(K)eine Liebesgeschichte
#7
Er erwacht recht plötzlich, als hätte es irgendwo ein Geräusch gegeben wegen dem er zusammen gezuckt ist. Bereits nach dem Hochschrecken begrüßt ihn sein Kopf mit heftigem Hämmern. Mit einem bemühten, rasselnden Atemzug unterdrückt er den Drang sich zu übergeben – mal wieder. Sein Arm schmerzt immernoch, aber etwas Erleichterung macht sich breit, als er die Finger bewegen kann.

Immerhin erwacht sein unfreiwilliger Wächter nicht von Aki's Bewegungen. Marek hockt auf dem Stuhl dicht neben seinem Krankenbett, die grüne Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Nimmt er die überhaupt noch ab? Die Arme sind leicht verschränkt und er scheint trotz Lederrüstung und Bewaffnung seelenruhig im Sitzen zu schlafen. Aki wiedersteht dem Drang die Kapuze zurück zu streifen, immerhin müsste er sich dafür umdrehen und das würde Marek aufwecken. Der Junge hatte etwas Schlaf verdient nach der Nacht. In gewisser Weise ist es auch nicht nötig die Kapuze zurück zu werfen. Er kann die Gesichtszüge ohne Vorlage abzeichnen von den verbissenen Wangenknochen bis zu den tiefgrünen Augen. Niemand würde abstreiten, dass das Grünhäubchen ein wirklich schöner Kerl ist. Ganz abgesehen von der charmanten Art. Aki würde töten, um nur einen Funken von Marek's Geschick zu erlangen. Ganz gleich ob für Worte, Bewegungen oder im Kampf.
Scheißkerl, er wollte ihn hassen aber das konnte er nicht mehr. Marek hat ihn zweimal in kurzen Abständen verraten und dann zweimal gerettet. Vermutlich sind sie damit quit. Abgesehen davon könnte er seinem Freund niemals ernsthaft verletzten, dafür rennen sie schon zu lange gemeinsam in eine Richtung. Zwar die falsche, aber wen interessiert das?

Aki erinnert sich an die Nacht, als wäre es ein Tagtraum gewesen. Langsam fallen ihm auch die Worte wieder ein und er besinnt sich der Verzweiflung, die darin mitschwang. Oder war es Sturheit? Vermutlich von Beidem etwas. Verdammtes Arschloch. Atme schon, du Scheißkerl. Sonderlich charmant war das ja nicht, vor allem in der Kombination aus heftigen Pumpbewegungen auf seinem Brustkorb. Man sieht es dem jungen Mann nicht an, aber er hat Kraft. Genug, um in einem verzweifelten Moment seinen Rippen zu zeigen, was gerade wichtiger ist.
Aki bewegt sich etwas auf dem Bett und schnauft auf. Guten Morgen, Rippen. Seltsamerweise ist die Fehlstellung oder der angehende Bruch – so genau will er es gar nicht wissen – wie Balsam. Sein Herzschlag beruhigt sich unter dem pieksenden Schmerz und er atmet langsamer aus. Sein Verstand funktioniert wieder normal und nicht mehr auf dem hitzigen Schnelllauf, den das Fieber ausgelöst hat. Schütteltfrost und Fieber, das hatte er das letzte Mal als kleiner Junge. Wenn überhaupt. Dein Körper verhöhnt dich.

Zum Glück war Rahel nicht da und weigert sich das Heilerhaus zu betreten. Scheinbar hat sie wirkliche Wut auf Eirene oder ihn, vielleicht auch auf Beide. Es wär sicher nicht angenehm gewesen, wenn mitten im Gespräch sein Herz keine Lust mehr gehabt hätte. Dann lieber Marek, auch wenn er ihm jetzt etwas schuldet. Das Gefühl war befremdlich und zugleich angenehm. Wie die Wärme eines Kamins in nächster Nähe, wenn man gerade durchgefroren ist. So greifbar und einfach, man musste nur einen Schritt in die richtige Richtung machen.

Seitdem ist alles viel klarer und intensiver. Was wären seine letzten Worte an Rahel gewesen? »Nein .. verdammt?« nachdem sie vor ihm geflohen ist. Zuvor die Behauptung er hätte ihr wieder einmal bewiesen, dass sie unfähig ist und nur zum ficken gut.
Wieder einmal? Anscheinend hat sie öffters dieses Gefühl. Warum sonst die Wortwahl? Und er hätte das einfach so stehen gelassen, woraufhin seine dramatische Rahel ihr ganzes Leben davon gezehrt hätte. Vermutlich bis sie einen Anderen findet und ihn vergisst. Aki kann es sich bildlich vorstellen wie sie in einem schlichten, schwarzen Kleid – in dem sie dennoch verdammt schön aussehen würde – auf seiner Beerdigung sagt 'Ich hab ihn geliebt und er fickte mich sehr gern.' Ende der Geschichte.

Erst die wundersame Wiedervereinigung und dann das. Benutz einmal deinen verdammten Verstand! Es war so einfach, so lächerlich einfach. Sie war zu ihm zurück gekommen, demütig und bereit sich im Zweifel erneut weh tun zu lassen, schlichtweg weil die guten Momente den Schlechten überwiegt haben. Hat sich jemals irgendwer so für dich aufgeopfert, außer vielleicht deine Mutter, die wohlgemerkt dafür verstoßen wurde?
Ihm fallen ihre Worte ein vom Tag bevor er einige Schläge auf den Schädel bekommen hat. Sie hatte es einfach auf ihre selbstverständliche Art definiert. Liebe und Glück. In gewisser Weise hat sie ihm auch auf charmante Weise einen Strich durch die Rechnung gemacht, als er es abstreiten wollte.
»Du machst mich stärker, Aki. Weil ich weiß, da ist ein Mensch, dem ich nicht egal bin. Der mich beschützen würde und sich um mich kümmern wenn es mir schlecht geht.«
Vielleicht wollte sie ihn einfach nur etwas bemuttern und war deswegen so aufgewühlt. Irgendwie war es auch egal, er erbricht hier die Weidenrinde genauso wie bei ihr. Vielleicht ist sein Herz aus Rebellion stehen geblieben? Hör auf darüber nachzudenken und beweg deinen Hintern und bieg es wieder gerade.
Er stubst Marek an und versucht ihn aufzuwecken. Mal sehen, ob er ihn überreden kann ihn zu Rahel zu schleppen. Wenn ihn jemand wieder gerade biegen kann dann sie. Warum? Weil er ihr vertraut. Sie würde ihn auffangen so wie er es für sie tun würde.

[Bild: uvkxqdqv.jpg]
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(K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 04.03.2015, 23:48
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RE: (K)eine Liebesgeschichte - von Aki Durán - 08.06.2015, 09:50



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