Gaben an die Götter
#9
Wie ein Tier im Käfig rannte er wieder einmal in seiner kleinen Kammer auf und ab, und er war schlaflos. Nicht wie die letzten Monde, wenn nicht Jahre, wo ihn seine Alpträume dazu bewegten sich selbst den Schlaf zu verwehren, nein, es war blanke, rote Wut, die in ihm kochte und es ihm unmöglich machte ruhe zu finden. Noch vor ein Paar Stunden hatte er gemeinsam mit Cahira und Freya die Banner des schwachen, egozentrischen Gottes aus der Erde gerissen, von denen sie jedes einzelne mit Sprängfallen versehen hatten, sogar auf dem Rabenhügel hatten sie eines aufgestellt, und er konnte sich beim besten willen nicht erklären wie sie dort hin gekommen waren, geschweige denn das Banner aufgestellt hatten und mit der Falle versehen hatten, ohne auf zu Fallen.

Wieder und wieder waren ihm diese Mithrasdiener auf Ahmran ein Dorn im Auge, und entweder sie versteckten sich wie in Löwenstein hinter dem Gesetz, oder sie versteckten sich wie Gestern Nacht im Wortwörtlichen Sinne, während sie Banner aufstellten und diese mit tödlichen Fallen versahen.
Er fragte sich wie die Götter dies zulassen konnten, diese Fanatiker, traten sie hier, in diesem Land wo der Glaube an sie noch stark war mit Füßen, und sie taten nichts. Wirsch schüttelte er seinen Kopf. Es gab Dinge zu tun. Er verließ seinen Käfig und ging in die Nacht hinaus, mit einer Fackel und einer Axt bewaffnet, ging er in die Ausläufe des Waldes nahe des Hügels und begann Äste und Brennholz zu schlagen. Die sonst so steinerne, starre Miene, verbissen zur Hassverzerrten Fratze verzogen, während er seine Aggression an den Bäumen ausließ.

Als er eine beachtliche Menge an Brennholz gesammelt hatte, machte er sich damit auf zum Hofe der Mendozas, um von dort sein Pferd zu holen. Für die Tatsache das Draincun sein Pferd war, hatte es schon ein außergewöhnlich langes Leben. Seine Pferde hatten seit jeher die Angewohnheit, Früh und Schmerzhaft zu sterben, und dies nicht einmal weil er es beabsichtigte, irgendwie schienen die Pferde die an seiner Seite starben der Ausgleich dafür zu sein, das Morrigú noch nicht mit ihm fertig zu sein schien. Auch Draincun wünschte er nichts mehr als ein langes und erfülltes Leben und ein sterben im würdigen Alter, doch er brauchte ein Zeichen, ein Symbol, ein Opfer und es gab wohl kaum etwas in seinem Besitz das diesen Begriff mehr verdiente als Draincun, der nun schon so lange in seinem Besitz überlebt hatte.

Er brachte Draincun und das Brennholz zum Altar am Ritualkreis auf dem Rabenhügel. Zuerst band er nur die Zügel nahe des Altars fest, was das Tier noch gelassen hin nahm, doch dann begann er das Tier mit Seilen noch an anderen Stellen fest zu binden und das Tier zu fesseln, was er mehr und mehr beunruhigte. Mit unruhigen blick beobachtete das nun fest sitzende Tier wie der großgewachsene Mann, den er die letzten Monde auf dem Rücken getragen hatte Feuerholz um ihn aufschichtete. Schon als er ihn holte, wirkte der sonst so ruhige Mann, aufgebracht, ruhelos, getrieben. Nun blieb ihm nichts als da zu stehen, gefesselt, zu zu sehen wie der Mann Holz stapelte und der Dinge zu harren die da kamen.

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Als er mit Feuerholz umschlossen war, murmelte der Mann mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme: „Tut mir leid Großer.“ und begann das Feuerholz mit einer Fackel zu entzünden. An den einzelnen stellen um ihn herum steckte er ein paar Äste in Brand. Es wurde wärmer, und er versuchte zappelnd sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien, doch die Seile die ihn hielten waren fest und Zahlreich. Der Mann drehte ihm den Rücken zu und trat zum Zentrum des Steinkreises. Panisch begann das Tier zu wiehern und an seinen seilen zu ziehen.

Der Mann wandte sich im Zentrum angekommen wieder dem Feuer zu und rief: „ Ich rufe dich, Morrigú! Ich rufe dich in Zeiten großer Not!“ Hallte die tiefe Stimme über den Ritualplatz. „ Einmal mehr, kommen die Diener des jungen Gottes, der in seinem kindlichen Egoismus keinen Neben sich dulden will in euer Land, und treten Euch, eure Diener, und all jene die an euch Glauben mit Füßen!“ Die Flammen hatten inzwischen die Beine des Pferdes erreicht, das immer wieder versuchte sich auf zu Bäumen, doch die Fesseln um die langen Beine des Tiers machten die Bewegungen schwerer, wie verrückt zerrte es an den Strängen, nur noch Flucht im Sinn, während der Mann unaufhörlich weiter rief, das panische , Schmerzvolle wiehern so gut es ging mit seinen lauten rufen übertönend. „ Einmal mehr, versuchen sie uns vor zu schreiben, was wir Glauben sollen und was nicht! Herrin Morrigú, ich flehe dich an, steh uns bei!“ Das Pferd sackte inzwischen kraftlos auf die Knie, von den Schmerzen überfordert und wurde komplett von Flammen umfasst, villeicht hatte es bei all dem Schmerz die besinnung verloren, villeicht hatte der Schock es aber auch schon getötet. Der Geruch von verbrannten Fell gemischt mit brennendem Fleisch, füllte die Nachtluft.

[Bild: gabe4.jpg]

Cois zog das Banner hervor, das die Fanatiker auf dem Rabenhügel aufgestellt hatten und warf es ins Feuer und rief wieder: „ Herrin! Ich flehe euch an! Vertreibt sie von euerm Land! Beschützt eure Diener vor Ihrem Wahnsinn! Zeigt ihnen, bis hier hin UND NICHT WEITER!“ Brüllte er in die Nacht. „ Ich werde alles, in meiner Macht stehende tun, um die Ungläubigen zu vertreiben, doch der Feind ist Zahlreich, und der Feind ist Feige! Darum Herrin, bitte ich, STEH UNS BEI!“ Er griff zu seinem Ritualbeutel, und Zog ein glitschiges Auge hervor, er hatte es einem der Fanatiker beim letzten Kampf nach seinem Sieg entfernt, und warf auch dieses in die Flammen, ehe er Kraftlos auf die Knie sackte und schwach murmelte. „ Tapadh leat.“

Er blieb eine weile da Kniend, blieb bei Morrigú, blieb bei Draincun der ihm so lange Treu gedient hatte, so lange seine Last getragen hatte, bis das Feuer verstorben war und nur noch glimmte, das verkohlte Pferd, ein Zeuge der Nacht.
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Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 13.12.2015, 16:04
Zeit - von Cois Mártainn - 21.12.2015, 12:42
RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 22.12.2015, 18:58
RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 22.06.2016, 20:34
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RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 02.01.2017, 11:49
RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 27.01.2017, 06:06
RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 28.07.2017, 22:20



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