allein sein so richtig zum heulen ist manchmal.
Ich darf in seinem Haus schlafen, warum nur tut er das? Will er wirklich dem Pakt zustimmen? So viele Fragen, vielleicht sollte ich lieber wieder im Pferdestall schlafen.....
Seit ich Ron kenne, ist alles anders. Wir tun fast alles zusammen, essen, schlafen, er legt seine Arme um mich, zieht mich eng an sich, unser Pakt ist nicht zu durchtrennen, nur müssen wir aufpassen, dass es keiner sieht. Sherion ist der Kirche so ergeben, er wird mich nicht mögen wenn er wüsste wer ich wirklich bin, glaub ich zumindest. Hier habe ich nur Ron, und der hat sich richtig verändert, er ist nicht mehr der Junge den ich traf, es scheint, als habe der Pakt ihn verändert, er hat einen Willen nun, und buckelt nicht mehr vor den anderen. Doch er mag diese Hannah, diese Rotkutte, er merkt garnicht, wie die ihn nur in ihre Kirche schleifen und verskalven will, ich muss es verhindern.. und dann, bald, wenn ich genug Münzen zusammen habe, werde ich die Wachsoldaten bestechen und Ron und ich können über die Grenze nach Ravinsthal türmen. Dort im Thalwald wird uns niemand finden, und die grässliche Kirche erst recht nicht...
Das ist der Plan, Münzen müssen her, viele Münzen, niemand darf es sehen, keiner Wissen... und Ron wird schweigen, denn der Pakt verbietet es ihm.

Ron schläft noch, eine gute Gelegenheit mich rauszuschleichen, ein paar Beutelchen werd ich schon finden, ich verstecke die Münzen unter den Bodendielen meines Bettes, dort wird niemand suchen.

[Bild: 200Beutel.jpg]
Der Mittagshimmel war klar, als er neben ihr auf dem weichen, vom Moos bedeckten Waldboden lag. Im Flüsterwald hörte man lediglich das Leben der Tiere und das Rauschen des Wassers, welches in der Wasserhöhle im prasselnden Wasserfall entstand und vom Schall in einem hübschen berauschenden Klang aus jener Höhle getragen wurde.

Seid er sie kannte, hat sich fast alles Schlagartig geändert. Wie hatte sie es denn geschafft, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen? War es der Diebstahl des leeren Beutels? Der Gedanke daran brachte nur ratlose Falten auf seine Stirn. Eines war aber, und das wusste er insgeheim ganz genau, sicher:

Er war froh sie kennengelernt zu haben und das niemand weiß, was die beiden verbindet. Das es ihr Geheimnis ist. So war es schön

