FSK-18 Träume
#17
~Musik~

Kleine, nackte Füsse traten tiefe Abdrücke in das weiche Moos.
Ein dünner Ast knackte und ein galatischer Fluch war zu hören.
Schmale, blasse Hände legten sich an den starken Stamm einer großen Birke.
Weiss auf weiss.
Die Sonne blitze immer wieder zwischen dem Blattwerk hindurch.
Schatten und Licht tanzten auf dem dunkelgrünen Boden der Lichtung,
auf den Rinden der Bäume, dem feinen Staub der Pollen in der Luft
und auf der zarten Haut der Kinder, die sich in dem Wäldchen herum trieben.
Man hörte das Rauschen des Meeres, nicht sonderlich fern von hier.
Das schallende Lachen eines jungen Mädchens.
Ein Flötenspiel säuselte freudig durch die Frühlingsluft...
Und alles hatte seinen Ursprung auf der moosbewachsenen Lichtung.

Die Musik setzte aus, genau wie das Lachen und Glucksen.
Sommersprossige Nasenspitzen berührten sich sacht.
Große, runde Augen in der Farbe von Haselnüssen, blickten in Augen,
welche den Schimmer des Grases wiederspiegelten.
Die vom Leben noch so unbefleckten Lippen, betasteten einander.
Ein so unverdorbener, schöner Moment.
Gowan liebte das Mädchen.
Soweit wie ein junger Mensch Liebe kennen konnte.
Er bewunderte ihr schimmerndes Haar, welches heller und röter war,
als das der meisten anderen Mädchen hier.
Man hatte sie gehänselt und ausgelacht, weil sie nicht sonderlich hübsch war.
Für ihn war sie die schönste Erscheinung die er kannte...
Ihr erster Kuss sollte die Tränen vertreiben und die Sorgen aus ihren Gedanken pusten.

Die letzten Erinnerungen an ihre schöne, grüne Heimat. Ihr brach das Herz als die Bilder verblassten und sie in Amhran aufwachte...


Es musste kurz vor Sonnenaufgang sein. Der Raum hellte sich langsam auf, als durch die kleinen Fenster der erste lichte Schimmer drang. Ein dumpfer, tauber Schmerz pochte in ihrem rechten Bein, als wolle er sie an etwas erinnern. Sie lag da wie sie eingeschlafen war. Die Nasenspitze an seinem blonden Haar. Ihre Nasenflügel blähten sich etwas, als sie seinen Geruch einsog.
Es waren diese Momente in denen er ihr nicht ausweichen konnte. In denen er nicht bösartig, verletzend und kühl sein konnte, die sie Kraft tanken liessen. Wenn er schlief, konnte sie Frieden mit ihm schließen. Ihm unbeschwert nahe sein und für einige Stunden ihre seltsame Art von Beziehung bei Seite schieben. Mit verschlafenen Augen hob sie etwas den Kopf um an sich hinab zu schauen. Ah, nun wusste sie wieder woher der Schmerz kam.

"...dass ich nicht gut für dich bin. Dir nur wehtue."

"Vielleicht... ist es gerade das was ich will."


Und genau das wollte sie. Sie wusste nicht woher dieses Verlangen kam sich ihm selbstmörderisch auszuliefern. Doch es war da. Es zerrte und riss an ihren Gefühlen und Gedanken. Sie hatte die leise Ahnung, dass sie es tatsächlich irgendwie genoss. Diese Angst, die Zurechtweisungen und das Gefühl ihm völlig unterlegen zu sein. Der Schmerz... das war ein komplizierterer Punkt. Es schien zeitweise als hätte er einen sadistisches Vergnügen daran gefunden ihr weh zu tun. Und anderer seits gab er ihr das Gefühl sich um sie zu sorgen, sie schützen zu wollen. Vor allem vor sich selbst. Es war so verdammt verwirrend. ER war so verdammt verwirrend.
Sie dachte immer sie kenne ihn inzwischen. Könnte ihn gut einschätzen. Und im nächsten Moment kippte seine Stimmung ins andere Extrem. Entweder sie verbrannte sich die Finger an seiner Wut oder seine Zuneigung umschmeichelte sie warm und lies sie sich geborgen fühlen.
Sie konnte einfach nicht durchschauen welches Spiel er mit ihr trieb.
Log er sie an, wenn er von Liebe sprach?
Waren die liebevollen, zärtlichen Momente nur vorgetäuscht, um sie zu besänftigen und im nächsten Moment wieder ein Messer in ihr Herz zu stossen?
War sie wirklich nur das nervige, kleine Mädchen mit dem er ab und an seinen Spaß hatte?
Das er nach seinem Willen manipulieren konnte?
Eigentlich müsste sie mit ihm darüber reden....
Reden! Geredet hatte sie so viel in letzter Zeit. Venthos war der mit dem sie über Dinge sprach. Konstantin war eher der mit dem sie Dinge tat. Es war immer anstrengend mit ihm über so etwas zu reden. Es raubte der ganzen Sache die Aufregung, die Überraschungen und lies ihre Beziehung irgendwie plump und alltäglich erscheinen. Und sie sollte doch etwas Besonderes sein. Zumindest redete Elda sich das ein.

Sie kuschelte sich etwas fester an ihn. Die letzten Augenblicke genießen, ehe er aufwachen würde und wieder so unendlich weit weg schien. Gänzlich außerhalb ihrer Reichweite...

Und trotz allem, in diesem besinnlichen, ruhigen und irgendwie intimen Moment, kam ihr nun wieder Venthos in den Sinn oder besser gesagt die Tatsache, dass sie Konstantin so furchtbar hinterging. Sie wünschte sich Ehrlichkeit von ihm und selbst verstrickte sie sich immer tiefer in Lügen. Sie hatte jede Wunde verdient, die Konstantin ihr je zugefügt hatte. Jede Narbe die ihren Ursprung bei ihm hatte, war die Strafe für ihren Betrug.
Und wenn es so weiter lief wie bisher, müssten noch viele Weitere folgen um ansatzweise auszugleichen, was für ein hinterlistiges Spielchen sie trieb.
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Träume - von Elda Abendroth - 14.06.2013, 12:22
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