FSK-18 Grübeleien
#14
In diesem Leben können wir keine großen Dinge tun. Wir können nur kleine Dinge mit großer Liebe tun.

(Mutter Theresa)


Sie war bei Alines Haus gewesen, beim Theater auf Sams Wunsch hin, sogar nochmals am goldenen Raben. Sie war bei Carmelina gewesen und im Armenviertel. Überall fand sie Ruhe und Stille und meist verschlossene Türen und dunkle Fenster. Kein Zeichen von Bedrohung. Das war gut. Nur Ruhe fand sie keine. Diese elendige Rastlosigkeit lies sie nicht los. Sie hatte die Tage versucht sich abzulenken von der Tatsache dass sie gänzlich nutzlos war. Ein riesiges untotes Monstrum. Waren diese „Geister“ schon schlimm genug gewesen, war das die Krönung. Und sie musste sich eingestehen dass sie nichts, aber auch garnichts tun konnte. Die klügsten Köpfe zerbrachen sich eben diese (und natürlich auch ein paar Wichtigtuer der Kirche). Sie hatte versucht dafür zu sorgen dass die Leute zusammenhielten und kein Streit aufkam. Aber dies war ihr nur sehr bedingt geglückt. Einige wenige nahmen ihre Hilfe an, aber an der Stelle endete es auch schon. Heute hatten diese Narren sie sogar aus der Kirche gejagt. Zugegebenermaßen war sie nicht leise gewesen und sicher auch sehr nervös. Sie war unentwegt auf und abgewandert und hatte ihre Hände beschäftigen müssen. Aber sie hatte einfach ein übles Gefühl. Ceras war verschwunden, viele waren verletzt und sie waren nun schon seid Stunden in diesem Hinterzimmer. Sie hatte Mork den ganzen Tag nicht gefunden und nun saßen sie dort und beratschlagten. Sie konnte es einfach nicht in Worte fassen, aber sie hatte ein dummes Gefühl. Sie kamen einfach nicht heraus. Sie hatte nicht stillsitzen können. Kurz hatte sie sich etwas beschäftigen können als sie Inara gut zuredete und danach ihren kleinen Bruder suchte. Bis zum goldenen Raben war sie gelaufen und die Harpyen hatten deutliche Spuren auf der Kapuzenrobe hinterlassen die sie trug um wenigstens etwas Ruhe zu finden. Es fühlte sich an wie ein Schutzmantel gegen all diese Panik die durch die Straßen waberte wie der Nebel den dieses Wesen mit ich brachte.
Gestern war sie dieser Panik selbst erlegen. Die Tage davor hatte sie sich beherrschen können, war dem Ding nie begegnet. Lediglich die Schilderung dass es in ihrem Haus war lies ein sehr flaues Gefühl zurück. Doch dann als sie gestern zur Kathedrale kam und sie war verschlossen, mit riesen Wänden aus verwachsenen Knochen, und die betrunkenden und Pöbelnden Gestalten erzählten dass alle andren tot waren… da hatte sie wilde nackte Angst erfasst. Was sollte sie denn dann noch? Alle ihre Freunde weg… tot… alle Wege versperrt nach Hause. Sie war drauf und dran sich auf dieses Wesen zu stürzen. Was hätte sie zu verlieren? Und dann kam dieser Nebel, diese Wolken, es hob sie an und sie schwebte. Sie geriet in Panik, versuchte sich an der Mauer festzukrallen und dann krachte sie aufs Kirchendach.
Da waren Stimmen, Schritte, Geräusche. Sie noch ganz benommen von dem Aufprall und die kalte Hand der Angst und Verzweiflung um ihr Herz. Sie begann zu schluchzen, beschloss nie mehr aufzustehen, vielleicht würde sie dann einfach noch auf die Schnelle sterben. Auch wenn sie sich sicher nicht das Dach der Mithraskathedrale zum Sterben hätte wählen wollen. Aber was machte dies schon noch für einen Unterschied. Sie konnte nicht klar denken, reagierte auf die Ohrfeige die sie erhielt nur mit noch mehr Schluchzen und Wimmern. Konnte man sie nichtmal in Ruhe sterben lassen? Erst Morkanders Stimme durchbrach ihre Lethargie. Sie konnte es kaum glauben. Von wegen alle wären Tod. Sie war binnen Sekunden auf den Füßen und fiel ihm um den Hals. Er hielt sie fest und brachte sie nach unten. Kurz sah sie Lisbeth und Gwendolin irgendwo im Gebäude. Ceras war unten und ein paar vage vertraute Gesichter die sie nur wie durch einen Schleier wahrnahm. Unten hielt er sie im Arm. Sie kamen nicht dazu viel zu reden. Er flüsterte ihr wieder diese Worte ins Ohr, nur ein Hauchen, und sie spürte wie ihre Seele zur Ruhe kam. Die Panik war wie weggeblasen. Sie war einfach nur erleichtert. Wie er dies machte wusste sie nicht, hatte einen Verdacht, aber am Ende war es ihr sowieso egal. Sie vertraute ihm blind und war sich sicher er würde dieses Vertrauen nicht missbrauchen.
Sie hatte in der Kirche geholfen noch die letzten Verletzten zu versorgen, Essen zu verteilen, Mut zu machen. Die Dinge in denen gut war.
Heute hatte sie gehofft könnte ihr dieses Talent wieder von Nutzen sein, aber statt dessen hatte dieses Gör sie aus der Kirche gejagt. Sie sollte keine Kopfbedeckung tragen und still sein. Es war Krieg in dieser verdammten Stadt. Verdammter, beschissener, verfluchter Krieg mit dreckigen, verfluchten, elenden, seelenfressenden Untoten und sie wollte Helfer verjagen weil sie eine Kapuze trugen und fluchten? Außerdem warf sie ihr vor sie wäre ja all die Zeit vorher auch nicht dagewesen. Zum einen machte dies wohl kaum Unterschied, zum andren war es schlicht nicht wahr. Aber sie war aufgebrochen. Es schien ohnehin nicht als könnte sie hier helfen. Just als sie zur Tür hinaus trat begannen wieder diese unheilvollen gewitterwolken aufzuziehen und sie wurde nass. Sie eilte durch die Gassen dieser götterverlassenen Stadt. Doch niemand brauchte sie. Nach Hause wollte sie nicht ohne ihren Liebsten und in die Kirche zurück auch keinesfalls. Sie kroch in ihrer Hütte am Hafen unter, aber sogar da blieb ihr die Luft weg. So rollte sie sich in einem der Ställe zusammen und betete. Sie dankte den 21 für ihre Hilfe in den letzten Tagen. Mabon dass sie die Heiler stütze, Epona für die schnellen Füße auf der Flucht, Nodons im Namen aller die die geliebten Menschen wohlbehütet zurück bekommen hatten, Branwen für ihren persönlichen Optimismus, Amatheon dass sie genug zu Essen gehabt hatten, Morrigú für jede Strategie die geholfen hatte zu entkommen, Brigid für die Geschichten die die Menschen ablenkten, Sulis dafür dass die Knochen in ihrem Licht zerfallen waren, und so fort.
Nur Galates zu danken, fiel ihr gerade schwer. Sie brauchte seine Gegenwart so dringend und konnte sie einfach nicht spüren. Und dennoch richtete sie das Wort an ihn, dem sie sich mehr noch als den andren der Götter tief verbunden fühlte und sie dankte ihm dafür sie bis hierher gebracht zu haben. Und an ihn wandte sie als einzigen auch eine Bitte. Er möge ihr heute Nacht Ruhe und Schlaf und Gewissheit schenken.
Doch auch diese Nacht stellte er sich nicht ein.
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Grübeleien - von Anabella - 07.06.2013, 18:52
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Feuer - von Anabella - 02.07.2013, 15:05
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RE: Grübeleien - von Anabella - 29.11.2019, 18:40



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