FSK-18 Nachtmahre
#19
Zitat:
Ehrenwerte Bewohner Löwensteins!

Ich bin auf der Suche nach den interessantesten und schönsten Gesichtern der Stadt um diese auf Papier zu bringen.
Und so bitte ich, vornehmlich die löwensteiner Damen, etwas ihrer kostbaren Zeit zu opfern und mir Modell zu stehen.
Es handelt sich schlicht um Portraitzeichnungen, welche ich in meiner knappen freien Zeit gerne anfertige.
Viel an Bezahlung vermag ich leider nicht zu bieten, bis auf ein schönes Bild für die Ewigkeit und meine bescheidene Gesellschaft.
So es der jeweiligen Dame lieber ist, kann das Treffen auch an öffentlichem Orten stattfinden,
weiß ich doch um die Sorgen und Gefahren derer man heut zu Tage, als ehrenwertes Fräulein ausgesetzt ist.

Interessenten erreichen mich über das Bankhaus Löwensteins oder im Hause Ganter.

Erik Wandelar


Wie lange genau er sich unter schichten monatealter Aushänge wühlen musste, daran will er gar nicht mehr denken. Das Papier ist knittrig und trocken, hat Risse und Wasserflecken und ist mit dem Leim anderer Aushänge beschmutzt oder von Reiszwecken durchbohrt. Doch die Tinte ist noch nicht allzu vergilbt und unleserlich, als dass die nette alte Frau, welche bereit gewesen ist, mit ihm sämtliche Aushänge für diesen einen durchzugehen, die Worte nicht hätte entziffern können. Mit einem Seufzen lehnt Ceras sich zurück, auf einer Bank in der Altstadt hockend, und den Schrieb in der Hand.
Erik also. Erik Wandelar. Aber sucht er denn noch Modelle? Zeichnet er noch? Der Blick geht hinüber zur Universität - ein Gebäude, dass gerade für Ceras, der nie eine Lehranstalt besucht hat, erschreckend und faszinierend zugleich wirkt. Vorsichtig faltet er den Aushang und verstaut ihn unter seiner Weste, ehe er von der Bank springt und darauf zugeht. Es ist merkwürdig, dass er sich hierfür solche Mühe gibt - aber seit seiner Trennung und mit dem abebbenden Schmerz darüber fühlt er sich von Mal zu Mal mit einer enervierenden Rastlosigkeit konfrontiert, die ihn Tage- und Nächtelang antreibt. Was nicht schlecht sein muss - er konnte in Zweitürmen schneller vorankommen. Und auch heute lenkt es ihn dazu, sich nicht einen anderen Künstler zu suchen, sondern auf Darjans Hinweis hin genau diesen einen Mann mit seiner Bitte zu belästigen.

Das es so eine Enttäuschung werden wird, hat er sich jedoch nicht ausgemalt.

"Seid Ihr Euch ganz sicher, Fräulein?" - "Und Ihr, der Herr? Kennt Ihr diesen Mann?" - "Verzeihung, aber ich suche einen gewissen Erik Wandelar. Man sagte mir, er halte Zeichenunterricht ab und suche beständig nach Modellen..."
Zwei Stunden später muss er sich schließlich eingestehen, dass der Name wohl unter den älteren Personal und jenen, die schon seit Monaten hier ihr Tun verrichten, bekannt sei. Aber schon seit etlichen Wochen hat niemand Erik Wandelar mehr gesehen, und das Gerücht geht um, er habe wegen Frauen die Stadt verlassen. Künstler eben, wie man Ceras sagt, der gar nichts versteht. Aber das vage Gefühl sagt ihm, dass es sich um Sex drehen muss. Man hat ihn in die Archive verwiesen - er hat sich nicht einmal getraut, zu gestehen, dass er nicht lesen kann - und ihm einen Haufen Bücher über die Kunst gereicht.
Kann einen etwas noch mehr anöden? Bücher? Die Schrift ist klein und eng, dann wieder so schräg und ausladend, dass er nicht einmal die wenigen Buchstaben erkennen kann, von denen er weiß, dass sie existieren müssen. Doch ab und an hat jemand ein Bild auf die Seite gemalt, oder ein Student oder Schüler hat auf die Seiten gekritzelt. Die Blicke des Archivars im Nacken spürt er schon gar nicht mehr, wer weiß, wie lange er schon hier sitzt, als plötzlich ein Blatt aus dem Buch heraus fällt, dass er sich als nächstes greift. Sich umsehend, beugt er sich vom harten Stuhl und klaubt es auf. Staubig und etwas älter scheint es zu sein. Und als er es umdreht, blickt ihm ein Gesicht entgegen.
Und ein Name, unten auf den Bildrand geschrieben.

Hektisch greift er nach dem Aushang und faltet ihn auf, ehe er beide Blätter aneinander hält. Ja, kein Zweifel - die selbe Federführung, die selben kryptischen Buchstaben.
Er hat ihn gefunden. Und sein Herz klopft so schnell wie ein Vögelchen in seiner Brust, als er das Selbstportrait betrachtet.

[Bild: erik8tawni3z7h.png]
[Bild: style5,Ceras.png]

[02:58:55] <Lisbeth> Das sagst du nur bis ich Ceras Bolzen ins Bein scheiße
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Nachtmahre - von Ceras - 02.07.2013, 18:13
RE: Nachtmahre - von Ceras - 03.07.2013, 21:25
RE: Nachtmahre - von Ceras - 07.07.2013, 00:48
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