Der Weg eines Mannes
#2
Von der Trauer

Es regnete und die Dunkelheit begann bereits das Land einzunehmen und dem Licht seinen täglichen Tribut abzufordern. Das Volk zog sich in die Häuser und Tavernen zurück während Stadtwache und Sonnenlegion treu und standhaft ihre Nachtwache antraten. So manchen fiel wohl auf das eine in schwarze weite Roben gehüllte Gestalt durch die Stadt vom Hause Veltenbruch aus, vorbei am Sitz der Stadtwache, gen Haupttor marschierte. Das einzig auffällige an der Gestalt war wohl die Klinge die samt Scheide am Gürtel befestigt wart. Denn ihr Knauf war schwarz und mit zwei goldenen sich kreuzenden Klingen versehen, die unter dem schwachen Licht der Stadtlaternen hin und wieder aufblitzten.

Die Gestalt verließ die Stadt mit einer entfachten einfachen Fackel in Händen gen Friedhof und begab sich in den alten noch mit Grabsteinen versehenen Teil dieses trostlosen Ortes.
An einem bestimmten Grabstein blieb er stehen und strich langsam über den Stein. Er befreite ihn von den Ranken und wusch mit Hilfe des Regenwassers die Schriftzeichen frei.

Es offenbarte sich der Schriftzug

„Leandra Teran, Frau von Merandor, Mutter von Richard und Hannah“

Wieder einmal durchzog ein längerer Seufzer den Alten. Trotz des Regens lüftete er seine Kapuze hob das Haupt gen Himmel und sprach als würde er jemanden dort sehen. „So lange bist du nun schon fort, so vieles ist seitdem geschehen. Wenn du es nur sehen könntest.
Hannah ist zur Frau geworden sie ist eine ausgezeichnete Handwerkerin, sehr geschickt mit der Lagerverwaltung und im Umgang mit den Finanzen des Bundes. Was wohl auch der Grund ist warum sie mit in die Ferne zog. Auch Richard zog es dorthin als der Siegelbewahrer zu den Waffen befahl. Du müsstest ihn sehen, das Schwert schwingt er mit einer Leichtigkeit wie es sein Vater niemals vermochte …“

Er stockte und seine Miene verzog sich vor Schmerz
„Wenn du doch noch hier wärst meine Leandra…“
Es folgte ein tiefer Luftzug eher gleich eines gewaltigen Donnergrollens ein Brüller in die Finsternis entwich „WENN IHR DOCH NUR ALLE HIER WÄRT!“

Nach diesem Schrei warf er sich die Kapuze wieder über während der Geste erkennt man deutlich einige Tropfen von den Wagen fließen. Ob jene vom Regen her rührten oder gar aus einer anderen Quelle stammten bleibt wohl der Gestalt Geheimnis. Die im nächsten Moment in der Dunkelheit verschwand …




Im Glauben liegt die Kraft

In den frühen Morgenstunden während das Licht und die Dunkelheit noch um die Vorherrschaft des Tages kämpfen bricht ein alter Mann in voller Rüstung vom Hause Veltenbruch her auf in Richtung Marktviertel. Er ließ sich deutlich Zeit und schien Servano in aller Ruhe beim Erwachen zu beobachten.

Je näher er dem Marktviertel kam desto umtriebiger wurde es. Er sah bereits einige Schmiede die ihre Essen entfachten und den ein oder anderen Ladenbesitzer der das Schild an der Tür bereits wendete.

Am Hauptplatzangekommen stellte er fest das bereits einige Händler ihre Stände aufbauten und sich schon der erste Bettler eingefunden hatte um das Mitglied der mithrasfürchtigen Bevölkerung auszunutzen.
Ihn selbst führte es jedoch quer über den Platz zum Tempel des Mithras. Dort angekommen nickte er dem wachhabenden Sonnenlegionär zu und zog daraufhin sein Schwert. Es war eines der Ratsschwerter des Bundes von einfacher Machart und doch robust und am Knauf mit dem Symbol der alten Bruderschaft versehen. Er begab sich auf ein Knie herunter, rammte die Spitze der Klinge in eine Ritze am Boden und lehnte die Stirn an den Griff.
Ein kaum hörbares Gespräch begann…

