(K)eine Liebesgeschichte
#10
Ein knorriger, von der Sonne schrumpliger Skorpion klackert unbedacht durch die Nacht. Er achtet nicht sonderlich auf seinen Weg, denn er hat Kummer.
Eine Eule hört das Rascheln im Gebüsch und stürzt sich auf ihre Leibspeise. Grazil landet sie neben dem Tier und beäugt es, als sich das Spinnentier weder aufbäumt noch wappnet. Neugierig geworden starrt sie ihren Mitternachtsimbiss an und wartet was passiert. Als sich dieser nicht rührt hakt sie nach.
'Ich werde dich verspeisen, meine Köstlichkeit! Du bist außen knusprig aber hast innen einen leckeren, weichen Kern.' verkündet die Eule hungrig.

'Nur zu. Was hindert dich?' klappert der Skorpion gleichmütig.
'Warum wehrst du dich nicht? Du schmeckst nur halb so gut, wenn du nicht gekämpft hast.'
'Du hast Recht. Das Opfer schmeckt besser wenn es vorher gelitten hat. Aber ich möchte dir nichts vor spielen.'
Die schlauen, großen Augen der Eule bewegen sich abwägig bis sie gierig mit dem Schnabel klappert. 'Das klingt als würde ich dir einen Gefallen tun. Wie langweilig.'
Mit schwindendem Interesse breitet sie die Flügel aus und schlackert ein paarmal, bis das Geklapper sie nochmals aufmerksam macht.

'Flieg nicht weg, Eule. Du bist doch ein schlaues Tier...?'
'Deswegen fliege ich ja! So niedergeschlagen wie du klapperst hattest du bestimmt Streit mit deinem Weibchen. Ich kenne das und es schmeckt nicht gut.'
Der Skorpion scharrt nur ertappt mit der Zange im Dreck.
'Habt ihr Nachwuchs? Die Kleinen sind ganz exquisite Leckerbissen. Wo finde ich dein Weibchen? Sag es mir.'

Bei den verächtlichen Worten der Eule bäumt sich der Skorpion plötzlich doch auf und lässt die Zange in ihre Richtung schnappen. Der schlaue Vogel weicht aber zurück und flattert kurzerhand auf einen Ast. Auf den Skorpion hinab blickend verkündet sie.
'Ich finde sie schon. Sie kann nicht weit sein. Was willst du sie noch beschützen? Sie wird leichte, leckere Beute sein.'
'Nein, Eule. Bitte friss mich!'
Verhöhnend schaut die Eule auf den Skorpion hinab. 'Nichts da, von Liebeskummer verderb ich mir immer den Magen.' schließt sie und fliegt dem Mond entgegen.


Die Gedanken kreisen
immer nur um eins
wie es dir jetzt geht
und ob du mir verzeihst

Alles in mir ist so leer
die Sehnsucht will nicht weichen
seh und hör von dir nichts mehr
kann dich nicht erreichen

Gar zu gerne würd ich
noch einmal vor dir stehn
dir mit einem Lächeln
in die Augen sehn

Und auch du sollst lächeln
bei deinem Blick zurück
dann wär für mich vollendet
mein Märchen vom Glück

....

Und wenn sie nicht gestorben sind
das weiß heute jedes Kind
so ein Märchen enden muss
deshalb jetzt ein neuer Schluss

Das Märchen war beendet
beim allerletzten Blick
Hoffnung war verschwendet
kein Lächeln kam zurück

Der Mann ist gestorben
befürchtet lange schon
am Leben, doch verdorben
der unversöhnliche Skorpion
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(K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 04.03.2015, 23:48
Jorinde und Joringel - von Aki Durán - 05.03.2015, 13:17
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 06.03.2015, 10:23
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Rahel Goldblatt - 06.03.2015, 19:10
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 08.03.2015, 01:45
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 20.03.2015, 12:54
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 02.04.2015, 13:50
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 18.05.2015, 16:57
RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Rahel Goldblatt - 20.05.2015, 15:50
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RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Rahel Goldblatt - 07.06.2015, 08:29
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RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 08.06.2015, 09:50



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