FSK-18 Träume
#13
Die federleichten Schritte seiner Absätze klackerten über den gefliesten Boden. Ein Mosaik aus Millionen von Scherben schufen ein puzzelartiges Abbild einer sich räkelnden, nackten Frau am Boden.
Klack...klack...klack...
Die Schritte kamen immer näher, hallten von hohen Wänden zurück und überschlugen sich zu einer verstörenden Musik. Dazu gesellte sich ein melodisches Pfeifen. Leichthin gepfiffen, wie bei einem alten Mann der durch den Stadtpark spazierte.
Klack...klack...klack....klack... und Stille. Er stand neben ihr, seine Pfiffe verstummten. Seine Lederhose knirschte leise, als er, neben ihr, in die Hocke ging.
"Ach Kleines... warum so traurig?", drang seine tiefe, leidenschaftslose Stimme an ihre Ohren. Sie spürte seine langen Fingernägel an ihrer Schulter. Träge strichen sie die Haut ihres Armes hinab. Hinterliessen dünne, brennende Linien.
"Sag bloß du hast dich verliebt!", ein düsteres, herablassendes Lachen.
"Ach wie niedlich.... Weißt du? Ich hab ihn gesehen. Er ist so anders als ich, Liebchen. Willst du mich kränken?"
Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als erwarte sie einen Schlag von ihm.
"Niemals...", hauchte sie untertan und duckte sich unter ihm.
"Doch, doch... ich glaube du willst mir Eins reinwürgen. Ach Elda... Liebchen... Warum nur?, erklang seine Stimme, gespickt mit einem tiefen Schmunzeln.
"Wie heißt er noch gleich? Konstantin?" Wieder das herablassende Schmunzeln.
"Und wie behandelt er dich? Bezahlt er dich? Nein? Ach Liebchen..."
Seine Hand strich über ihren nackten Körper. Hinterließ eine marternde Spur von Schmerz auf ihrem Rücken. Ihre Narben, welche sonst kaum erkennbare, weisse Streifen waren, wölbten sich seiner Handfläche entgegen, als begrüßten sie ihren Meister respektvoll. Sie war ihm hörig. Ihr Körper nahm nur noch Befehle von ihm entgegen.
"Arden...bitte...", hauchte sie ihm flehend entgegen. Ihr Körper räkelte sich unwillkürlich unter seiner qualvollen Berührung.
"Du gibst dich einem Waldschrat hin, ohne Münzen einzusacken. DAS hätte ich nun nicht von dir erwartet. Es scheint wohl tatsächlich... Liebe zu sein." Er hob sie hoch und setzt sie sich auf seinen Schoß. Wie eine leblose Puppe, hing sie dort. Ihre Augen waren stumpf und voller Furcht. Ihre Lippen öffneten sich einen deut, als wolle sie etwas erwidern. Ihm widersprechen. Konstantin verteidigen. Doch als sich die Spitze seines Zeigefingers auf ihre Unterlippe legte und die noch junge Narbe dort entlang strich, waren alle Worte aus ihrem Kopf verschwunden. Als hätte er ihr ihre Stimme genommen.
Sie sah zu ihm auf. Sie konnte gar nicht anders. Und da war es. Dieses schöne Gesicht. Das vermutlich schönste Gesicht, dass sie je erblickt hatte. Beinahe weisse Alabasterhaut spannte sich attraktiv über hohe, spitze Wangenknochen. Die tiefgrünen Augen, wie ein alter Weiher irgendwo inmitten eines unentdeckten Waldes. Sie brannten vor Macht, Grausamkeit und Überlegenheit. Sahen auf sie hinab, über eine schmale, gerade Nase, durch ein dichtes Gewirr von langen Wimpern, wie sie kaum ein anderer Mann hatte. Sein Haar fiel glatt um sein Antlitz. Umrahmten es kunstvoll in tiefem Schwarz. Es lag lang über seine Schultern, wie pechschwarze, gesponnene Seide. Es war als wäre er nur geschaffen worden um Frauen zu verführen und in sein Netz zu spinnen. Ein ganzes Jahr lang war diese Schönheit, allein ihr vorbehalten gewesen. Ein grausames Jahr... Und doch vermisste sie es. Sie vermisste es, nicht selbst denken zu müssen. Keine Verantwortung, keine Gedanken... kein eigener Willen. Nur seine Befehle, Küsse und Schläge.
"Meine kleine, galatische Puppe", säuselte er. "Du bist gewachsen. Gereift... und nun muss ich dabei zusehen, wie jemand anders meine Ernte einfährt. Warum hast du mir das angetan?" Ihr schossen die Tränen in die Augen, als seine Hände sich grob auf ihre Brüste legten. Wieder spürte sie seine langen Fingernägel und wie sie sich in ihre Haut gruben. Sie war völlig willenlos dem Toten gegenüber. Sie wünschte sich so sehr, sie könne einfach aufwachen und ihm entfliehen. Weck mich auf... bitte, weck mich auf..., schrie sie innerlich, als ihr alter, toter Freund sie nahm. Grob, hart und lieblos wie nur er es konnte.
"Ich hab dich getötet.... lass mich in Frieden, Arden! Ich habe dich getötet!"

Plötzlich war aller Schmerz vorbei. Nur ein dumpfes Gefühl der Panik durchfloss ihren zitternden Körper, als sie endlich aufwachte. Die weit aufgerissenen Augen, sahen sich sofort sorgenvoll um. Suchten nach dem dunklen Mann aus ihren Träumen. Doch fand sie nur Konstantin. Sie lag immer noch in seinen Armen, hörte seinen Herzschlag und spürte seinen unglaublich warmen Körper an ihrem. Er hatte tatsächlich Wort gehalten. Es überraschte sie, das sie darüber überrascht war. Ihre rehbraunen Augen sahen zu ihm hinauf. Er schlief immer noch. Und nicht mal er konnte sie vor ihren Träumen beschützen.
Wunsch Nummer Drei... als sie darüber nachdachte, was es wohl seien könnte, verschwand ihr alter, grausamer Bekannter aus ihren Gedanken und sie schlief wieder ein, ohne es überhaupt zu merken.
Still, dunkel und traumlos...
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Träume - von Elda Abendroth - 14.06.2013, 12:22
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