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Er wandte den Blick beiseite, ihr schlafendes Gesicht beobachtend. Es huscht unwillkürlich ein schwaches Lächeln über seine Züge.
"Joi, die Beutelschneiderin" So musste man sie nennen. Trotz des Ärgers und der Gefahr dass sie dafür belangt werden könnte oder das sie das ganze überhaupt machte; Es machte ihm nichts, denn irgendwie kannte er genau das aus seiner eigenen Vergangenheit. Zum Überleben musste er manchmal auch Klauen. Der Waise, der keine Eltern hat, geschweige denn weiß, wo er eigentlich her kommt.
Wie würde es wohl weiter gehen? Blieben Sie noch einige Tage im Flüsterwald, ohne das jemand sie zwingen würde, nach Löwenstein zurück zu kehren? Sherion machte sich sicherlich Sorgen. Wenn Ron schreiben könnte, dann hätte er ihm wohl eine Nachricht hinterlassen. Dann wäre da noch die Kirche, der er längst nichts als Misstrauen entgegen zu bringen vermag. Sollte Justan recht haben damit, dass Hochwürden Teran Ron im Tempel haben will, dann wird er wohl oder übel aufpassen müssen, dass er damit nicht durchkommt. So blieb ihm nichts anderes übrig, als für sie da zu sein. Denn gleiches tat sie auch für ihn. Es dauerte nicht lange, da holte ihn der Schlaf wieder ein, die Gedanken wurde jäh zum Schweigen gebracht. Ein lieblicher Schlaf der ihn da eingeholt hat.
Ron packte wie so oft einfach mein Handgelenk, führte mich unter beruhigenden Worten durch die Tiefen des sogenannten Flüsterwaldes, ja wir trauten uns kaum lauter zu sprechen dort, immer weiter, bis wir nach Norden schwenkten, bergauf und immer weiter dem schmalen Pfad folgend. Schon seit einigen Tagen hatte es sich zugespitzt. Die Kirche, wenn sie einen denn erst einmal hatte, würde denjenigen auch nicht so rasch laufen lassen, und wenn, dann nur nach einer gehörigen Abreibung. Dieses schien Ron zu ahnen, schlüpfte mit mir weiter durch das Dickicht, weiter den Berg hinauf. Die erste Nacht schliefen wir ruhig, doch war das Erwachen weniger erbaulich, blickte ich doch direkt auf die Rotkutte Hannah. Oh wie konnte Ron nur so leichtgläubig sein, was sah er in dieser Priesterin? Ließ er sich durch ihre Worte betören, konnte sie ihm weismachen, dass sie nicht so war wie der Rest der Kirche des Mithras? Meinen misstrauischen Blick erntend, meine abweisenden Worte nicht vertragend, machte sie sich wieder von dannen. Erst später erzählte Ron, dass selbst die Priesterin aus Furcht vor ihrem Vater, dem gefürchteten Hochwürden Teran geflohen, und letztlich jedoch wieder von einem Novizen zurück geführt worden sei, zurück in Mithras Hände.
Mir gruselte wenn ich daran dachte. Würden sie Ron suchen, ihn zurückschleifen, bestrafen, demütigen nur weil er sich gegen den Weg entschieden hatte und sich deren Hierarchie nicht unterwarf?
Doch blieb der gestrige Tag ruhig, wir genossen die zunehmend warme Frühlingssonne, die Luft, die dem des Thalwaldes so gleich kam, das Bad im kühlen Wasser und unsere Zweisamkeit, die mit jedem Tag inniger wurde.
Wir waren neugierig auf all das, was wir einander zu zeigen hatten, wie verspielte Kinder ließen wir die Zeit rennen, uns um nichts anders kümmernd.
Doch tief unter meiner Haut war die bedrückende Sorge nicht wegzudenken, wissend, dass Ron diese Hannah schützen wollte, ihr helfen, warum auch immer. Ich würde stets dazwischen stehen, sie nie mögen und ihr misstrauen. Sie hingegen würde ihn in Schwierigkeiten bringen, das war sicher. Ich musste noch schneller an Münzen kommen, fort von hier, mit Ron nach Ravinsthal, die Grenzwachen bestechen.. dort würde man jede Rotkutte hinauswerfen, sollte sich diese Hannah doch selber schützen, wo war denn ihr Mithras, stand er ihr denn nicht bei?
Mir schmerzte der Kopf, im Zwielicht des frühen Morgens betrachtete ich den noch schlafenden Ron. Wir müssten nach Löwenstein hinab, Lyanna suchen, der Verband musste ab.

[Bild: Mith333.jpg]
Wie sehr er sich auch bemühte seine Unruhe tief in seinem Inneren zu verbergen, es half nichts. Still und heimlich stand er in der Nacht auf, Johanna erneut mit den Fellen zudeckend, um in den Bergen nach Luft zu schnappen. Es war an sich ein ruhiger Ort, man konnte tun und lassen was man wollte. Viel war hier, neben den Tieren vielleicht, nicht los. Und das war eigentlich auch gut so. Trotzdem war diese Idylle trügerisch. Er konnte das Gefühl nicht abwenden, dass man nicht lange hier in Sicherheit sei, nicht vor Hochwürden Teran, nicht vor seinen Novizen und Anwärtern, nicht vor der Kirche. Sie wussten immerhin sicherlich, wo er sich aufhalten könnte. Und das war, je länger es so blieb, nicht gut. Er musste einen Entschluss fassen, vielleicht einen weniger guten, denn er wusste, dass Hannah Hilfe brauchte. Aber diese konnte nicht von ihm sein.

Dem kühlen, sternklarem Nachthimmel beobachtend ließen ihn die Gedanken kaum los. Die Unruhe breitete sich nur noch mehr aus. Immerhin war er nicht mehr alleine, er musste jetzt auch auf Johanna aufpassen. Das erhöhte das Risiko nur umso mehr. Ein Entschluss musste her, ein Weg oder ein Ziel. Das erste Ziel war eindeutig, und da würde Johanna auch zustimmen: Weg von der Kirche, weg von Leuten, die einem nichts gutes wollen. Waren das wirklich seine Gedanken? Oder vielleicht auch der Einfluss von Johanna? Es spielte für ihn in diesem Moment, in dieser Zeit überhaupt keine Rolle.

Sobald der Tag angebrochen war und Johanna ausgeschlafen hatte wurde es Zeit, die Berge zu verlassen. Lange würde die Grenze zu Candaria sicher nicht mehr zu sein. Und wer weiß,"seine" Tante Elfie ist ja dort und würde die beiden sicherlich aufnehmen. Zumindestens erstmal. Das war ein guter Plan.
Sie verließ in den späten Morgenstunden das Haus. Geschlafen hatte sie ohnehin nicht. Die Sache mit Shin saß ihr tief in den Gliedern, hätte sie bis in den Schlaf verfolgt, das wusste sie. Darum hatte sie es gar nicht versucht. Dementsprechend wirkte sie nach wie vor wie ein Geist, nur dass die aschfahle Gesichtsfarbe von gestern noch einen dunklen Begleitern in Form von dominierenden Augenringen erhalten hatte.
Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, den Mantel um den dürren Körper geschlungen, hatte sie sich auf den Weg gemacht, darauf bedacht jeder Menschenseele aus dem Weg zu gehen. Kat hatte sie einen Brief hinterlassen, mit dem üblichen Inhalt. Sie wäre bald zurück. Sie solle sich keine Sorgen machen.
In erster Linie ging es ihr auch nur darum, die Stadt hinter sich zu lassen. Zumindest für den Moment. Die Stadt und ihren Horror, der durch die Straßen waberte wie schlechter Gestank aus der Gosse.
Unbehelligt erreichte sie das Osttor, blickte zurück. Die Straße war leer, bis auf die schwarze Katze, die sich mitten auf den Pflastersteinen in der Sonne räkelte. Den Blick gesenkt hastete sie weiter, stadtauswärts. Niemand belästigte sie mehr. Selbst die Wachen dösten in der Mittagssonne vor sich hin, auch wenn deren wachsame Augen die verhüllte Gestalt verfolgten. Solange sie die Stadt verließ, sahen sie wohl keinen Grund, genauer nachzusehen.

Die Sonne war bereits wieder am sinken, als sie den Südwald hinter sich ließ und die Brücke in den Flüsterwald überquerte. Das Adlerhaus hatte sie bewusst umgangen.
Ihr Ziel? Ron und Johanna zu finden. Sie hatte, wie ein Raubvogel seinen Horst, das Haus der beiden umkreist, Tag für Tag, in der Hoffnung, sie würden da sein. Sie musste schließlich Ron's Verband wechseln. Aber sie waren nicht wiedergekehrt. Sie vertraute zwar Johanna, aber sie ging prinzipiell vom Schlimmsten aus, wenn jemand verschwand, der in ihrer Obhut stand. Daher hatte sie sich bislang nur minimal Sorgen gemacht. Aber nun, als die Tage vergingen, schlich sich Unsicherheit und Ungewissheit in ihr Gemüt. Was, wenn ihnen doch etwas passiert war? Waren sie nach Candaria übergesetzt? Waren sie verletzt? Schutzlos im Wald, vergebens um Hilfe rufend, da die Bäume alle Versuche unbarmherzig verschluckten?
Und so begann sie ihre Odyssee durch den Wald, in der Hoffnung dass ihre Suche erfolgreich sein würde.
Und wieder einmal fragte sich die junge Medica, warum sie nicht Köchin geworden war. Oder Bäckerin. Oder sogar Dirne. Etwas, wo sie sich nicht mit ihren Patienten herumschlagen musste, als wären es kleine störrische Kinder, die nicht nur nicht auf ihren Rat hörten, sondern ihr dabei noch die Zunge rausstreckten.
Oh Mam, ...
Erneut ein sorgvoller Blick auf die Betten der beiden Abkömmlinge. Er hatte extra die Betten so penibel hergerichtet, dass die beiden es niemals geschafft hätten dieses Vorbild der Ordnung nachzumachen. Auch fehlte seit Tagen längst kein Essen mehr aus den Schränken und schmutzige Fußabdrücke gab es auch keine auf dem Boden. Sein Stirn furchte sich nachdenklich, war ihnen etwas zugestoßen? Hatte doch die Kirche, trotz Gnaden Terans beruhigenden Worten, zumindest Ron abgeholt und Johanna gleich mitgenommen?

