FSK-18 Träume
#28
Träge wie ein dickes Walross, dreht sie sich unter den Fellen herum. Ein leises Schnuppern dann vergrub sie ihr Gesicht in den Kissen. Es war als wäre er erst vor ein paar Minuten gegangen. Sein Duft war überall. Aber vor allem in den Kissen. Sie zog die Luft tief ein und schnurrte dann wohlig. Seid ihren letzten gemeinsamen Stunden, war sie nicht mehr aufgestanden. Er war schon lange wieder in Servano. Verdammtes Servano. Verdammte Grenze. Verdammte Pflichten. Ihr nackter Körper räkelte sich unter einem dicken Wolfsfell als sie sich genüsslich streckte. Sie würde langsam aufstehen müssen. Obwohl es nichts zutun gab. Aber irgendwann war immer der Zeitpunkt gekommen, wo man würde aufstehen müssen. Und so brachte sie sich in eine sitzende Position und spähte durch das verdunkelte Zimmer. Die dicken Vorhänge sperrten den Hauptteil des Tageslichtes aus. Es war wie eine dustere, kuschlige Höhle. Weit weg von Löwenstein und all dem Stress. Ein Ort des Friedens, den sie nur ungern verließ.
Das alte Abendessen stand immer noch auf dem Stuhl. Ob es wohl noch essbar war? Nicht mehr frisch aber für den Hunger würde es reichen. Und so krabbelte sie ans Fußende des Bettes, griff nach dem Tablett und macht es sich dann wieder im Bett gemütlich. Ein misstrauisches Schnuppern an Käse und dann biss sie schon davon ab.
Morkander hatte für eine wundervolle Ablenkung gesorgt, als sie eigentlich hätte nachdenken müssen. Allein bei dem Gedanken wurde sie wieder kribbelig. Aber Flynn hatte ihr zwei Aufgaben gestellt. Die ersten auf dem Weg zur Wächterin des Rabenkreises.
Sie wollte ein Opfer. Also eigentlich nicht sie... sondern die Götter. Zuhause sagte man immer. Opfere etwas von dir selbst, wenn es dir ernst ist. Denn auch die Götter geben einen Teil ihrer Selbst um dir beizustehen und deine Bitten zu erhören. Sie betrachtete einen Moment ihre linke Hand die den Käse hielt. Nachdenklich biss sie nochmal ab und brummte nachdenklich auf, während ihr Blick an ihren Fingern hing, als würde sie eine Auswahl treffen. Doch das würde nicht reichen. Immerhin ging es um den Rest ihres Lebens. Was war ihr noch wichtig? Geld?... natürlich. Aber würden die Götter so etwas annehmen? Blutwurst und Krapfen! Hm... schon eher. Ihre Freunde? Ich glaube da würde Flynn nicht mitspielen. Auch wenn der Gedanke an einen nackten, an einen Fels gebundenen Ceras etwas hatte. Sie kicherte in den leeren Raum hinein.Vielleicht würde sie noch etwas erjagen können um Artio gefällig zu sein. Sie hatte schon mal das noch warme Herz eines Wolfes geopfert und es hatte sogar geholfen.
Ihre rechte Hand wanderte hinauf zu ihrem Nacken. Legte sich auf die tätowierte Tatze auf ihrem Schlüsselbein.
"Den Bund mit Morrigú hast du deinem Vater zu verdanken. Es liegt dir im Blute. Und dein Blut singt für die dunkle Göttin." Das hatte ihre Mutter ihr damals gesagt, als sie ihr, gerade alt genug, erklärte welche Schicksalsgötter ihr nach der Geburt gewiesen wurden.
Ihr Vater ging den selben Weg den nun auch sie einschlug. Nicht Nikolaj... nein. Ihr richtiger Vater. Der Mann der damals ihre Mutter erjagte und sie kurz darauf, schwanger wie sie war, wieder verließ. elender Bastard.
Sie kannte ihn nicht und hatte es nie gewollt. "Du bist umtriebig, ungeduldig und leidenschaftlich wie er. Du kennst ihn bereits. Ihr seid Spiegelbilder. Ich könnte dir nichts von ihm erzählen, was du nicht schon wüsstest, denn ihr seid ein Blut."
Hach Mama. Elda seufzte einmal schwer dem Käse entgegen. Keine große Prophezeiung aber vielleicht war es ihr auf diese einfache Art, nur durch das Blut, dass durch ihre Adern floss, vorbestimmt den Weg eines Druiden zu gehen. All die Jahre die sie in der Gosse verbrachte, waren vielleicht nur die erste harte Schule gewesen. Die Zeit in der sie das Elend erfuhr. Und nun war die Zeit diesem Elend Einhalt zu gebieten. Diesen götterverlassenen Menschen Hoffnung zu geben. Oder sie würde auf die Schnauze fliegen wie immer...
Murrend schob sie das Tablett zur Seite. Gefährlich nahe an die Bettkante und verkroch sich wieder in den Kissenhaufen der diesen Duft von Heimat trug. Dieser unsichtbare Abdruck des Mannes, der nur mit seiner Anwesenheit ihr Herz zum singen brachte. Der ihr mit einer Berührung nur, einem Kuss allein, den Boden unter den Füssen wegziehen konnte. Sie vermisste ihn jetzt schon wieder. Und bald würde sie wieder in Servano sein. Vermutlich dann, wenn er nach Greifanger zurück käme. Verdammtes Servano. Verdammte Grenze. Verdammte Pflichten!
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Träume - von Elda Abendroth - 14.06.2013, 12:22
RE: Träume - von Elda Abendroth - 24.06.2013, 12:20
RE: Träume - von Elda Abendroth - 10.07.2013, 12:31
RE: Träume - von Elda Abendroth - 12.07.2013, 13:24
RE: Träume - von Elda Abendroth - 14.07.2013, 14:27
Eldas Geburtstag - von Elda Abendroth - 15.07.2013, 13:15
RE: Träume - von Elda Abendroth - 16.07.2013, 12:34
RE: Träume - von Elda Abendroth - 18.07.2013, 14:51
RE: Träume - von Elda Abendroth - 21.07.2013, 13:22
RE: Träume - von Elda Abendroth - 22.07.2013, 16:41
RE: Träume - von Elda Abendroth - 27.07.2013, 15:17
RE: Träume - von Elda Abendroth - 31.07.2013, 18:24
RE: Träume - von Elda Abendroth - 01.08.2013, 16:55
RE: Träume - von Elda Abendroth - 06.08.2013, 14:56
RE: Träume - von Elda Abendroth - 08.08.2013, 18:07
RE: Träume - von Elda Abendroth - 10.08.2013, 15:08
RE: Träume - von Elda Abendroth - 12.08.2013, 15:16
RE: Träume - von Elda Abendroth - 16.08.2013, 13:50
RE: Träume - von Elda Abendroth - 19.08.2013, 11:15
RE: Träume - von Elda Abendroth - 19.08.2013, 17:27
RE: Träume - von Elda Abendroth - 22.08.2013, 10:32
RE: Träume - von Elda Abendroth - 29.08.2013, 10:29
RE: Träume - von Elda Abendroth - 03.09.2013, 16:37
RE: Träume - von Elda Abendroth - 19.09.2013, 14:11
RE: Träume - von Elda Abendroth - 07.11.2013, 00:44
RE: Träume - von Elda Abendroth - 10.05.2014, 13:04
RE: Träume - von Elda Abendroth - 28.06.2014, 15:56
RE: Träume - von Elda Abendroth - 08.12.2014, 19:20
RE: Träume - von Elda Abendroth - 04.07.2015, 15:23



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste