FSK-18 Grübeleien
#15
Sulis Leuchten drang mit zwar zunehmend weniger Wärme, aber ungebrochenem Willen und Helligkeit über die Dächer der Neustadt, beschien die Straße und brach sich in den Fenstern der andren Häuser. Und so wie das Licht ein wunderschönes Wechselspiel in den Schatten der Stadt darstellte, so war auch ihre emotionale Verfassung ausgeglichen. Endlich wieder. Trotz aller unangenehmen Umstände.
Sie träumte vor sich hin. 2 Dinge und sie hatten wieder einmal alles verändert. Der Schlaf war zurückgekommen und vor allem die Ruhe und Gewissheit Galates Augen auf ihr ruhen zu spüren. Es waren nur Wimpernschläge. Der Moment wenn man in den Schlaf hinabgleitet und die Welt um einen verschwindet und der Augenblick wo der schlaf gewichen ist aber man noch nicht in der irdischen Welt angekommen war. In den Augenblicken war nur eines vorhanden. Der Teil von ihr der aus Galates Atem geschaffen war. Alles andre: ihr Leib und die Gaben der andre Götter waren schneller. Sie war sich sicher dass in ihren Träumen, im Schlaf, sie die Grenze überschritt nach Arkadien. Und wenn sie zurückkehrte dann geleitete Galates sie sanft zurück in ihren Körper und dieser winzige Moment gehörte nur ihnen beiden.
Sie liebte alle 21. Sie gehörte nun ihnen. Sie war geschaffen aus 7 von ihnen und sie hatte allen Mondwächtern die Hand gereicht. Aber einige standen ihr doch deutlich näher. Und in der momentanen Phase ihres Lebens und wohl immer in den nächtlichen und morgendlichen Stunden, war es Galates der ihr näher stand als jemand sonst.
Wer dies spürte, konnte verstehen wieso sie ihre Götter und ihre Gläubigen mit dem selben Begriff bezeichneten. Sie waren alle geschaffen aus den Göttern und deren Kraft. Sie teilten deren Eigenarten und Stärken und Schwächen. Sie waren Teil von ihnen. Und so waren sie letzten Endes Eins.
Und so schweiften die Gedanken zu der zweiten Sache die ihr Leben verändert hatte. Es war der Tag gewesen an dem sie zum Flüsterwald vorstoßen wollten. Es war ohnehin seltsam gewesen. Die schwarzen dichten Sachen. Kaum jemand hatte sie erkannt. Sie hatte auf Gwendolin achten wollen. Und auf Morkander. Und sie war froh gewesen dass Gwaidir dabei war und an ihrer Seite stand.
Es war seltsam. Aber wenn er da war fühlte sie sich besser. Sie fühlte sich beschützt. Er war niemand der viel redete und er war niemand der viele Emotion zeigte. Aber ihr Vertrauen in ihn war grenzenlos. Und s war es ihr auch nicht schwer gefallen zu schwören als er ihr später am Abend die Rabenfeder auf den Tisch legte und es aussprach worauf sie so lange gewartet hatte. „Ich werde dich übrigens ausbilden.“ Es würde nicht immer einfach werden, aber sie vertraute ihm. Bei wenigen Menschen fühlte sie sich so geborgen. Sie konnte nicht benennen warum. Doch sie nannte ihn Freund. Sie war sich sicher dass er es ihr nicht leicht machen würde. Aber ihr persönliches Ziel war klar. Selbst wenn er es vielleicht nie aussprechen würde, so würde sie es erkennen in seinen Augen. Sie wollte einmal sehen dass er stolz auf sie war, sie wollte dass er einmal denken würde dass es eine gute Entscheidung war sie als Schülerin angenommen zu haben. Und sie war sich sicher dass irgendwann dieser Moment kommen würde.

Die Welt war nicht in Ordnung. Dafür war zu viel geschehen. Dieses Untote Monstrum dass alle in Angst und Schrecken versetzte, die Toten, die üblichen Intrigen. Aber es war erträglicher.
Sie und Ceras hielten wieder zusammen wie Pech und Schwefel. Carmelina war gesund und munter. Sie und Morkander zankten etwas weniger. Auch wenn sich das Zusammensein mit ihm nicht immer als einfach erwies. Er war ein sehr eigener Hausgenosse und seine zunehmendere Geheimniskrämerei und die Tatsache dass er ständige beschäftigt, ja überarbeitet war und dies deutlich und verständlich an seiner Stimmung zehrte, machte es nicht leichter. Es gab diese tage wo sie darüber nachdachte es zu beenden. Aber dann sah sie ihn neben sich liegen wenn sie einschlief und den roten Schübel Haare unter der Bettdecke hervorlugen und da war so viel Zärtlichkeit in ihr für diesen Mann, dass sie einfach darauf vertrauen musste dass andre tage kommen würden. Auch wenn der Zweifel daran täglich größer wurde.

