FSK-18 Träume
#11
"Wer seid ihr füreinander?"

Sie spürte seinen Herzschlag an ihrer Wange, als die Frage durch ihre Gedanken hallte. Es schlug schnell, aufgeregt und unstet. Wegen ihr? Natürlich wegen ihr! Neben seiner festen Umarmung, schlang nun auch der nächtliche Schlaf seine Arme um sie, sodass sie wieder ihren Träumen ausgeliefert sein würde.

Und da stand sie. Nackt, entblößt und verletzlich. Sie war in diesem Moment jede Elda, die sie vorgab zu sein, auf einmal. Da war der eiskalte Blick der Meuchlerin, das verführende Lächeln der Hure, das abschätzende Mustern der Diplomatin. Sie war die fröhliche, liebe Elda, die Anabella und Carmelina kannten. Das kleine verstörte Mädchen, das Nikolaj einmal kannte und die berechnende Verbrecherin, zu der er sie gemacht hatte. Die Elda die Konstantin kannte, in all ihren Facetten... die Liebhaberin, die scheue Wildkatze, die Jägerin. Sie war die stolze Galatierin, die stolze Löwensteinerin. Das vorsichtige Mädchen aus der Gosse und das scheue, kleine Reh das sich am tiefsten in ihr verkrochen hatte, das in den letzten Wochen aber zu oft an die Oberfläche brach.
Es war als stünden sie alle um sie herum. Musterten sie kritisch, wogen ihren Wert ab und versuchten in ihre Seele zu blicken. Sie zu erforschen, zu sezieren, vor sich auszubreiten und jedes Fünkchen ihres Seins zu analysieren. Warum liebte sie Konstantin? Warum konnte sie Venthos nicht lieben? Warum hasste sie Annalope? Warum konnte sie niemandem vertrauen? Niemandem außer ausgerechnet Nikolaj? Warum hatte sie damals auf ihren Großvater gehört und war nach Amhran gekommen? Was wollte sie hier? Was konnte sie erreichen? So viele verdammte Fragen und sie prasselten wie Hagel auf sie ein. Von allen Seiten hinterfragte sie ihr gesamtes Tun. Jede Aktion und Reaktion. Sie wand sich schmerzhaft unter ihren Gedanken.
Seltsamerweise wusste sie, dass sie schlief. Dennoch spürte sie Venthos Arme an ihrem Körper und seinen regelmäßigen Atem an ihren Haaren. Und doch war sie hier in dieser leeren Einöde und ließ sich von ihren Gefühlen bombardieren.
Die Liebhaberin schrie sie an sie solle aufwachen, Venthos weg stossen und ihn nie wieder an sich heran lassen. Der Andere wäre ihre Zukunft. Der Wilde, der Schöne... er war es dem ihr Herz gehörte. Die Mörderin lachte sie aus. Er würde ihr Tod sein. Eines tage würde der Hund sie töten und vermutlich würde nur Venthos' Schutz dazwischen stehen um ihr kümmerliches Leben zu retten.
Sie sah sich ängstlich um. Ihr Ebenbild stand überall. Wo sie auch hinschaute, Elda war da und redete auf sie ein. Und plötzlich drängte sich eine Gestalt dazwischen. Eine männliche Gestalt. Er nahm sie auf den Arm, hielt sie fest und brummte ihr beruhigend zu.
Sie spürte seinen kurz gestutzten Bart kitzelnd an ihrer Stirn. Sie roch an ihm und sofort wusste sie wer er war. Ihr gesamtes Inneres krampfte sich zusammen. Sie spürte seine Fingernägel und wie sie sich in ihr Fleisch gruben.
Und auf einmal war alles wieder da. ER war wieder da! Das konnte nicht sein. Sie hatte ihm damals in die Augen geblickt, als das Leben aus eben diesen floss.
Ihre Haut brannte, ihr ganzer Rücken schien wie in Flammen.
"Ich bin wieder da, mein Herz..." säuselte eine dunkle Stimme. Sie bekam eine Gänsehaut, als dieser Klang durch ihren Körper fuhr. Diese düstere, lüsterne, eiskalte Stimme, die mit einem Wort Stahl zerschneiden könnte. Die Macht dazu hatte diese Stimme... und noch mehr Macht der Mann dahinter.
"Du dachtest du wärst mich los, was? Das die Träume von mir aufhören würden. Oh kleine Elda.... nach all den Jahren. Und doch begehrst du mich immer noch. Vermisst mich, den Schutz den ich dir gewährte, meinen Körper und die Schmerzen die ich dir zufügte"
Und tatsächlich tat sie dies. Jeden einzelnen Hieb, den er ihr über ein Jahr lang zugefügt hatte. Der Glanz seines rabenschwarzen Haares, und wie es vom Schweiß feucht wurde, während der Rohrstock immer und immer wieder.... NEIN! Sie hasste ihn! Sie hasste ihn so sehr... und sie vermisste ihn so sehr. Sie wusste es war nur ein Traum, also ließ sie sich willig von ihm verführen. Sie genoss das Gefühl seiner Männlichkeit, seiner geschickten Finger und jeden kleinen und größeren Schmerzes, den er ihr zufügte. Es war die pure Ekstase und der Hass, den sie für ihn fühlte, machte es nur noch besser. Sie verlor sich in diesem Traum, während sie in Wirklichkeit unschuldig und ruhig schlafend in Venthos Armen lag...

Nie wieder würde sie solch einen Mann treffen... sie wusste noch nicht recht ob das gut oder schlecht war.
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Träume - von Elda Abendroth - 14.06.2013, 12:22
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