Jugendsünden 1393
#6
"Hast du Schiss?" Es war wie ein Zauberspruch. Diese drei Worte konnten jeden zu allem bewegen. Das galt vor allem dann, wenn derjenige tatsächlich Angst hatte. Und dass Gwendolyn, trotz des neugierigen Glanzes in den Augen, Angst davor hatte, etwas Verbotenes zu tun, war offensichtlich. Viktor lächelte hinterhältig.
"Gar nicht!", protestierte sie, aber noch immer schwang ein Hauch von Zurückhaltung mit. "Nur ... sollen wir das echt mit der Pfeife deines Vaters machen? Onkel Janusch wird sicher böse."
"Ach Unfug, du Ziege! Der kriegt davon gar nichts mit. Wir tun die danach einfach wieder in seine Kiste zurück. Kein Problem." Viktor genoss das Spiel. Er hatte die Pfeife. Er war es, auf den sie zu hören hatten, wenn sie mitmachen wollten. Und sie wollten mitmachen. Welf hatte er zuerst angesprochen, und danach, nachdem dieser mit nur wenig Arbeit überzeugt war, seine kleine Schwester. Welf war sogleich Feuer und Flamme gewesen und hatte ein paar Krümel alten Tabaks von Onkel Hagen geklaut. Gwendolyn zögerte dagegen noch länger. Typisch Mädchen, dachte sich Viktor.
Ihren milden Protest, dass sie keine Ziege, er dafür aber ein dummer Bock sei, ließ er großmütig an sich abperlen. Letztlich wollte er ja auch, dass sie mitkam. Sollte sie doch sehen, dass er ihr in anderen Lebenslagen, die sich nicht um Alchemie und Anstand drehten, haushoch überlegen war. Ohne Zuschauer war es nur halb so lustig, die Regeln zu brechen.
„Na gut, aber du bringst sie zurück!“, stellte sie gleich selbst unbewusst eine Regel auf. Das stieß ihm übel auf, schließlich ging es ihm hier gerade darum, sich keinen zu unterwerfen. Er war sich ziemlich sicher, dass er auf Dämon komm raus nicht derjenige sein würde, der sie zurück brachte. Viktor würde sich dafür schon was einfallen lassen, erst recht, wenn sie so dreist wäre, ihn dazu zu zwingen.
„Das machen wir schon noch und jetzt hör auf, so ein Kleinkind zu sein!“ Rote Wangen, zu Schlitzen verengte Augen, ein wütendes Prusten … perfekt. Viktor lächelte noch immer.

Der Weg zur Scheune war mit Fallen nur so gespickt. Sie mussten den breiten Hof überqueren, um den die Gebäude des Gutes angeordnet waren. Knechte trugen gerade einige Tische vom einen Haus ins andere und hatten, trotz ihrer Arbeit, ein Auge auf das Geschehen. Mehrere Katzen strichen umher und forderten lautstark nach Essen und nicht zuletzt war vor dem Haupthaus alles voller Erwachsener, die sich munter über dies und das, Mithras und die Welt, Geld und Familie unterhielten. Nicht auszudenken, würde ein Knecht sie entdecken, sie, die vor Hinterlist nur so trieften und sie als geborene Unschuld tarnten. Oder eine Katze, die sich ihnen allzu aufdringlich anschloss und die Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Und nicht zuletzt ihre Eltern, die sie immer neu eintreffenden Freunden und Verwandten als das Musterkind präsentieren wollten, das, zumindest Viktor, nicht im Ansatz war. Sie huschten hinter dem alten Brunnen her und hielten kurz inne, um zwei Knechte mit mächtigen Stühlen passieren zu lassen. Viktor warf einen sichernden Blick über den Brunnenrand hinaus, zum Haupthaus, als sondiere er die Lage. Die Pfeife in seiner Hand hielt er wie eine Reliquie, oder eher: Ein Schwert. Wie ein heiliger Sonnenlegionär fühlte er sich dabei, der gerade einen geheimen mitternächtlichen Hexenzirkel ausspäht und versucht, eine Möglichkeit zu finden, der Entdeckung zu entgehen, nur um nachher umso besser zuschlagen zu können. Doch plötzlich versteifte er sich.
