21.12.2015, 15:42
(21.12.2015, 15:08)Ernst Jehann schrieb: Vielleicht wàre der Thematik schon geholfen, wenn man aufhören würde, von "Glaube" zu sprechen. "Glaube" impliziert etwas Gestaltendes: ich glaube an etwas und entsprechend formt sich meine Realität. "Glaube" impliziert auch Nichtbeweisbarkeit: ich kann nicht beweisen, kann nicht wissen, also muss ich glauben.
Imo hat das tatsächlich keine große Relevanz. Grundsätzlich stimmt deine Aussage schon, wenn die beiden Glaubensrichtungen (ich klammere Gottlosigkeit hier bewusst aus) bzw. Religionen vollständig und in jedem Aspekt des Lebens durchreglementiert sind und jeder objektiv mit der gleichen Faktenlage leben und sterben muss.
Das ist aber eben nicht der Fall. Du wirst auf Mithras-Gläubige treffen, die alles irgendwo mit dem Wohlwollen von Mithras erklären und deuten, selbst die gute oder schlechte Ernte. Ein weniger orthodoxer Gläubiger oder gar ein Mondwächter wird eine schlechte Ernte anders erklären und deuten. Auch wenn die Existenz von Mithras als Entität unstrittig ist, ist es der Einfluss, den er auf die Sterblichen nimmt, sehr wohl.
Ich vermute ein besserer Vergleich wären die heutigen Mond-Esoteriker. Jeder von uns kann objektiv nicht behaupten, es gäbe den Mond nicht. Trotzdem gibt es Gruppen in der Gesellschaft, die sich absolut sicher sind, dass der Mond nicht nur die Gezeiten, sondern auch unser Verhalten maßgeblich beeinflusst. Mit Mithras oder den Mondwächtern verhält es sich vergleichbar: Kein gesunder Mensch würde deren Existenz anzweifeln, ihr Wirken in der Welt ist sichtbar. Wie weit das Wirken reicht, kann sehr wohl nichtbeweisbare, gestalterische Glaubensfrage sein.
Insofern hat die Frage nach Glaube oder nicht m.M. nach keine große Relevanz dafür, was die Mithras-Kirche ändern kann oder sollte oder welche Problemstellungen damit verbunden sind.