Sehr viele kleine Dinge geschahen in ihrem Leben die ihr Erkenntnisse mitbrachten. Der Moment als sie Gwenni hinter sich zog und kurz überlegte Godwin zu verprügeln, lies sie mehr über das Wesen des Wächters erkennen.; der Moment als dieser Kerl Ceras schlug und sie ihm mit dem Stab von den Füßen holte und kurz darüber nachdachte ihm die Schlagader zu durchtrennen, aber ihn gehen lies, lehrte sie dass sie an ihrer Selbstbeherrschung arbeiten würde müssen, aber am Ende erfolgreich sein würde; und der Moment als sie die Feder in die Finger nahm und die entscheidenden Worte laut aussprach, würde ihr Leben für immer verändern.
Wenn sie nach Hause zurückkehren würde, würde sie sogar dieses mit andren Augen sehen. Aber sie wusste auch dass der Weg sehr weit sein würde und niemals enden würde bis sie heimkehrte nach Arkadien. Aber sie würde an Abschnitten ankommen. Und nun hatte sie zwei Abschnitte begonnen. Ihre Beziehung und ihre Ausbildung. Zweite war eine Herausforderung aber sie war sich sicher es meistern zu können. Jedes Mal wenn Menschen zu ihr kamen und sie um Rat und Hilfe baten, wusste sie dass sie dem gewachsen war und noch viel lernen musste, aber irgendwann ihren lehrmeister stolz machen würde und dem Zirkel eine echte Unterstützung sein. Bei ihrer Beziehung war sie sich da nicht so sicher. Er sagte zwar sie wäre das was ihm und seiner Seele Ruhe gebe, aber sehr oft hatte sie den Eindruck ihm mehr Last als Freude zu sein. Aber was ihn anging konnte sie aus ihrer Haut auch nicht heraus. Sie verstand ja dass die Kleinigkeiten des Alltags auch noch auszudiskutieren ihn über Gebühr nervten neben all den wichtigen und verantwortungsvollen Themen. Aber diese konnte sie mit ihm nicht teilen. In diesen Dingen war für sie kein Platz und sie konnte ihm nicht helfen. Und für alles andre schien kaum mehr Platz. Heute mit ihm spazierenzugehen und später noch die Stadt zu verlassen war schön gewesen. Selten waren solche Momente geworden. Aber nun hatte er sein Hermelin und das hat ihn seid so langem wieder einmal lächeln lassen.

Der Blick schwankte zwischen versonnen und traurig. Sie war froh dass er so glücklich gewesen war, aber sie wünschte sich so sehr sie könnte ihn auch einmal wieder so lächeln lassen. Wie so oft glitten ihre Erinnerungen zurück an den Abend im Zelt. Den Abend als all das seinen Anfang genommen hatte. Ein Abend voll Lachen, ein Abend der mit einem Lied und einer Umarmung endete.

Morgen sollte wieder eine Expedition gegen den Flüsterwald ziehen. Sie waren mit eingeladen worden. Aber sie selbst hatte nicht vor hinzugehen. Sie würde sich nicht unter das Kommando eines solchen Mannes stellen. Sie würde sicher nicht zu einer Expedition aufbrechen die schon mit der Drohung begann jeden aufzuknüpfen der ihn in Frage stellte. Unzweifelhaft war es wichtig diese Sache zu beenden und zusammenzuarbeiten. Aber nicht um jeden Preis. Er war nicht vertrauenswürdig. Sie hatte mit Askir gesprochen und dies hatte ihre Meinung nur noch bestätigt. Morkander hatte ihr nicht verraten wer ihm gedroht hatte. Er wollte sich selbst drum kümmern. Sie hatte dies akzeptiert. Doch dann hatte Ceras gebeichtet bei ihr. Sie hatte den Eindruck er hatte ein schlechtes Gewissen gegangen zu sein an dem Abend. Aber nun hatte sie nicht anders gekonnt. Sie hatte Askir zur Rede gestellt. Sie wollte ihm Gelegenheit geben zu tun was sie tun musste. Sie wollte ihm die Möglichkeit geben seine Familie zu beschützen. Sie sagte ihm er solle ihn in den Griff bekommen ehe er Dinge kaputt machte die nicht zu reparieren waren. Nochmals würde sie nicht drüber hinweg sehen. Wer die Hand erhob gegen die die sie schützte, die sie liebte, würde es bereuen. Dies war immer so gewesen und würde sich nicht ändern. Aber sie ging davon aus dass er sich verpflichtet fühlen würde ihn zu schützen. Aber offenbar verstand er genau so wenig wie er sich derartig verhalten konnte. Sie hoffte inständig dass er bei einer dieser „Missionen“ von dem Leichnam in Fetzen gerissen wurde, ehe er noch mehr Unheil anrichten würde. Dies würde das Problem auf saubere Weise lösen. Keine Vergeltung nötig, kein Kopfgeld, kein Wutanfall. Die die eine Bindung zu ihm hatten könnten sich über ein Heldenbegräbnis freuen. Die Totengräber hätten zu tun und würden sie nicht nerven wenn sie Arbeit hatten. Also durchweg eine Gewinnsituation.

Aber ihr Optimismus war zurückgekehrt. Mal sehen was als nächstes kommen würde.
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Grübeleien - von Anabella - 07.06.2013, 18:52
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Feuer - von Anabella - 02.07.2013, 15:05
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RE: Grübeleien - von Anabella - 29.11.2019, 18:40



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