Tugenden im Leben
#2
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Im nächsten Moment kam Marlon schwer polternd in die Kammer gestürzt. Marcus war verschwunden. Auf einem kleinen Tisch lag lediglich das Blutverschmierte Pergament, welchem man noch wenige leserlichen Zeilen abtun konnte.

„Dein We.. *Blutverschmiert* ..efindet sich in unserer Gewalt.
Wenn du sie lebend wiede... *hier ziert ein großer blutiger Fleck die nächsten Zeilen*


Du weißt wo du uns findest, Marlon!“


Die Fassungslosigkeit stieg in ihm auf. Wer würde es wagen die ehrenwerte Familie Jarcath zu berauben; vor allem um ein Menschenleben! Wo war Marcus hin? Die Gedanken formten große Furchen in seine Stirn. Angst kam in ihm auf, die Angst des Verlustes.
Sucht auf der Stelle meinen Sohn! Stellt das ganze Anwesen auf den Kopf! Fragt bei den Ganters nach! Tut alles! Schreie, als würde ein Kommandant seine Truppe zusammen falten schallten im Morgengrauen durch das ganze Anwesen. Reges Treiben wurde abgelöst von bellenden Befehlen und die Ausführung der Wachmänner.

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In diesem Moment stand Marcus in der Rüstkammer, gerüstet in gepanzerter Lederkluft betrachtete er den Dolch in seiner Hand. Er war nicht mehr Blut verschmiert. Gründlich hatte er den Dolch der Entführer gereinigt. Er schwor sich diese Tat nicht ungesühnt zu lassen. Der Vulkan der in ihm bedrohlich nahe vor dem ausbrechen war, tat sein übriges und vernebelte seine Gedanken derart, dass seine Sinne geschärft und mit dem einzigen Plan behaftet waren, seine Mutter zu retten. Bevor irgendjemand ihn in der Rüstkammer auffinden konnte, war Marcus wieder spurlos verschwunden. Den ganzen Tag blieb die Suche erfolglos. In den Abendstunden saß Marlon in sich zusammen gekehrt in seiner Stube in dem mit Wolfsfellen ausgedeckten Sessel. Der Kopf lag schwer in der Handflächen. Keine der Angestellten wagte es, ihn auch nur ansatzweise stören zu wollen.


'Die Klinge in Blut Getränkt'

Völlig auf sich allein gestellt rannte Marcus ohne Unterbrechung durch die Täler mit ihren Wiesen und Feldern, durch die Wälder mit den teilweise uralten Bäumen. Es kam ihm vor, als wäre er den ganzen Tag gerannt. Als er irgendwann einfach aus dem Lauf heraus zusammenbrach und einige Schritte weit über den feuchten Boden stürzte blieb er Regungslos, aber mit brennenden Lungen liegen. Die Kontrolle über seinen Körper war verloren, die Augenlider fielen zu.

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Du legst bald besseres Benehmen zu Tage als dein Vater. Du bist wahrhaftig ein besonderes Geschenk.
Donnernd kamen die Worte seiner Mutter in den Sinn. Sie hat sich viel Zeit für ihren einzigen Sohn genommen. Die Zeit die Marcus mit ihr verbrachte, war fernab des harten Trainings wie ein Ausgleich. Obwohl er sehr viel lernen musste schien er die Zeit mit seiner Mutter sichtlich zu genießen. Er konnte sich nie vorstellen, wie es mal wäre, ohne ihre aufmunternden Worte und die stetige Zuwendung zu leben.

Bald wirst du ein nettes Mädchen kennenlernen und ein guter Ehemann sein.
Pochend flackerten die Worte auf, so als wäre es die Selbstverständlichkeit der Mutter gewesen, dass ihr Sohn diese Prophezeiung erfüllen sollte. Hatte er sich jeher Gedanken darüber gemacht sich um Mädchen zu kümmern? Nein. Im Vordergrund stand das harte Training und die Lehrstunden bei seiner Mutter.
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Tugenden im Leben - von Marcus Jarcath - 08.06.2013, 05:08
RE: Tugenden im Leben - von Marcus Jarcath - 10.06.2013, 04:58
RE: Tugenden im Leben - von Marcus Jarcath - 13.03.2014, 21:26



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