Orange und blutrot, das Leben als Knappe
#7
3. Gilbhart im Jahr 1402 n. M.

Man kann viel über Kämpfe lesen oder hören. Nichts davon ist mit dem Herzen nachvollziehbar, bis man selbst darin steckt. Jede Heiterkeit weicht Ernst und die Einen sind dafür gemacht zu führen und vorzurücken, während die Anderen sich in ihrer Furcht verstecken wollen. So gerne er an dem Abend vielleicht weg gelaufen wäre, er war der Einzige von seinem Trupp, was ihn nach vorne trieb. Und sobald das erste Blut verflossen ist und der Beschützerinstinkt geweckt funktionierte sein Denken und sein Handeln auf ein ganz andere Weise. Vielleicht auf seine Grundsätzlichste?

Es begann zur achten Stunde, als er nichts ahnend auf Leira traf und ein Donnerschlag durch die Lande ging. Der Schreck war so groß und das Geräusch ohrenbetäubend, dass er die Richtung nicht aus machen konnte. Danach klang es als würde in der Ferne ein Krug auf Steinboden fallen, als die Glasscheiben in Greifanger und in der Burg unter dem Druck zerbarsten. Alarmiert sehen die Beiden nach dem Rechten, doch zum Glück war es recht ruhig und gab keine Verletzten. Aber ein gewisses, unheilvolles Knistern und Panik lag in der Luft. Das spürten ihre Pferde und jedes Tier. Das Dorf Greifanger, welches für gewöhnlich von Möwen überquoll war von den Vögeln befreit.
Mit der Dauer kam der Gedanke, das der Donner einem Lachen ähnlich klang. Hatten sie Mithras erzürnt?

Kaum, dass sie Greifanger verlassen haben, um in Richtung Burg nach dem Rechten zu sehen kommt ein ganzer Trupp mit donnernden Hufen auf sie zu. Jon muss sich zwingen klar zu denken, als er in die teils bekannten, teils unbekannten Gesichter sieht. Sie sind da um zu helfen.
Zu Anfang führt die edle Baronin, von seinem Herren gern die 'fette Füchsin' genannt den Trupp. Ein Teil ritt zur Burg der andere nach Greifanger mit dem Ziel sicher zu stellen, das Baronin und Fürst nichts geschehen ist. Auf dem Rückweg jedoch, etwa auf Höhe des Jurenlagers lässt die Natur ihre Reaktion auf das Donnern spüren. Tiere, vor allem Ratten flitzen panisch aus ihren Verstecken und stürzen sich angriffslustig auf Menschen, Pferde und andere Tiere. Es erschüttert nicht nur ihn, wie rasant es passierte. Eines der Pferde wird gebissen und bricht durch, ehe sie einem infizierten Bären entgegen treten, dessen Fell mit kranken Ratten gespickt ist. Die Füchsin ist außer sich und gibt sich ihrer Furcht hin, verliert das Wesentliche aus den Augen.
Der Schatzmeister der Baronin – offensichtlich ein Hermetiker – erkennt die Gefahr und setzt die Leichen der Ratten in Brand, als diese nieder gerungen wurden. Jon selbst greift ebenfalls nach einer Fackel und hilft ihm dabei, während man nachsinnt.

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Zusammen mit Ritter Telion sieht er im Lager der Shurax nach dem Rechten und findet eine verstörende Szenerie von Ratten und panischen Pferden. Eine Ratte flitzt auf sein Zelt hinauf und explodiert auf dem Dach angekommen in einer Wolke aus Eiter und grünem Schleim. Jon entscheidet, das sie nicht die Zeit haben das Lager gründlich zu reinigen und so stoßen die Beiden zu dem Trupp zurück.

Es kristallisiert sich langsam heraus, das es einen Ort geben musste, von dem das Übel kommt. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, als ein gewisser Ron, wohl Verwandtschaft der fetten Füchsin den Weg entlang schlurft, offensichtlich zerbissen. Er murmelt etwas von der Mühle in Greifanger, während man versucht die Baronin von dem infizierten Leib fort zu halten. Mit einem Mal war das Ziel des Abends damit bekannt. Wenn sie mit geballter Kraft nicht den Auslöser beseitigen können, dann würde Greifanger überrannt werden.

Nur weil ein Ziel gefunden war, heißt es aber nicht, das es einfach werden würde. So traf der zweite Teil des Trupps wieder zu ihnen und viel überraschender, ein unbekannter namens Latham Voss. Der Mann sollte in dieser Nacht alles zusammen sein: Führer, Bewahrer aber auch Verräter. Zunächst aber säht er nur Misstrauen unter den Anwesenden. Trotzdem weiß er viel und kann helfen.

Der Trupp zieht – mittlerweile schätzungsweise eine halbe Stunde vor dem zehnten Glockenschlag – in Richtung Mühle. Nur ein Stück weiter und alles geht recht schnell. Die Stimmen überschlagen sich förmlich und da die Baronin von Furcht und Sorge geplagt ist muss sich jemand Neues hervor tun. Aber fürs Erste entsteht nur durcheinander Gebelle von Befehlen.

Alle Unbewaffneten zurück!
Bewaffnete nach vorn!
Gerüsteten vor!
Zieht die Klingen!

Der sinnfreiste Befehl folgte mit einem Schildwall, denn ihr Gegner waren geschwülstähnliche Konstruktionen, die am Boden vor sich her quollen. Die Hermetiker einigen sich auf Feuer, immerhin hat sich dieses vorher schon bewährt. Sowohl Schützen, als auch die Hermetiker behandeln die Beulen mit Feuer und bald ist eine Methode gefunden diese so effektiv unschädlich zu machen.

