FSK-18 Träume
#9
Laudanum... welch wundervolles Getränk. Es schmeck vorzüglich und hat die wundervolle Eigenschaft, jegliche Gedanken abzutöten, welche einem ungewollt den Schlaf stehlen. War eine ganze Flasche vielleicht zu viel gewesen? Nein... ganz sicher nicht. Es fühlte sich genau richtig an. Es fühlte sich an wie ein kuschliger, violetter Nebel der Elda einhüllte. Der seine starken, schützenden Arme um ihr Bewusstsein schlang und alle Erinnerungen, an diesen Abend, fern zu halten suchte.

Sie hatte die Flasche seit Wochen im Hafenkontor versteckt. Seid dem Vorfall mit Konstantin, hatte sie immer etwas da. Und so saß sie auf dem dreckigen alten Stuhl, die nackten Beine auf dem Tisch überkreuzt und und starrte in die Dunkelheit. Die Flasche war noch fast voll und sie hielt sie in ihrem festen Griff, als wäre dieses Stück Glas ihr Anker zum Hier und Jetzt.
Immer wieder gingen ihr die Ereignisse dieses Abends durch den Kopf. Alles davor ausgeblendet, sah sie nur was geschah als sie die Treppe hinauf ging. Sie hörte das Rumpeln der schweren Stiefel. Sie hörte Nikolaj brüllen "Du hast meine Identität gestohlen!" Dann sah sie den Wahnsinn in Konstantins Gesicht und alte, unwillkommene Erinnerungen schienen sie förmlich zu überfluten. Sie sah sein blankes Schwert, gezogen und bereit sinngemäß benutzt zu werden. Es war zu spät. Sie wusste in dem Moment, dass Konstantin nicht mehr zu erreichen war, egal was sie sagte. Dieses unberechenbare Monster hatte seinen Platz eingenommen und wollte nur eines... töten.
Träge hob sie die Flasche an die Lippen und nahm einen ordentlichen Schluck der seltsam-süßen Flüssigkeit.
Was hätte sie anderes tun sollen? Sie versuchte sich die Situation in allen Facetten auszumalen. Eine für sich selbst gültige Entschuldigung zu finden. Natürlich konnte sie gewissenlos auf einen anderen menschen schießen. Auf jeden aber doch nicht Konstantin. Aber er war unvorhersehbar in diesem Zustand. "Erschi..eß de...n Bastard!" Immer und immer wieder hallten Nikolajs Worte in ihrem Kopf umher. Nichtmal die viel zu hohe Dosis an Schlafmohn in der Flasche, konnten diesen Satz vertreiben. "Erschi..eß de...n Bastard! Erschi..eß de...n Bastard! Erschi..eß de...n Bastard!" Es hörte nicht auf. Was hatte sie nur getan? Sie musste doch auf Niko hören. Ihren Niko... der Mann den sie, wie einen Vater, lieben gelernt hatte. Und er lag dort, aufgespießt vom Schwert des Mannes, dem ihr Herz gehörte.
War der Abend wirklich so wirr gewesen oder setzte nun langsam die Wirkung ein?
Elda sah abschätzend auf die Flasche.
Sie stand an diesem Abend zwischen zwei heftigen Fronten. Im Auge des Sturmes, der jeden Moment drohte über ihr herein zu brechen. Und dann drückte sie ab. Sie wollte ihn doch nicht verletzen. Sie wollte nur, dass er von ihm abließ.
Ob Nikolaj ihr verzeihen würde? Vermutlich nicht. Da war immerhin noch das Miststück Annalope. Dieses verdammte Weib, das sich aufspielte wie die Königin des alten Hafens. Das würde sie ihr austreiben müssen.
Alles zu seiner Zeit...

Langsam schien die Droge ihre Wirkung zu zeigen. Ihre Gedanken drifteten immer weiter ab. Sie fühlte, wie eine der Katzen auf ihren Schoß sprang, doch registrierte sie es kaum. Sie war schon wieder ganz woanders.

Sie war in Nikolajs Zimmer. Sie lag zusammengerollt, wie ein Kätzchen, in ihrer Ecke, auf dem Lumpenberg am Boden, und tat so als würde sie schlafen. Sie hörte die schweren Schritte auf dem Flur. Ein, zwei...drei... vier... Vier Füsse, zwei Männer, stellte sie blitzschnell fest um sich auf das Kommende vorzubereiten. Er kam herein, der andere Mann hinterher. Mit ihnen eine fast greifbare Fahne von Alkohol, Tabakrauch, Schweiß und Blut. "Komm mit in's Bett, Püppchen" raunte er ihr zu und sie hob den Kopf. Den anderen Mann kannte sie nicht, doch das machte nichts. Nikolaj war ja da. Er war immer nett zu ihr gewesen.
Beide waren in dieser Nacht nett zu ihr... auch wenn sie sich heute nicht mehr an das Gesicht des Fremden erinnern konnte, noch an den Namen...


Die Flasche war nun fast leer. Hat sie das alles allein getrunken? Sie sah sich in der Dunkelheit um, als suche sie nach wem, der ihr das Laudanum weg gesoffen hatte. Doch sie war alleine...
"Es wird nicht mehr wie vorher..." murmelte sie einem unsichtbaren Zuhörer zu, ehe sie auf dem Stuhl in einen tiefen, Drogen durchtränken Schlaf fiel, aus dem sie so schnell nicht würde aufwachen... Immerhin war er traumlos....
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Träume - von Elda Abendroth - 14.06.2013, 12:22
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