Der Jäger - Rechten und Pflichten
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Weitere Jagdarten:

Beizjagd (Falknerei):

Allgemein: Beizen – Bedeutung: beißen machen / beißen lassen. Das Abrichten, Pflegen und Jagen mit einem Greifvogel. Man jagt dabei Feder und Haarwild.

Sogar die alten Germanen kannten die Beizjagd – sie war bei ihnen sehr beliebt Grins

Im Spätmittelalter hatte die Beizjagd eine Hochphase. Sie ist kostspielig und erfordert eine grosse Anzahl an sehr gut geschultem Personal. Ein grosses Falknerkorps (oder ig ein Vogelkäfig mit vielen Greifvögeln) war ein Zeichen von Reichtum und Macht.

Es scheint, die Falknerei hat ihre eigene Fachsprache – in dieser tauchen auch flämische Ausdrücke auf, da irgendein von und zu in Deutschland ein Falknereibuch ins Deutsche übersetzen liess und die beauftragte Person sich für Fachausdrücke an die flämischen Hoffalkner wandte. O_O Sachen gibt’s...

Greifvögel und ihre Beute:

Man kann einem Greifvogel nur auf ähnliches trainieren, was er von Natur aus gewohnt ist, zu jagen. Wanderfalken lassen sich nicht auf Bodenbewohner trainieren, nur auf fliegende Beute. Die Grösse der Beute kann jedoch die der natürlichen Beute weit übertreffen. So jagen Steinadler keine Wölfe in der Natur – aber man kann sei darauf trainieren – er tötet ihn nicht, er bindet ihn.
Sie können Tiere der Grösse eines Wolfes jagen. In Russland hat man sie durchaus dafür genutzt.
Der Steinadler packt die Wirbelsäule des Wolfes mit einem Fuß. Wenn der Wolf seinen Kopf wendet, um den Vogel zu beißen, greift der Adler mit dem anderen Fuß die Schnauze und kann so den Wolf bewegungsunfähig halten. Der Adler hält ihn so lange nieder, bis der Jäger kommt und das Tier tötet. Der Adler muss dabei sehr geschickt und schnell vorgehen, denn zu langsames oder falsches Greifen kann dazu führen, dass der Wolf den Fuß des Adlers erwischt und den Kampf für sich entscheidet. Jeder Krallenfuß des Adlers kann mit einer gehörigen Kraft zupacken, die es dem Vogel ermöglicht, mit den Krallen durch die Schädeldecke in den Kopf zu greifen.

Falkenartige:

Gerfalke (Falco rusticolus): Als Universaljäger auch zur Jagd auf Kaninchen verwendbar, hauptsächlich aber Flugwild wie Fasane, Rebhühner und Moorschneehühner, die auch in der Natur ihre Hauptbeute darstellen.

Lannerfalke (Falco biarmicus): Eignet sich zur Rebhuhn- und Fasanenjagd.

Sakerfalke (Falco cherrug): Wird in Europa zur Jagd auf Rebhühner, Fasanen, Krähen und Enten verwendet. In Asien wird dieser Falke zur Jagd auf Kragentrappen eingesetzt. Einheimisch als Donausaker in Österreich.

Wanderfalke (Falco peregrinus): Wird für die Jagd auf Vögel bis zur Größe von Enten oder Krähen verwendet.

Habichtartige:

Habicht (Accipiter gentilis): Eignet sich für alle Arten von Vögeln, von der Taube bis zur Ente, daneben aber auch für die Jagd auf Kaninchen. Weibliche Habichte sind auch für die Jagd auf Feldhasen geeignet, können diesen aber meist nur festhalten und nicht töten.

Sperber (Accipiter nisus): Nur die Weibchen sind für die Beizjagd geeignet, ihre Beute sind dabei: Möwen, Tauben, Elstern, Rebhühner und junge Fasane. Die Männchen (Sprinz) wurden früher auch zur Jagd auf Sperlinge verwendet.

(Wüsten-)Bussard (Parabuteo unicinctus): Kann wie der einheimische Habicht verwendet werden.

Steinadler (Aquila chrysaetos): In Europa wird er für die Jagd auf Feldhase, Fuchs und Reh verwendet, im Nahen Osten auch auf Antilopen, Gazellen und Schakale und in Zentralasien für die Wolfsjagd (nur die Weibchen).

Eigentliche Eulen:

Uhu (Bubo Bubo): Der Uhu wird als Tag- und Nachtjäger auch als Lockvogel gegen jagende Wildräuber verwendet. In Österreich Beizvogel.

