FSK-18 Nachtmahre
#8
Die Anwesenheit Hinnerks hatte die letzte Nacht etwas Beruhigendes an sich. Ich weiß nicht genau, wann er hoch kam, denn ich war schon halb im Rausch eingeschlafen, während mich die Träume plagten, die mich nach meinem Konsum immer heimsuchen, aber als ich erwachte, verließ mich die Angst schneller, als ich sein Schnarchen aus der anderen Ecke des Raumes vernahm.
Meine Hände zitterten dennoch - und sie tun es auch jetzt, wenn ich an den gestrigen Tag denke. Der Druck, die Nervosität, diese unendliche Angst, aufzufliegen und wieder im Fluss zu landen, oder, noch schlimmer, wieder in die Hände der Briganten... und der Gedanke an Hinnerks Gesicht, als ich zurück kam. Ich bin mir immer noch sicher, dass er nicht geschossen hätte. Aber er denkt es, und es macht mich traurig, ihn so zu sehen. Es macht mich traurig, es ihm nicht sagen zu können. Aber es ist ein Geheimnis, und ein Schwur bindet mich. Niemand darf von meiner Aufgabe wissen außer denen, mit denen diese Aufgabe entstanden ist.
Vielleicht beruhigen mich die festen, hohen Mauern Löwensteins, hinter denen ich heute erwacht bin, in den ersten Morgenstunden, als das Schnarchen noch immer erklingt. Ich bin schnell gegangen - ich hätte diesen traurigen Blick nicht sofort ertragen können, und dafür schäme ich mich.
Und diese Nacht... heute Nacht..?
Ich sehe neben mir - das Mondlicht erhellt nur dürftig das blonde Haar der jungen Frau neben mir. Ich kann ihren Atem an meinem Hals spüren, nehme ihren Geruch auf. Ihre warme Haut an meiner Seite, die Art, wie sie sich geborgen an meinem Leib drückt - der Gedanke, dass sie, dass ich, dass wir beide bis auf unsere Schambekleidung gänzlich nackt sind, irritiert mich schon gar nicht mehr. Vermutlich ist sie der Feind. Bei den Göttern, ich weiß, dass sie der Feind ist. Ich sah sie doch selbst das Haus erklimmen, welches der Treffpunkt war für den Boten. Ich habe das blonde Haar gesehen, das hübsche Gesicht, der Bogen, und ihre traurigen Augen. Und jetzt liege ich neben ihr und empfinde... was? Mitleid? Sympathie? An Schlaf denke ich jedenfalls nicht. Selbst wenn ich einschlafen könnte, so will ich nicht, um sie nicht mit meinen Schreien zu wecken und mit meinen Alpträumen anzustecken. Und alles, was ich denke, ist, dass sie ein armes Ding ist, mit Heimweh, welches ebenso stark ist wie das meine. Und doch...
"Ich habe Freunde im Flüsterwald. Sie zahlen gut für Fährtenleser wie mich... oder dich."
Das sie ausgerechnet für die Briganten arbeitet, ist ein Jammer. Und ein größerer Jammer ist es, dass ich in diesem Moment, in der ich fast nackt neben ihr liege, nicht mehr empfinde als diesen Jammer, der mir ans Herz geht.
[Bild: style5,Ceras.png]

[02:58:55] <Lisbeth> Das sagst du nur bis ich Ceras Bolzen ins Bein scheiße
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Nachtmahre - von Ceras - 02.07.2013, 18:13
RE: Nachtmahre - von Ceras - 03.07.2013, 21:25
RE: Nachtmahre - von Ceras - 07.07.2013, 00:48
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