„Was ist?“, flüsterte Gwendolyn aufgeregt. „Ich glaube, ich habe Albert gesehen.“, zischte er zurück. Er hatte einen Teil der roten Robe gesehen, wie sie kurz zwischen den Erwachsenen auftauchte. Die Spannung wurde ihm beinahe unerträglich und die Raucherei war fast vergessen. In Gedanken begann er, sich all die Geschichten auszumalen, die Albert zu erzählen hatte. Die Hauptstadt, die Legion, die jubelnden Massen und ein Tempel, in dem es keinen Schatten gab. Gwendolyn schob sich näher an den Brunnen und lugte neben ihm über den Rand. Beide gaben keinen Ton von sich, ganz in ihren geheimen Beobachtungsposten an der Neugierfront versunken.
„Was macht ihr da?“ Viktor zuckte zusammen. Alma. Ein silendirer Traum von Löwenstein, sagte man in der Verwandtschaft oft. Das lag daran, dass sie in allem, was kitschig und teuer war, einen 'Hauch von Hauptstadt' sah. Und das traf nun mal vor allem auf Kleider, Schmuck und Kosmetika zu, was ihrem dreizehnjährigen Ich, zu allgemeinem Bedauern, nur leidlich gut zu Gesichte stand. Er drehte sich zu ihr um und ignorierte Gwendolyns Augenrollen. „Wir … gucken nur. Ob das Wasser gut ist.“
„Ob das Wasser gut ist?“ Cousine Alma hatte diese enervierende Angewohnheit, auf alles mit einer Frage zu antworten. Als die Veltenbruchkinder einmal darauf gewettet hatten, wer einen ganzen Tag lang nur in Fragen reden könnte, hatten sie Alma erst gar nicht gefragt, ob sie mitmachen würde. Sie hätte eh gewonnen. Und danach vermutlich noch gefragt, ob sie auch tatsächlich gewonnen hätte.
„Ja. Weeeeiiiil … Zur Hochzeit soll sich ja keiner den Magen verderben, nur weil er schlechtes Wasser getrunken hat.“ Die Lüge saß nicht richtig, aber was Besseres fiel ihm in diesem Moment nicht ein. „Stell dir vor, dann erbrechen alle.“
„Muss man dafür nicht -in- den Brunnen gucken, statt darüber? Für mich sah es aus, als würdet ihr die Erwachsenen ausspannen?“ In Viktors Innerem zerbrach etwas. Selbst ihre normalen Aussagen hörten sich wie Fragen an. Almas spöttelnder Ton machte es nicht leichter, die Ruhe zu bewahren. Er spürte, wie Gwendolyn etwas Hitziges entgegnen wollte, legte ihr aber schnell die Hand auf den Arm, um sie zurück zu halten. Er hatte eine bessere Idee.
„Na gut, Alma. Du hast uns durchschaut.“ Verschwörerisch sah er sich um. „Ich verrate dir ein Geheimnis, aber du darfst es niemandem sonst verraten, ja?“ Sie nickte zögernd. Geheimnisse waren ihr suspekt, ein Charakterzug, den Viktor nie verstand. Der Plan dagegen war perfekt: Er würde Alma dazu bewegen, mit in die Scheune zu kommen und mitzurauchen. Er wollte unbedingt sehen, wie dieses Sauberfraupüppchen an der Pfeife paffte und ihre reine Fassade dabei aufgab. Sie sollte eine Mittäterin sein, damit sie sie, im Falle eines Falles, nicht verraten konnte ohne sich selbst belasten zu müssen.
„Wir gehen in die Scheune und da...“ Weiter kam er nicht.
„Iiiiih, in die Scheune? Da ist es doch so eklig! Sind da nicht überall Flöhe und Ratten?“
„Nein, da sind...“, versuchte er noch, den Schaden zu begrenzen.
„Da gehe ich nicht rein! Das ist ja widerlich!“ Und dann, als wollte sie die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen: „Aber da passt ihr ja hin, nicht wahr? Also -ich- gehe jetzt zu den Erwachsenen und da petze ich!“ Viktor wollte noch die Hand nach ihr ausstrecken, aber es war zu spät. Ihr gutes Dutzend Unterröcke rauschte wie ein Wasserfall, als sie um den Brunnen herum stolzierte und auf die Menge der Erwachsenen zu hielt. Sie wirbelte in jeder Hinsicht einiges an Staub auf.