Methodik - Anwartefalknerei und Ausbildung:

Man verwendet diese Art der Jagd nur auf Flugwild wie Rebhuhn, Fasan, Wildente und Elster. Manche Beute drückt sich an den Boden, in Büsche oder im Wasser und verharrt unbeweglich, wenn es einen Menschen, Falken oder Hund sieht.
Deswegen braucht man einen guten Vorstehhund, welcher das Wild vorstehen (anzeigen) muss. Der Falkner wird, so der Hund anzeigt, den (oftmals Wander)falken die Haube abnehmen und in die Luft werfen. Ist er 100 bis 200 meter ganu über dem Falkner, lässt dieser den Hund das Flugwild aufscheuchen. Der Beute wird binnen eines Momentes mit einem 200 km/h Sturz von dem Wanderfalken geschlagen.

Federspiel: Ein Übungswerkzeug des Falkners – ein Stoff oder Lederkissen mit daran befestigten Flügeln – dieses lässt er an einer Schnur wie bei einem Lasso über seinem Kopf kreiseln – es ist ein Zeichen für den Vogel, das er zu dem Falkner zurück kommen soll und konditioniert ihn. Zur belohnung erhält der Vogel ein Fleischstück, welches am Federspiel befestigt worden ist.

Balg: Ein Trainingsgerät für die Jagd auf Bodenbewohnendes Wild wie Feldhase und Kaninchen – ein gefülltes Kissen, welches geschleppt wird.


Frettieren: Domestizierte Illtisse (Frettchen) werden eingesetzt um Kaninchen aus ihrem Bau zu treiben. Sie werden mit Netzen gefangen oder mit dem Bogen geschossen.

Gatterjagd: Wild wird in Gatter gejagd und dort erlegt.

Gesellschaftsjagd:

Treibjagd: mehrere Treiber und Hunde scheuchen das Wild in einem weiten Kreis auf und machen es flüchtig – Richtung Zentrum des Kreises. Diese Jagd wird für Niederwild ausser Rehen ausgeübt.

Drückjagd: max. vier Treiber – mit oder ohne Hunde – gehen ruhig durch das zu bejagende Gebiet, um Wildtiere langsam in Bewegung zu bringen und aus deren Einständen (gewohnten Futterplätzen) zu drücken. Das Wild zieht gemächlich durch das Gebiet und läuft auf seinen gewohnten Wechseln auf die anderen wartenden Jäger zu. Die Jäger haben Zeit, das Wild zu beurteilen und ggf zu schiessen. Diese Jagd wird für Schalenwild, aber auch Fuchs und Hase bejagd.

Riegeljagd: von wenigen Jägern und Treibern wird das Wild ohne Hunde zu den Jägern an den Wildwechseln getrieben.

Fallenjagd:

Wolfsangel: Es sieht aus wie ein riesiger Fischhaken, bei der Teil, an dem die Angelschnur befestigt worden ist, im 90° Winkel abgeknickt und in einen Baumstamm geschlagen wird – hoch genug, das der Wolf am Baum stehen muss, um den Köder zu erreichen. An den Hacken wird ein Stück Fleisch gehängt, das der Wolf frisst – mitsamt den Haken, der sich in seinem Rachen verhakt. Grausam wie erfolgreich.

Eine ähnliche Falle ist mobil – man kann sie (bzw den Metallbogen) in kräftige Zweige hängen, so das sie auch bei Gegenwehr nicht runterfällt. An diesem Metallbogen hängt eine Kette, an der wiederum ein doppelter Haken hängt, an welches man das Fleisch anbringt. .

Kastenfalle:
Bei der Kastenfalle handelt es sich um eine Lebendfalle. Das Tier zb. Marder wird in den Holzkasten gelockt, wo es an dem Köder ruckt – die Schnur, die an den Köder gebunden ist, löst mit dem Ruck die Falltüren aus, welche den Kasten verschliessen. Eignet sich für kleine Tiere wie Marder, Wildkatze etc.

Hätte gern mehr Fallen im Mittelalter beschrieben, aber irgendwie ist es schwer, da unter google Texte zu finden *seufz*
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Nachrichten in diesem Thema
RE: Der Jäger - Rechten und Pflichten - von Niobe - 27.11.2012, 22:45
RE: Der Jäger - Rechten und Pflichten - von Niobe - 27.11.2012, 23:05
RE: Der Jäger - Rechten und Pflichten - von Christiane Meier - 28.11.2012, 14:52
RE: Der Jäger - Rechten und Pflichten - von Niobe - 18.12.2012, 21:36



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