FSK-18 Nachtmahre
#6
An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Nicht mehr ohne Hilfe. Viel zu früh erwache ich, und viel zu spät lege ich mich nieder. Die Müdigkeit ist da, aber nicht die Fähigkeit, sich ihr zu ergeben, als wäre mein ganzer Körper zu verkrampft, mein Hirn zu eingespannt von Gedanken, als dass ich ruhen könnte. Wieviele Heller ich wohl schon für diese Körner ausgab? Es ist weit nach Mitternacht, und ich rolle mich hin und her auf meinem Lager. Mache ich die Augen zu, sehe ich Fratzen vor mir, oder das Blut, das aus den Wunden meiner Freunde strömt und der Männer, die neben mir stehen. Stahl blitzt auf, der Fluss rauscht in meinen Ohren. Und der Tod steht am Rand und schärft seine Sense.
Ich mache die Augen auf und weiß, dass es das Blut ist, dass in meinen Ohren klingt wie Wasserrauschen. Mein Herz klopft und ich fühle mich nervös und angespannt. Nicht in der Lage, die mir selbst erwählte Aufgabe zu erfüllen. Ich muss verrückt gewesen sein, mich anzubieten, hinüber zu gehen, aber der Gedanke, dass sie das selbe plant, tröstet und beunruhigt mich zugleich. Wie kann ich sie beschützen, wenn ich es mir nicht einmal zutraue, mein eigenes Leben zu retten?
Meine Hand zittert, als ich nach dem Beutel greife. Erneut muss ich mehr von dem Mohn zu mir nehmen. Das Gefühl der kleinen Körner auf meiner Hand beruhigt mich, wie es eigentlich nicht sein sollte. Der Geschmack stößt mich ab, aber die Wirkung zieht mich an. Schlaf... der Schlafmohn würde mir helfen. Das er die Träume verzerrt und mir selbst den Spiegel vorhält, in undeutlichen Wahnvorstellungen, die mich viel zu früh erwachen lassen, ist mir in diesem Moment so fern, dass ich es nicht beachte. Solange ich nur einschlafe, zu Kräften komme, ist alles gut. Nur leicht kommt die Sorge auf, dass ich dünner werde, mit jedem Tag, obwohl die Verpflegung gut ist. Vielleicht werde ich ja langsam zu dem Schatten, die mich verfolgen...
Der Beutel fällt aus meiner Hand, als meine Augenlider schwerer werden. Die Kiefer bewegen sich schwerfällig, mahlen den Mohn träge, ehe ich den Batzen herunter schlucke und husten muss. Es dauert nicht mehr so lange, bis es wirkt, und ich merke schon, wie der Schlaf seine Klauen nach mir ausstreckt, um mich in die Abgründe zu ziehen. Schon seit fünf Nächten habe ich nicht mehr von Liliane geträumt und dem Feuer. Ich träume von Schwertern und Pfeilen aus der Dunkelheit und Händen, die nach mir greifen und an mir zerren, immer tiefer in den Fluss hinein.
"...gefährlicher... sei vorsichtig..."
Entfernte Stimmen. Aber ihr Mahnen wird unnütz sein. Er weiß, dass es am Ende vergebens sein wird, in seinen Träumen kennt er es, dieses schreckliche Gefühl, wenn alle Hoffnung versiegt und nur noch der Schmerz übrig bleibt. Wie lange noch kann ich es verbergen? Lange genug. Bis ich auf der anderen Seite bin und der Flüsterwald mich hat.
[Bild: style5,Ceras.png]

[02:58:55] <Lisbeth> Das sagst du nur bis ich Ceras Bolzen ins Bein scheiße
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Nachtmahre - von Ceras - 02.07.2013, 18:13
RE: Nachtmahre - von Ceras - 03.07.2013, 21:25
RE: Nachtmahre - von Ceras - 07.07.2013, 00:48
RE: Nachtmahre - von Ceras - 08.07.2013, 01:31
RE: Nachtmahre - von Ceras - 10.07.2013, 04:29
RE: Nachtmahre - von Ceras - 13.07.2013, 05:08
RE: Nachtmahre - von Ceras - 16.07.2013, 03:27
RE: Nachtmahre - von Ceras - 18.07.2013, 04:27
RE: Nachtmahre - von Ceras - 22.07.2013, 02:27
RE: Nachtmahre - von Ceras - 24.07.2013, 11:33
RE: Nachtmahre - von Ceras - 05.08.2013, 03:21
RE: Nachtmahre - von Ceras - 07.08.2013, 13:26
RE: Nachtmahre - von Ceras - 20.08.2013, 02:33
RE: Nachtmahre - von Ceras - 27.10.2013, 15:05
RE: Nachtmahre - von Ceras - 10.11.2013, 01:57
RE: Nachtmahre - von Ceras - 14.11.2013, 10:30
RE: Nachtmahre - von Ceras - 15.11.2013, 09:45
RE: Nachtmahre - von Ceras - 19.11.2013, 01:03
RE: Nachtmahre - von Ceras - 27.11.2013, 13:23



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste