Des Nachts bei den Kultisten..
#16
Hatte sie Henrike nicht gewarnt? Hatte sie nicht Bedenken geäußert? Aber nein man musste ja in diese mithrasverdammte Mine ziehen! Die Mine war erfüllt vom Abyss, aber interessierte es irgendjemanden was die dumme Priesterin sagte? Nein. Lieber stritten sie sich, Mondwächter gegen „die Kirche“. Es war so ermüdend. Vielleicht raubte ihr aber auch nur die mächtige, dämonische Präsenz die Kraft?

Gebete, Weihwasser und Licht, nutzlos. Sie schloss die Augen. Es gab noch eine Möglichkeit. Wie man es sich gelehrt hatte, stellte sie sich einen Raum vor… und gab der Möglichkeit einen saftigen Tritt.

Mandres Gerede…sollten sie doch alle verrecken. Wenigstens Koren war vernünftig. Koren, Uriel Grohnschied, alles passte ja so wunderbar. Sie verdrängte den Gedanken mit einer Flasche Kornbrand.

Warum war Vater nicht hier? Er hätte gewusst was zu tun war…nein richtig war: sie wusste was zu tun war und hasste es.

Warum war Aleric nicht hier? Oder Arthur? Männer voller Macht, Männer die Licht waren, kein Kind! (Arthur wurde ja nicht müde genau das zu betonen, sie war nur ein Kind was die Gabe anging…)

Bleiben noch Henrike, Elfie, Carl (der von dämonischen Mächten korrumpiert wurde) und all die anderen. Wo war eigentlich Kinnard? Das war die Gelegenheit sich zu beweisen und er war nicht hier! Oder Alon! Das konnte man sicher als Priesterprüfung verwenden…

Sie verzog sich in einer der hinteren Ecken, wollte alleine sein. Liron hatte versprochen über ihren Schlaf zu wachen. Doch wie sollte er über ihre Seele wachen? Sie durfte nicht einschlafen, das würde sie wehrlos gegen die Dämonen machen… nicht einschlafen…sie war so müde…. Elender Kornbrand… ihr Magen brannte und ihr war übel… sie fühlte sich schwach…

Sie konnte es spüren… die Dunkelheit… und dann… Mithras Feuer… sein lodernder, brennender Zorn…sie war… eingeschlafen…

Der Ort so vertraut, die Burg… und doch… ich erinnere mich nicht mehr… die Menschen stehen um mich herum auf dem Burghof… versammelt ums Nachtfeuer…ich höre die Stimme des Manipulators… Arthur….er schreit…und das Volk nimmt seinen Ruf auf… ich kann seine Macht spüren… ein Kribbeln… sie schreien, brüllen seine Worte…MITHRAS…MITHRAS…MITHRAS…ein Dröhnen… ein Wummern… ein Pulsschlag der bis tief in die Knochen, bis ins Blut reicht…Seelbund, Seelenmanipulation… sie alle haben diese Gabe… Aleric, Arthur, Hermeno…und ich. Gleich wie man es nennt, es ist machtvoll. Ich wollte es nie. Man weiß nie wer einem wirklich mag und wer einfach der Gabe erliegt. Dummerweise glaubt es einem auch noch keiner wenn man das erzählt.

Abrupt herrscht Stille. Wie ein Mann wendet sich die Masse zu mir um, unzählige starrende Augen der Verachtung. Kalt und hart. Meister Arthur. Dann kommt Bewegung in die Menge, Hände recken sich nach mir, packen mich, zerren mich nach vorne zum Nachtfeuer, zwingen mich vor dem Mann in flammend roter Robe auf die Knie. Ich sehe in die vertrauten Augen. Schwarz und gnadenlos wie der Tod und doch lodert in ihnen Mithras Feuer. Er beugt sich nach vorne um mit Zeige- und Mittelfinger der linken Hand mein Kinn anzuheben, ehe er mit der Rechten ausholt, zwei Mal zu schlägt.

„Dummes, ängstliches Kind, willst du sie alle sterben lassen?“ Was soll ich denn darauf antworten? Das ich hoffe, dass jemand eine Lösung findet? Eine andere als einen Seelenbund! Was würden sie denn tun wenn ich NICHT hier wäre? Was wenn ich NICHT Uriel Grohnschieds Erbe gefunden hätte? Was wenn…Arthur schlägt erneut zu. Ein Wink und seine Anhänger reißen mich auf die Füße, zerren mich zum Scheiterhaufen (der vorhin noch nicht da war… Träume…), binden mich an den Pfahl. Das Holz knirscht unter meinen Stiefeln.

„Heute werde ich deine Seele nicht von ihren Sünden reinigen, Kind. Ich werde sie nur… auf den rechten Weg zurückführen…Ordnung durch Führung!“ (Verreck du Idiot)

Flammen schlagen um mich empor. Ich kann die Hitze spüren. Alles geht in Feuer und Licht unter…


Bilder, Erinnerungsfetzen, Kopfschmerzen, Dunkelheit, stickige Luft. Magenschmerzen. Gedämpfte Geräusche aus dem Stollen. Sie schloss die Augen, Dunkelheit war Dunkelheit. Sie wollte nur Frieden… aber vermutlich war Frieden in einem Minenschacht voller Dämonen und Kultisten ein bisschen viel von Mithras verlangt…
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RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Magdalena - 27.10.2014, 11:27
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Cyril Nordstem - 27.10.2014, 13:25
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Trisha - 27.10.2014, 15:46
RE: Des Nachts bei den Kultisten.. - von Justan - 27.10.2014, 17:56



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