Die zwei Verborgenen seufzten gleichzeitig.
„Blöde Ziege“, murrte Viktor.
„Das reicht nicht“, kommentierte Gwendolyn finster.
„Blöde Kuh.“
„Schon besser.“

Als sie dann endlich die Scheune erreicht hatten, saß Welf schon auf einem Heuhaufen. Sein Unmut darüber, dass sie sich zu viel Zeit gelassen hatten wurde schnell auf Alma abgelenkt. Auch er hatte nicht die höchste Meinung von ihr und so wurde die erste Zeit ausgiebig darauf verwand, einen passenden Namen für sie zu finden. Alma dein Maul, einen Alma voll Wasser vom Brunnen holen, Hundeschalma von den Stiefeln kratzen, Almachselschweiß und so weiter. Letztlich setzte sich Almarsch durch. In der Kürze liegt eben oft die Würze.
Dann war der Zeitpunkt gekommen. Das Heu wurde zurecht geschoben um den dreien ein bequemes Nest zu bieten, in dem sie sich gegenüber sitzen konnten. Viktor präsentierte die Pfeife, Welf den Tabak und Gwendolyn wurde, als einzige, die nichts mitgebracht hatte und weil sie ein Mädchen war, dazu verdonnert, eine Lampe zu holen.
Ein letztes Mal wurden im Kreise der geheimen Raucherloge Blicke ausgetauscht, die die Eingeschworenen zu einem festen Kreis verbanden, der über das, was hier geschehen würde nie mit Außenstehenden zu reden hatte. Viktor entzündete die Pfeife an der von Gwendolyn geholten Lampe und begann zu husten. Reihum ging es jedem der drei so, aber alle gaben sich größte Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. Dass es nicht schmeckte fiel ebenso unter den Tisch und es wurde gequält gelächelt, wo die Lungen brannten und die Zungen belegt waren. Ein Opfer hatten sie dennoch zu beklagen: Welf, der vorher noch so große Töne gespuckt hat, wie oft er doch schon geraucht habe, erbrach sich nach seinem zweiten Zug an der Pfeife. Es begann ganz langsam, zuerst hat er nur langanhaltend gehustet, dann gewürgt. Viktor und Gwendolyn tauschten einen unbehaglichen Blick und rutschten ein wenig von Welf weg. Und dann geschah es auch schon. Er beugte sich zurück, in dem vergeblichen Versuch, nicht den Heuhaufen zu erwischen, doch dafür war es zu spät. Geräuschvoll entleerte er seinen Magen und brach so die Hoheit der geheimen Zusammenkunft. Viktor verzog den Mund, war das Rauchen doch schon ekelhaft genug.
Dennoch mussten sie den Heuhaufen wechseln, um dem Geruch zu entgehen, der sich nur notdürftig mit drüber gestreutem Heu verbergen ließ.
Als letztlich nur noch wenig Glut in der Pfeife vorhanden war, klopfte Viktor sie achtlos aus, um sie erneut befüllen zu können. Noch während er die Pfeife neu stopfte, einen Vorgang den er bei seinem Vater tausendfach gesehen hatte, stieg neben ihm ein dünner Rauchfaden in die Luft.
„Pass auf! Feuer!“ Gwendolyns Ruf ließ ihn auffahren. Schnell stürzten die drei vom Heu und klopften mit Pferdedecken, die neben ihnen an einem Balken hingen darauf herum, was das Zeug hielt.
„Manchmal ist es ein blasphemischer Akt, ein Feuer zu löschen, aber hier ist es vermutlich angebracht.“
Sie verharrten in ihrer angebrachten Blasphemie und drehten sich langsam um. Was war es eigentlich mit den Leuten, dass sie ständig unangemeldet hinter einem auftauchen mussten, dachte Viktor noch seltsam irritiert. Da stand Albert. Er war, wie Viktor es schon von fern gesehen hatte, in eine rote Robe gekleidet und trug eine lederne Rolle unter der Hand, aus der schüchtern ein Pergament heraus lugte.
„Mithras zum Gruße.“ Albert lächelte, ebenso scheu wie das Pergament und doch selbstbewusst zugleich, als wisse er am richtigen Ort zu sein, nur ohne Plan, wie er beginnen solle.
„Ent... entschuldigt mich.“ Welf würgte noch immer und stand auf. Die stinkenden Flecken auf seinem Hemd reizten seine Schwester zu einem langgezogenen Anwiderungsquieken. Viktor dagegen lachte hämisch und kurz darauf fiel auch das einzige Mädchen der Runde ein. Voll geknicktem Hochmutes eilte Welf davon und ließ die anderen zwei Mittäter amüsiert und einen Albert irritiert zurück.
„Ja, äh, Mithras mit dir, Albert“, sagte Viktor, sich nun schnell wieder fassend, und trat etwas näher. Gwendolyn hielt sich abwartend zurück. „Gut, dass du endlich da bist.“ Eine halbe Lüge, denn man hatte ihn weder erwartet noch eingeladen.
„Weshalb? Und was war mit Vetter Welf?“
„Dem war nur etwas übel, kümmere dich nicht drum. Wir dachten uns schon, dass du bald kommen würdest. Weißt du, wir haben hier gerade eine geheime Gesellschaft und du darfst Teil davon sein. Außerdem bist du unser Vetter und wir freuen uns, dass du da bist. Komm, setz dich zu uns.“ Viktor wedelte einladend mit der Hand und deutete Albert, sich zu den anderen zweien auf dem Heuhaufen zu gesellen.
„Geheime Gesellschaften sind nicht im Sinne Mithras'. Er ist der Gott der Wahrhaftigkeit.“
„Jajaja, es ist auch nicht geheim-geheim, sondern Wir-wollen-keine-Erwachsenen-geheim. Ganz ohne Eltern, verstehst du?“ Das hatte gesessen. Es war bekannt, wie Albert und seine Mutter Zerline zueinander standen. Zögernd trat Albert dazu und ließ sich mit auf dem Heuhaufen nieder.
Tastend fuhr Viktor durch das Stroh. In all der Hektik hatte er die Pfeife verloren.
„Cousine Alma sagte, ihr wäret in der Scheune“, stieg Albert ein. Gwendolyn schnaubte, aber keiner ging drauf ein.
„Ach Alma. Die hätte uns fast alles versaut. Wo hab ich denn jetzt ...“, fuhr Viktor etwas abgelenkt fort, noch immer das Heu durchwühlend.
„Schön, dass du den Weg gut überstanden hast, Albert.“ Gwendolyn war so ekelhaft perfekt wie immer, ging es Viktor durch den Kopf. Immer freundlich, immer nett.
„Seid bedankt, Kusine. Ich bin auch froh, dass ich hier sein darf. Der Tempel ist da sehr großzügig, wenngleich es nur dank Vater Joachimus auch tatsächlich umgesetzt werden konnte.“
„Hühnerdreck, ich finde sie nicht mehr.“ Viktor verschränkte unzufrieden die Arme.
„Onkel Janusch wird böse sein“, gab Gwendolyn zu bedenken.
„Ist schon nicht so wild“, winkte Viktor ab. „Er wird sich einfach eine Neue machen.“
Ein kurzer Moment des Schweigens füllte die Scheune. Albert war der erste, der wieder zu sprechen anfing.
„Was habt ihr denn gemacht?“
„Wir haben geraucht.“ Der Stolz in Viktors Stimme war nicht zu überhören.
„Geraucht? Aber das dürft ihr doch gar nicht. Das ist eine Regel und daran müsst ihr euch halten. Mithras sagt, Regeln sind die kleinen Geschwister der Gesetze.“ Die folgende Stille war sogar noch tiefer als die erste. Das war so gar nicht, wie sich Viktor Albert vorgestellt hatte. In seiner Fantasie war er wesentlich verwegener. Ein schneidiger Wortschmied, der, von tapferen Sonnenegionären begleitet, gegen Ungeheuer und Hexen zog um die feurige Gerechtigkeit des Herrn zu verbreiten.
„Nun ja, tatsächlich bin ich gekommen um euch um etwas anderes zu bitten.“ Albert hielt die Ledermappe empor. „Ich habe ein Traktat verfasst, dass ich zur Hochzeitsfeier vortragen will. Vielleicht könntet ihr es vorher lesen und mir eine Kritik dazu geben? Das wäre sehr freundlich.“
Er hatte eine gestelzte Ausdrucksform, die Viktor zugleich abstieß und faszinierte. Dennoch erschien es ihm arg trocken jetzt so ein blödes Traktat lesen zu müssen, statt sich durch das verbotene Rauchen vor den gleichaltrigen Rotschöpfen profilieren zu können.
