Gaben an die Götter
#3
21. Julmond. 1402



Wie an einer Leine Zog er seinen Gefangenen hinter sich her. Seit seiner Gefangennahme hatte er kein einziges Wort mit dem Mann gewechselt. Er hatte einmal am Tag vorbei gesehen, um sicher zu gehen das er noch Lebt und ihn mit Nahrung versorgt. Er wollte keinesfalls das Risiko eingehen das der Mann früher starb als er sollte. Er versuchte auf seinem Weg Richtung Schrein so unauffällig wie möglich zu sein und mied die Straße wo es ging. Und tatsächlich hatte er das Glück das er nur ein einziges mal auf jemanden traf der die Straße passierte, und der war so hastig an ihm vorbei gerauscht das er nicht einmal mit bekam das er eine gefesselte Person an einem Seil hinter sich her zog. Viellicht interessierte es ihn auch einfach nicht, aber wer war er schon das er sich über dieses mangelnde Interesse beschweren würde. Kritisch würde es erst werden sollte jemals der Fall eintreffen das er gefesselt eine Straße lang gezogen wurde und niemand wandte den blick nach ihm um. Ansonsten waren da nur noch ein kleiner Trupp Banditen am Steinbruch der ihn auf dem Weg zum Schrein aufhielt, und innerlich grämte er sich etwas darüber das er das alles an diesem Tag viel einfacher gehabt haben könnte.

Am Schrein angekommen neigte er zuerst nur kurz sein Haupt vor dem Schrein ehe er seinen Gefangenen auf die Knie drückte. Einen Augenblick musterte er die bedauernswerte Gestalt die da am Boden kniete, das Gesicht Grün und Blau geschlagen, vermutlich eine gebrochene Nase, und an der Kleidung braune Flecken von getrocknetem Blut. Er sah ihn eine weile einfach nur an, ehe er langsam , zum ersten mal zu seinem Gefangenen sprach: „ Glaubst du an die Einundzwanzig?“ Der Mann sah ihn eine weile irritiert an, was Cois mit einem auffordernden blick erwiderte. Da er geknebelt war konnte er nach einer weile nur mit einem Kopfschütteln antworten. Die Mundwinkel des Hünen zuckten kurz auf zu einem freudlosen lächeln. Wäre er ein gläubiger des Pantheons gewesen, hätte er ihm in dieser besonderen Nacht wohl noch die Gelegenheit gegeben seine Gebete an die Götter zu richten, und wer weiß, vielleicht hätten sie ihn sogar erhört. „ Das macht es um einiges einfacher.“ sprach er in trägem Tonfall seine Gedanken aus und griff zu seiner wuchtigen Klinge in seiner Rückenscheide. Die Augen des Gefesselten wurden groß, und starr, er versuchte weg zu kommen, kippte dabei um und versuchte dann noch so gut es ihm möglich war mit zusammen gebundenen armen und Händen weg zu robben. Er hätte diese paar Sekunden nützlicher verbringen können. Cois hatte seinen Zweihänder gezogen und lies die Klinge auf den Mann herab sausen welche sich mit einem schmatzenden Geräusch tief in sein Fleisch grub. Ein kurzer blick, ob ein weiterer Schlag erforderlich war, doch das Opfer war eindeutig tot. Er wandte sich Richtung des Schreins und fiel auf die Knie sich dabei auf seine Klinge stützend. Leise murmelte er in seinem tiefen Singsang: „ Dieser Tod, ist mein Geschenk an dich, Morrigú.“ Ein paar Sekunden verharrte er schweigend in dieser Position, ehe er eine Hand vom griff seiner Klinge nahm, mit dem Finger jener Hand über die blutige Klinge strich und dann mit diesem auf seiner Stirn eine Uruz-Rune abfuhr.

[Bild: uruz-100x100.gif]

Nachdem er dies vollzogen hatte begann er wieder zu sprechen:
„Morrigú, ich danke dir, für ein weiteres Jahr. Ich Danke dir, für die Kraft, für den Beistand. Ihr Ahnen, ich danke euch, für die Opfer die ihr brachtet. Die Weisung die ihr mir zuteil werden habt lassen, auf das ich Heute hier sein kann. Morrigú, Ich bitte dich, um ein weiteres Jahr, eine weitere Schlacht, einen weiteren Kampf. Ich bitte dich um deine Kraft und deine Gunst , in Zeiten in denen ich sie am dringendsten brauche. Ihr Ahnen, ich bitte euch, wacht über meine gefallenen Kameraden, solange ich es nicht tun kann, wacht über "Sie" solange ich es nicht tun kann, bis das der Tag kommen möge, an dem ich zu den Göttern zurückkehre, und erneut mit ihnen vereint bin."


Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, legte er seine Klinge vor sich nieder, und schloss seine Augen. Er verbrachte die Nacht, im Stillen Gebet, und in Erringung, Erringung an all jene, die Heute nicht mehr bei ihm wahren. Begonnen von seinen Eltern, bei denen er nie die Freude hatte sie wirklich kennen lernen zu können. Diversen Zieheltern , die ihre Zeit frühzeitig ereilt hatte, Freunde auf den Inseln, Kameraden aus seiner Zeit auf Ahmran, und bei ihr. Überwiegend, bei ihr. Irgendwann im laufe der Nacht hatte er sich kurzzeitig einmal erhoben und hatte die Leiche seines Opfers zur nahegelegenen Bärenhöhle getragen, wollte er vermeiden das andere gläubige die weniger brachiale Opfer zu bringen gedachten abgeschreckt werden. Als die ersten Sonnenstrahlen sich erhoben verließ er den Schrein und machte sich auf, in einen neuen Tag, ein neues Jahr.

-Fear will kill me, all I could be
Lift these sorrows
Let me breathe, could you set me free
Could you set me free-
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Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 13.12.2015, 16:04
Zeit - von Cois Mártainn - 21.12.2015, 12:42
RE: Gaben an die Götter - von Cois Mártainn - 22.12.2015, 18:58
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