FSK-18 Träume
#27



Ihre Hand juckte. Ein unerträgliches Ziehen, dass sie einfach nicht vollends in den Schlaf gleiten lies. So sehr dieses Gefühl in ihrer linken Hand kribbelte, so spürte sie das Zupfen an ihrer Seele. Als wolle etwas sie wecken, weg ziehen und irgendwo hin führen, wo ihre Gedanken Erleichterung fänden. Und doch war sie in diesem Halbtraum gefangen. Das Unterbewusstsein ließ Morrigùs Vision Revue passieren. Führte ihr alles vor Augen. Dort war das kleine Frettchen mit dem hellen Fell und der edle Pfau der sein prachtvolles Federkleid zeigte. Ein Schnauben aus den Nüstern des dunklen Hengstes. Am liebsten wäre sie auf dessen Rücken geklettert und wäre davon geritten. Begleitet von Flügelschlag des roten Raben. Und eben dieser Rabe legte im Moment schützend seine Flügel um sie. Die langen, weichen Feder umschmiegten ihren Körper. Dann wurde es schwarz und alles war wie immer.
Wie in fast jeder Nacht kam er zu ihr. Quälte ihre Seele und verschaffte dieser sogleich Linderung.
"Anführen kann einsam machen, doch etwas zu verlieren..macht noch viel einsamer..."
Arden sprach zu ihr. Doch waren es die Worte des Schamanen die von seinen Lippen kamen. Das Gesagte hallte ewig in ihren Gedanken. Was wollte Morrigù ihr damit sagen? Sie erkannte den Sinn dessen nicht. Noch nicht. Die Zeichen wusste sie zu deuten, doch diese zu einem ganzen Bild zusammen zu fügen, fiel ihr unendlich schwer. Die Bilder wechselten, die Sicht verschob sich. Und dann sah sie Sein Gesicht...
Elda hatte schon fast vergessen wie er aussah. Die ausdrucksstarke Form seiner Wangen und Stirn. Die gerade Nase, dem Schnabel eines Adler gleich. Und über diesen thronten diese gefährlich schönen Augen. Das tiefe grün, in das sie schon so oft versunken war. Sie weinte vor Freude, es war als wäre er wirklich. Sie musste nur die Hand ausstrecken um ihn zu berühren. Warum erst jetzt? Nach all der Zeit? Ein unwirkliches Wiedersehen, dass sie so sehr in wachem Zustand ersehnte. Das Krächzen des roten Raben war zu hören, als er dem Blonden einen gewissen Platz an ihrer Seite zugestand.
Konstantin nahm sie in die Arme. Er wiegte sie wie eine Mutter ihr weinendes Kind wiegen würde. Seine Wärme, der wilde Moschusduft, das Klopfen seines starken Herzens. Überwältigend. Beängstigend. Sie war wieder eins. Ihre andere Hälfte war wieder da. Sie war wieder Ganz und ihr Innerstes sang vor Freude.
Diese vertraute, liebevolle Nähe hielt eine Ewigkeit an, bevor er wieder einfach so verschwand. Nein... nicht gänzlich... Die Fratze eines grauen Wolfes blickte ihr entgegen. Das Tier war so groß, beinahe auf Augenhöhe mit ihr. An atmen war nicht zu denken. Erst als der Rabe wieder auf ihrer Schulter saß, kehrte des natürliche Instinkt zurück, ihre Lungen mit Luft zu füllen. Die Lefzen des Wolfes hoben sich und kehlig knurrend sprach er mit Konstantins Stimme zu ihr.
"Kehre zurück zum Ursprung, Elda. Vergiss nicht was du bist... Was du immer sein wolltest. Lass die Stadt zurück. Lass mich zurück..."
Aus weiter ferne hörte sie das Rufen einer Eule, dann Flügelschläge. Und sie war wach...

Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um. Einen Moment blieb ihr das Herz stehen. Dann die Erkenntnis. Es war Morkander der dort lag. Er war Ihm nicht unähnlich, doch der rote Schimmer im Haar des Druiden machte den eigentlichen Unterschied sichtbar, der vor allem in ihrer Art lag.
Ihre Finger strichen sacht seine Wange entlang. Er würde die Zukunft sein. Irgendwann, das wusste sie. Ihr Herz sang bereits in seinem Takt.
Sich von seinem Anblick losreißen müssend, erhob sie sich vorsichtig.
Sie nahm nur das nötigste mit. Die warme Luft dieser Nacht kündigte den kommenden Sommer an. Sie würde nicht frieren. Und so verließ sie die Stadt, ließ die dicken Mauern hinter sich. Der Wolf vor ihrem inneren Auge führte sie. Die Erinnerung an Konstantin leitete sie an... zurück zu sich selbst.
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Träume - von Elda Abendroth - 14.06.2013, 12:22
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