„Hm. Sicherlich. Können wir machen.“
„Machen wir sogar sehr gerne, Albert“, ergänzte Gwendolyn. War da ein bemutternder Ton heraus zu hören?
„Das ist erfreulich, Kusine Gwendolyn. Ich...“
„Nur, nicht jetzt, ja?“, fiel ihm sein Cousin ins Wort. „Wir machen es später. Die Lampe hat eh nicht mehr genug Öl um bequem lese zu können. Jetzt wollen wir die Pfeife suchen. Wir haben noch ein halbes Beutelchen Tabak!“ Triumphierend reckte Viktor den kleinen Schatz in die Luft.
„Nein, da kann ich nicht dran Teil haben. Und ihr solltet das auch nicht tun.“
„Komm schon, Vetter. Was ist schon dabei? Hast du Schiss?“ Und da waren sie wieder, die drei magischen Worte. Nur scheinbar bewahrheitete sich, was über Mithras und seine Ablehnung gegenüber Magie gesagt wurde. Der Zauberspruch prallte harmlos an Albert ab.
„Ich habe keine Angst davor, aber wir müssen die Regeln einhalten.“ Albert rappelte sich ungelenkt auf dem Heuhaufen auf, was zum Teil am Heu, zum Teil am verkrüppelten Bein lag. Sein Tonfall hatte seltsamerweise kaum etwas anklagendes an sich, es war einfach nur eine nüchterne Feststellung.
„Albert...“, versuchte es auch Gwendolyn, doch da war der rotberobte Vetter schon fast bei der Tür.
„Ich werde das leider sagen müssen. Falls doch noch ein Feuer ausbricht oder euer Vater seine Pfeife vermisst, Vetter Viktor. Dieser machte mich übrigens darauf aufmerksam, dass ich auf euch Acht geben solle.“
„Was?“, begehrten die zwei anderen auf. Es überraschte Viktor nicht, dass Gwendolyn fast noch panischer war als er, schließlich stand ihr guter Ruf bei seinem Vater auf dem Spiel. Dass Janusch allerdings Albert instruiert hatte, ein Auge auf seinen Sohn zu werfen, fand Viktor unerhört.
„Das kannst du nicht machen!“, jaulte sie. „Bitte, Albert, sei nicht so. Es war doch nur ein Spiel.“
„Untaten müssen gesühnt werden, deshalb denke ich nicht geringer von euch. Und danke noch einmal, dass ihr euch meines Traktates annehmt.“ Er lächelte noch einmal, in gleicher Weise wie nach seinem Eintreten. Dann war er fort.
Viktor war wie vor den Kopf geschlagen. Er wollte sie verpetzen und erwartete dennoch, dass sie ihm bei seinem dummen Zettel halfen?! In diesem Moment war alle Vorfreude auf spannende Geschichten wie weggeblasen und zurück blieb nur dasselbe Schwelen im Bauch, das er hatte, wann immer er mit seinen Eltern sprach oder von seiner Cousine übertrumpft wurde.
Er merkte, wie Gwendolyn ihn entgeistert ansah.
„Was machen wir jetzt?“
„Wenn er petzt, dann rächen wir uns!“ Viktors Miene war dunkel und, wenn er es richtig deutete, teilte seine Cousine sein Bauchgefühl.
„Gut. Der kann was erleben!“ Sie reckte angriffslustig die Fäuste in die Höhe. „Nur, wie machen wir es?“
„Wir verderben seinen Auftritt“, prophezeite Viktor in eine Scheune hinein, in der noch immer Gerüche von Erbrochenem und Rauch um Vorrang kämpften. Er griff zu der Lampe und drückte sie Gwendolyn wieder in die Hand.
„Du meinst das Traktat? Meinst du nicht, das wäre ein bisschen hart?“
„Hast du Schiss?
"Novizen, die ich segne, sind großindoktriniert. Nicht."
-Elian


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Jugendsünden 1393 - von Albert Veltenbruch - 01.06.2015, 23:56
Zwischen den Spiegeln - von Viktor Veltenbruch - 01.06.2015, 23:58
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