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Der Weg zur Mühle soll auf eben diese Weise weiter beschritten werden. Kaum um die Ecke übernahm Jon den Befehl. Immerhin ist er der einzige Greifanger unter all den Hohenqueller und Zweitürmler. Vielleicht liegt es daran, das kurz davor das Wort 'Dämon' von dem vermeintlich weisen Voss in den Mund genommen wurde, das Cyril so bereitwillig nach gibt? Ganz gleich, es hindert den Trupp nicht weiter vor zu rücken.

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Nach einigen Geschwüren, die effektiv mit Feuer zerstört werden und zahlreichen Ratten blicken sie zur Mühle. Die Sonne ist bereits unter gegangen und die Mühle flackert im Licht des Feuers. Dann ertönt ein ohrenbetäubendes Kreischen, das ihn fast in die Knie zwingt. Der Gelehrte verkündet ihnen, das es sich um einen Kreischer handelt, einen niederen Dämon. Die Anweisungen diesen zu beschäftigen, während Voss ihn bannt erfolgen knapp und präzise, auch wenn Jon nicht viel von Magie versteht.
Tatsächlich soll der Trupp als Ablenkung dienen und Stand halten, wenn der Dämon frontal in sie rennt. Es klingt nicht nach einer sonderlichen Heldentat einem Hermetiker Zeit zu verschaffen, aber wenn es funktionieren würde?

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Der Anblick, der sich schließlich bietet ist schwer zu beschreiben. Das Monstrum, der Dämon ist mit zahlreichen knochenen Krallen ausgestattet, so lange wie Arme eines Mannes. Das Vieh präsentiert ihnen sein Können, indem es die Holztreppe in fein säuberliche Spieße zertrennt, ehe sich die sieben, eitrigen Augen auf den Trupp legen.
Jon gibt den Befehl für die Schützen, um die Zeit zu nutzen, bevor das Vieh sie wahr nimmt. So ist es immerhin ein wenig geschwächt, während Voss seine Kraft fokusiert. Aber auch der Steinwall, der anschließend von den Hermetikern gesetzt wird, hält das Biest nicht ab sich anschließend auf sie zu stürzen.
Von da an ist Jon's Erinnerung vernebelt. Er erinnert sich an das Geräusch, als die Krallen durch seine Haut und zum Teil sogar Knochen schneiden. Dann wankt er zurück und verlässt den Hof, als Voss den Befehl gibt. Er hört noch, wie er selbst befiehlt eine Reihe zu bilden, um auf Voss Kommando nochmals vorzustürmen und dem Biest den Rest zu geben.
Der Rest des Abends ist nur ein Schleier. Er verbirgt aufs Beste, wie viel Blut ihn die Abwehr gekostet hat, da er gerade an diesem Abend seine Platte abgelegt hat und sie kontaminiert im Jurenlager liegt.

Der Dämon indes ist besiegt und gebannt worden, weswegen nun der unbekannte Gelehrte zur Rechenschaft gezogen wird. Die Kämpfer des Abends finden sich zusammen mit der Baronin in deren Sitz ein und lassen sich das Geschehene und den Auslöser von besagtem Voss erläutern. Die Baronin scheint völlig aufgelöst, als man ihr erzählt zwei ihrer Schützlinge hätten den Dämon beschworen.
Das Gehörte soll auch der Baronin von Greifanger mitgeteilt werden, zumindest entschied das Cyril. Jon fragt sich insgeheim, warum er sich so aufplustert. Versucht er sich einen Namen zu machen oder sind andere, militärische Gründe dahinter?

All die Gedanken zu den Beweggründen sind schnell unwichtig geworden, als sie zu Dritt den Gelehrten Voss in Richtung Greifanger geleiten. Ihre Magnifizenz Fionola begleitet die beiden Recken auf ihrem Weg. Darüber hinaus flattert ein Rabe auf der Schulter des Mannes, der vorher schon mit Misstrauen beachtet wurde.
Kaum ist eine der Fackeln ausgebrannt witterten die beiden ihre Gelegenheit zur Flucht. Mit einem Mal ist es kein Wunder mehr, das Voss sich mit dem Dämon zu arrangieren wusste, denn wie es scheint ist er ein Hexer. Sein Komplize gibt die Rabenform auf und entpuppt sich als Mann aus Fleisch und Blut, zwar etwas mager aber erschreckend menschlich.
Auch wenn die drei versuchen den Beiden einiges entgegen zu setzen, so gelingt den beiden Hexern an diesem Abend schlussendlich die Flucht. Eine Begebenheit, auf die er ungern weiter eingehen möchte, da es zum Teil wohl auch sein Verschulden ist.
Alles was an dem Abend an Gewissheit bleibt ist, das die Beiden Hexer sind und sie wohlmöglich für ihre Zwecke ausgenutzt haben. Mit ihrem Verschwinden blieb jedoch - neben der Beschreibung der Verantwortlichen für die Beschwörung – ein Hinweis in Form eines blutroten Steins. In die Oberfläche steht ein Name eingeritzt: Naradielle Rika Lyrandes

Es fragt sich wie lange der Tag in der Erinnerung bleibt? Abgesehen von der der Füchsin. Sie wird trauern im Kreise ihrer Familie aber eines Tages könnte sie damit abschließen. Für ihn würde die Nacht gewiss in Erinnerung bleiben, geistig wie auch körperlich, denn er wird dem Dämon ein paar Narben zu verdanken haben.
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