Die Tage über hatte er sie in Löwenstein gesucht, ging jedes Viertel ab, fragte jegliche Personen ob die beiden zumindest irgentwo aufgetaucht waren.. nichts..
Waren sie überhaupt noch in Löwenstein..? In Servano?
Sobald die Grenze am Tage des donners sich erneut öffnete und er Tante Elfie beim Umzug half würde er sich dort auch nochmal erkundigen, falls die beiden nicht vorher auftauchten.

Missmutig seufzte er auf und stieß sich vom Schrank ab. War es vielleicht auch nur seine Fürsorge die sie zu sehr bedrängte? Er wollte ihnen doch eigneltich nur Gutes.. vielleicht aber hatte er sie grad damit erdrückt.
'Kinder...'
Kam das leise Flüstern über seine Lippen ehe er die Unterkunft verließ um sich erneut auf die Suche nach ihnen zu begeben.
Auf dem Weg zurück nach Löwenstein trafen wir wie durch ein Wunder Lyanna. Wir rannten ihr ihr direkt in die Arme, doch erschrak ich ein wenig. Das sonst so hübsche Gesicht schien gealtert, die dunklen Augenringe
und ihr Blick so ganz ohne Glanz ließen Schlimmes befürchten. Während sie Ron's Wunde versorgte und ihm zusprach, versuchte sie ihr eigenes Leid sicher zu verbergen. Zum ersten Mal in meinem Leben erwachte in mir der leise Wunsch so zu werden wie sie. Sich um das Leid anderer kümmernd, heilend und tröstend, anstatt zu stehlen und anderen Leid zuzufügen. "Vielleicht möchte auch ich eines Tages eine Medica werden, so wie du, Lyanna", rief ich ihr noch zu, worauf sie lächelnd antwortete, dass ich gewiss ein Talent hätte, würde ich mich doch bereits so gut um Ron kümmern und ihn umsorgen. In diesem Moment weiss ich nicht was mich überkam, ich konnte nicht anders und ließ meine Hand in Ron's gleiten, egal ob es unser Geheimnis war oder nicht.
Heute würden wir noch einmal in Löwenstein übernachten, Sherion beruhigen und dann morgen Abend heimlich über die Grenze nach Candaria fliehen, fort von Hochwürden Teran, fort von dieser gräßlichen Hannah und fort von der Kirche.
Wer nur würde sich um Lyanna kümmern, nun, da sie vehement unser Angebot mitzukommen abgelehnt hatte?


[Bild: the_memory_by_zamzami-d3dl6xo.jpg]
Die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen schienen bereits durch das Fenster hinein, als Ron seine Augen aufschlug. Es war kein gewöhnlicher Morgen, er war ganz und gar anders - an einem neuen Ort.

Ein kurzer Blick zur Seite - Johanna schlief noch tief und fest. Es brachte ihn zum Lächeln. "Jetzt wird sicher alles besser.." dachte er sich. Und es gab allen Grund dazu, so optimistisch zu sein.
Sie waren in Candaria angelangt, weg von der Kirche und weg von Merandor Teran, der, wie seine Tochter selbst sagte, seine Tochter Tot sehen will. Die Grenze war wieder geschlossen. Johanna war bei ihm, der Verband im Gesicht den er schon eine ganze Weile tragen musste, auch endlich ab und sie hatten einen Schlafplatz bei Tante Elfie, welche sehr froh darüber schien, dass sie nicht mehr allein ist. Jetzt konnte sich Ron wieder auf die Jagd konzentrieren, das würde auch Tante Elfie helfen. Nebenbei könnte er Candaria erkunden. Es wird ein aufregender Tag!
Er setzte sich auf Rons altes Bett als er die Unterkunft betrat um nach den beiden zu sehen.. Jo's Bett fehlte.. und Rons Kiste.
Sie wollten ihm doch Bescheid geben, wenn sie das nächste mal länger wegblieben.. doch zumindest war er sich ziemlich sicher, dass sie bei Tante Elfie gut untergekommen waren.
Er rieb sich angestrengt das Gesicht, rückte einpar Möbel hin und her und versank für einige Stunden in Gedanken darüber, was nun mit der Unterkunft geschehen sollte.
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