Orange und blutrot, das Leben als Knappe
#8
8. Gilbhart im Jahr 1402 n. M.

Der Wind frischt langsam auf und lässt den Herbst erahnen. Jon fröstelt am nackten Arm, während der verbundene Arm die Abkühlung genießt. Er verflucht seinen Sturkopf, während er einhändig den Eimer mit Wasser den Weg hinab trägt und das kühle Wasser auf die abgetretenen Stiefel tropft.
Leira würde ihn dafür schimpfen, denn warum haben die Juren denn Sklaven? Vor allem da er sich ja sonst etwas einfangen könnte. Aber Jon ist das egal. Es ist nicht gerade eine ehrvolle Arbeit aber sie muss verrichtet werden. Darüber hinaus ist es zum Schutz der Bevölkerung des Lehens, das er zu schützen geschworen hat.
Nicht nur auf Anweisung seines Herren sondern auch auf eigenes Geheiß ist er am Werk. Die Sonnenlegion hat den Ort des Geschehens am vergangenen Abend inspiziert und nun ist es seine Pflicht die Überreste unschädlich zu machen, bis der nächste Regenguss sich den Rest vor nimmt.

Am Hauptverbindungsweg nach Greifanger nimmt er sich mit Schaufel und Eimer bewaffnet die ersten Spuren vor. Er erinnert sich noch genaustens daran, wie er den Schützen den Befehl gegeben hat auf die blasenähnlichen Gewebestrukturen zu schießen, die sich wie Lebewesen wogten. Eines dieser ist explodiert und setzte Getier, Blut und Schleim frei. Die Anderen wurden zum Großteil verbrannt, sodass ihn deren Spuren nicht kümmern.
Mit reichlich Wasser weicht er die verkrusteten Blutspuren auf und gräbt die Erde soweit um, das es ihm ausreichend erscheint. Immerhin stinkt das Blut nicht so wiederlich wie der Schleim, dem er sich als Nächstes widmet. Unermüdlich kämpft er sich den schmalen Pfad in Richtung Mühle hinauf und schaufelt umständlich mit der einen, heilen Hand Erde von einem Ort auf den Anderen.

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Anschließend sammelt er einiges an Kleinholz und spickt die aufgewühlten Erdpartien damit, in der Hoffnung das Feuer würde den Überresten den Gar aus machen. An den aufzüngelnden Flammen entzündet er eine Fackel und macht sich mit dieser, sowie einer Flasche Öl auf den Weg zu den noch vorhandenen Rattenkadavern. Überraschender Weise sind sich die Fliegen nicht zu schade das kranke Fleisch zu fressen. Tatsächlich lassen sich die hartnäckigen Insekten weder von dem Öl noch dem Feuer beeindrucken und verbrennen leise knisternd mit. Jon fragt sich, ob sogar diese kleinen Viecher infiziert werden können, beziehungsweise auf den Geschmack kommen.
Er hat davon gehört, das einer der Beteiligten besessen war, ausgelöst durch die Verletzung durch die Krallen des Dämons sowie den Schleim, den das Monstrum produziert. Jon kratzt sich am Arm, der auf gleiche Weise verletzt wurde und versucht den Gedanken – mal wieder – fort zu schieben. Vielleicht ist sein Wille zu stark um sich in blanker, unkontrollierter Wut zu verlieren? Oder er hatte Glück und Mithras hat ihn davor behütet. Aber wer kann schon garantieren, das die Wirkung noch nach hakt? Immerhin sind seitdem erst fünf Tage vergangen.

Rasch konzentriert er sich wieder auf die Arbeit und sticht mit dem Spaten in das übrig gebliebene Gewebe, welches von den Hermetikern eingefroren wurde. Die Überreste sind schnell zerstört und in Brand gesteckt, ehe Jon die vereinzelten Feuer aufmerksam beobachtet. Als alles soweit abgebrannt ist wühlt er die Erde um, sodass die Asche in einer tieferen Schicht schlummert.

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Sein verletzter Arm und die Schultern schmerzen und er schließt die Arbeit schlussendlich. Ein letzter Stapel Kleinholz wird zu einem Feuer nah am Fluss entzüdet. Er gibt dem Feuer Zunder und schlüpft dann aus der abgetragenen Kleidung, die er für diese Arbeit heraus gesucht hat. Hemd, Hose und Stiefel landen im Feuer, ehe er selbst ins eisige Wasser springt.
Das gewachsene Feuer dient ihm anschließend zum Wärmen und er ruft sein Pferd zu sich, um sich in saubere Kleidung zu hüllen und eine Felldecke um die Schultern zu legen. Auch die letzte Stelle wird noch ausreichend eingegraben, bevor er den Spaten in dem verseuchten Weiher versenkt.

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