FSK-18 Das Leben und andere Ereignisse
#2
Der Ausritt


Der Tag fing ganz gemütlich an, eigentlich. Die Gebete in der Kirche
hatten geholfen Annalopes Gedanken frei zu bekommen. Heute wollte
sie nicht groß arbeiten und sich Zeit für sich selbst nehmen. Sie fing
den Tag mit einem warmen Bad an und nahm sich die Zeit ihren ganzen
Körper mit duftenden Ölen nach dem Baden zu pflegen. Ihre Hygiene war
ihr schon immer wichtig gewesen aber vorallem nach solchen Ereignissen
war es ihr wichtig das Leben zu genießen und da gehörte die ordentliche
Pflege nun mal dazu. Mit einem heissen Eisen drehte sie sich mit einem
dicken Leder die Locken sauber auf, sodass sie glänzend und gleichmäßig
über ihre nackte Haut fielen. Sie schlief, wenn niemand da war meist mit
kleinen feuchten Holzstücken in den Haaren damit sie dies nicht jeden Tag
machen musste aber heute nahm sie sich die Zeit. Der Kleiderschrank
wurde langsam geöffnet und als sie ihre Reitsachen sah war die Entscheidung
gefällt. Heute würde sie ihre Stute lange und ausgiebig ausreiten. Sie brauchte
das und Annalope liebte es lange auszureiten und im Galopp durch die Länder-
eien zu sausen.

Der Wind strich ihr kühl durch ihr Gesicht und ihre frischen sauberen Locken.
Heute war ihr Ziel das grüne satte Candaria und seine forschen Küsten. Ihre
Gedanken huschten jedoch immer wieder zu Ihm. Er war früh aus dem Haus
gewesen am Morgen. Sie hörte wie er leise seine Rüstung übergestriffen hatte
und erst unten seine Stiefel angezogen hatte. Sie hörte noch wie er sich leise
von Bruno verabschiedete ehe er langsam das Haus in der Reedergasse verließ
und im morgendlichem dichten Nebel verschwand. Sie verspürte beim Reiten
diese Sehnsucht nach ihm, nach seiner Nähe und bremste das Tier langsam als
sie kurz vor der Stadt waren. Seufzend strich sie sich durch ihr Gesicht als ihr
gewahr wurde, dass der Ritt und die Gedanken ihrer Lust nicht gerade abhilfe
schafften. Sie musste absteigen und erst einige Schritte gehen um jeden Gedanken
an ihn unterdrücken zu können. Wie schaffte er es nur so eine Anziehungskraft
auf sie zu haben? Sie hatte bereits Männer in ihrem Leben gehabt, aber bei keinem
war jede Berührung wie die höchste Extase die ein Mensch jemals erleben konnte.
Eilig schüttelte sie den Lockekopf um ihn von Ihrem Ausritt zu verbannen.

Sie stieg wieder auf, kurz vor Greifanger traf sie dann Miriam und da war sie, die
Gelegenheit und die Situation die sie wieder Nüchtern machte von ihrer tiefen
Liebestrunkenheit. Wieder war jemand gestorben den sie kannte und eigentlich
sogar mochte. Miriam erzählte ihr wie sie sich erhängt hatte und wie sie versucht
hatten sie zu retten, doch dies wohl vergeblich. Dies brachte Annalope wieder auf
den Boden der Tatsachen zurück und ließ sie kurz daran zweifeln, dass das was sie
mit Ihm teilte real war. Es war schön und pur aber konnte sowas in einer solchen
Welt voller Hass, Neid und Trauer bestand haben? Und auch hier zeigte Miriam ihr,
dass dies möglich war. Sie war die Einzige die von Ihm wusste, seinen Namen
kannte und Annalope zuhörte wenn sie verletzt wurde von ihm oder sie einfach mal
davon schwärmen wollte was sie gemeinsam haben. Miriam und Annalope kannten
sich eigentlich nur seit kurzem aber sie hatte sie sehr lieb gewonnen. Als sie Anna
heute fragte ob sie sie als Freundin sah musste sie es in ihrem Kopf verneinen,denn
sie sah sie eher als ihre kleine Schwester an. Sie weckte in ihr Beschützerinstinkte
und würde jemand Miriam jemals weh tun, wüsste Annalope nicht ob sie sich auch
nur im Ansatz zügeln können würde.

Die Heimreise kam ihr lang vor als ein ungemütlicher Wind aufgezogen war und
sie musste nun wieder ständig an die beiden jungen Frauen und das Kind denken
die viel zu früh dahin geschieden waren. Der Tot war immer etwas trauriges wenn
man ein gutes Herz hatte.
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RE: Das Leben und andere Ereignisse - von Annalope Reus - 23.02.2016, 00:44



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