„Mithras, mein Herr. Ich danke dir für all deine Gaben, ich danke dir für meinen Sohn und meine Tochter und das du mich finden hast lassen die Frau meiner Träume und doch stehe ich heute hier und erdreiste mich dich um ein Zeichen zu bitten. Ich habe in deinem Namen mein Leben gelebt. Habe seit ich ein Schwert führen kann deine Ordnung gegenüber all jenen verteidigt die sich in den Wäldern, Bergen und Städten Nortgards gegen dich und dein Reich erhoben haben. In deinem Namen habe ich innerhalb des Bundes der wachenden Schwerter die jungen Anwärter ausgebildet die nun als deine Streiter in einem fernen Land dein Banner tragen. Selbst als du meine Frau viel zu früh zu dir genommen hast, habe ich nicht an dir gezweifelt denn du besitzt die Weisheit welche ein einfacher Mann wie ich nicht zu erkennen vermag. Dennoch erbitte ich nun dieses Zeichen von dir.
Soll ich die Auflösung des Bundes der deine Ordnung seit Jahrhunderten verteidigt, dein Volk schützt wo es der Adel versäumte auflösen da es an Streitern mangelt.
Oder soll ich meinen Verbleib in Ahmran als Zeichen für meine eigentliche Aufgabe – den Wiederaufbau – deuten?“

Mehr als eine Stunde mag er dort noch geblieben sein, stumm, kniend auf eine Antwort wartend.

Als er schließlich enttäuscht wieder ins Haus Veltenbruch zurückkehrte fand er auf dem Esstisch eine Nachricht die an ihn adressiert war…




Hoffnung keimt auf

Der Nachricht von Herrn Veltenbruch folgend hatte er denn jungen Askir am heutigen Abend vor das Haus Veltenbruch bestellt.
Er war überrascht das jemand geantwortet hatte und doch war er sich unsicher.

War er nur ein Aufschneider, ein Spion gar der sich so in den Bund und gleichsam ins Haus Veltenbruch einschleichen wollte? Wer weiß in diesem Hort der Schlangen war wahrlich alles möglich.

Die nachmittäglichen Stunden vergingen recht schnell, er hatte ja auch genug zu tun. Schließlich wurde es Abend und er begab sich zum Treffpunkt dort angekommen fand er bereits den Jungen vor. Entgegen der weit verbreiteten Vorurteile über die Jugend Löwensteins war der junge Mann mehr als pünktlich. Er war schlicht aber ordentlich gekleidet, sauber und sehr gesprächig.
Die beiden schlugen den Weg in Richtung der Taverne „zur klingenden Münze“ ein und begannen ein Gespräch das sich über mehr als 3 Stunden hinziehen sollte. Sie sprachen vom Bund, von der Ausbildung, den Idealen der Bruderschaft der wachenden Schwerter und so manches mehr.je weiter sie sich in dieser Thematik vertieften desto deutlicher trat ein interessiertes Funkeln in die Augen des jungen Mannes.
Am Ende des Gesprächs wart Askir im Bund ausgenommen und die beiden Krieger marschierten zum Sitz der Veltenbruchs zurück in welchem das neue Mitglied den heiklen Fragen von Theresia und Albert Veltenbruch stellen musste, während sein neuer Meister nach draußen verschwand.

Würde man den wachhabenden Sonnenlegionär im Tempel des Herrn fragen so würde dieser die Auskunft erteilen das kurz nach dem Verschwinden Merandors aus dem Haus im alten Viertel, ein Mann mit den Symbolen des Bundes der wachenden Schwertern im Tempel eintraf und dort bis in die frühen Morgenstunden dem Herrn im stillen Gebet dankte.
"Ich werde euch den Weg weisen, doch gehen müsst ihr ihn selbst."
Merandor Teran
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Der Weg eines Mannes - von Telandrion - 18.06.2013, 19:26
RE: Der Weg eines Mannes - von Telandrion - 18.06.2013, 20:53
RE: Der Weg eines Mannes - von Telandrion - 24.06.2013, 12:28
RE: Der Weg eines Mannes - von Telandrion - 24.06.2013, 14:47
RE: Der Weg eines Mannes - von Telandrion - 26.07.2013, 18:06



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