FSK-18 Gedanken
#1
Sie kam gerade von der Mittagspatrouille in die Wachstube. Der Schild wurde an das
Regal gelehnt. Vieles war in den letzten Tagen geschehen, vieles was sie zum Nach-
denken brachte. Aber diese Gedanken hatte sie einfach unterdrückt um den Kopf frei
zu halten.

Sie öffnet die Türe zum Wachturm und stapfte die Treppen und Leitern bis ganz nach
oben hoch. Langsam lehnte sie sich an das Holz des Aussichtsfenster und seufzte
schwer als sie die unterdrückten Gedanken in einem Ruck erwischten.

Zuerst war da nur das mit Axis und Maya. Sie wollte Maya nie verletzten und ging
Anfangs davon aus, dass es rein körperlich bleiben würde zwischen ihr und Axis, aber
schon bald entwickelte sich da etwas, was mehr war. Gefühle. Leises Schnauben
entweichte ihr da sie sowas nicht gewohnt war. Es war im Grunde auch noch alles sehr
schwammig bis ihr Axis in einem Moment kurz vor dem Hochgefühl zuflüsterte, dass
er sie liebt. Sie hatte so einige Gerüchte gehört über Maya über Ihn über alles im
Grunde aber sie wusste nicht was sie von all dem halten sollte. Es war kompliziert
vor allem weil sie nie wollte, dass wer Anderes dadurch verletzt wurde. Er sagte ihr
er habe Maya nie wirklich geliebt und eher gerettet und geduldet. Sie verstand nicht,
dass der Ruf eines Mannes wie Axis das Wichtigste war, was er besaß und man ihn
auf offener Straße keine Kosenamen geben sollte oder sich an einen Freigeist zu
hängen wie eine Klette. Lis sinnierte darüber ob Axis deshalb ihre Gesellschaft genoß
weil sie auch ohne Ihn wunderbar zurecht kam und sich nicht wie eine Klette an ihn
hängte und ihm die Luft zu atmen raubte. Sicher die ersten Tage seiner Abwesenheit
vermisste sie Ihn aber sie konnte sowieso nichts daran ändern also musste sie lernen
jene Gefühle zu bändigen und sich auf Wichtigeres konzentrieren.

Dann war da dieses Gefühl des verloren Sein in der eigenen Heimat. Sie war hier
geboren worden. Ihr Vater war Bürger der Stadt Greifangers und Hauptmann der
fürstlichen Wache in Candaria gewesen. Ihre blauäugigkeit bekam schon bald ihre
Quittung. Sie war davon ausgegangen, dass der Ruf ihres Vaters und sein Stand auf
sie übergehen würden wenn sie heimkehrt aber viele Jahre vergangen und Grindel
Seekliff war nicht mehr der jüngste und vorallem war sie nicht ihr Vater. Sie musste
sich selbst beweisen wenn sie Bürgerin Greifangers werden wollte um ein Heim und
die Ehre zu besitzen die ihr Vater genoss. Sie war einfach nicht er und nur seine
Tochter keiner seiner Söhne die alle im Krieg gefallen waren. Elisabeth war damals
noch zu jung um mitzuziehen und ihre Brüder hatten sich dafür eingesetzt, dass sie
nicht mitkommt. Sie sollte die übrig gebliebenen Truppen unterrichten und ausbilden.
So half sie jedem am besten, sagten ihre Brüder die sich zum ersten Mal einig waren.
Aber der Traum war nie abgeschrieben und sie würde alles tun um jenen für sich zu
erfüllen.

Tja und dann war da diese dritte Sache. Ein Mann, ein Freund der ihr seine Liebe
gestanden hatte. Wie sollte sie nur damit umgehen. Sie hatte ihm die Augen geöffnet,
dass sein derzeitiges Leben ihn einfach nicht glücklich machen würde und er hatte
erst darauf beharrt, dass seine Ehre es ihm so befohlen hatte und er keine andere
Wahl hatte als dieser zu unterliegen. In Axis ständiger Abwesenheit und dieser unge-
klärten Grenzen zwischen Ihnen beiden hatte sie sich der rein körperlichen Sehnsucht
hingegeben. Und nun das? Er liebte sie, und er meinte es ernst. Sowie Axis es auch
ernst zu scheinen meinte. Sie war in dieser Zwickmühle, die sie immer vermeiden
wollte. Eine Zwickmühle die ihr den letzten Nerv raubte da sie einfach nicht wusste
was sie nun genau tun sollte. Sollte sie auf ihr Herz hören oder auf ihren Verstand?
Und war bei beiden Seiten nicht beides irgendwo verwickelt?

Unruhig durch das Nachdenken wandte sie sich herum. Nun das Gesäß an das Holz
lehnend und die Arme kreuzend. Sie hasste es nicht zu wissen was sie tun soll.
Es gab ihr das Gefühl zu ersticken. Das Gespräch mit Saresh dem Waffenmeister
und Stammesmitglied der Shurax hatte es auch nicht gerade leichter gemacht.
Er erinnerte sie an einen sehr guten Freund ihres Vaters der auch Jure war.
Er erinnerte sie an ihre Kindheit. Eine Kindheit die schön war aber nicht immer leicht.
Sie hatte vieles erlebt viel erdulden müssen und stand immer zwischen der Erziehung
ihres Vaters und der ihrer Amme. Einerseits sollte sie starke stolze Kriegerin werden
die wie ihr Vater ihr Land und Fürsten verteidigen sollte. Andererseits sollte sie aber
wissen wie sich eine Dame zu verhalten hat. Meist obsiegste der Wille ihres Vaters,
sodass sie wusste was eine Dame zutun und zu lassen hatte es aber nie wirklich in
der Praxis angewandt hatte.

Sie rieb sich die Schläfen und murrte leise:
"Hoffentlich geht der ganze Kram nicht nach hinten los. Ich will den Ruf meiner Familie
nicht zerstören. Dafür haben Vater und meine Brüder zuviel geleistet und gegeben..."


Sachte stapfte sie die Leiter und Stufen wieder hinab in die Wachstube. Sie musste
etwas schlafen, war sie die ganze Nacht ziellos und geplagt von den Gedanken durch
Candaria gewandert und hatte nicht eine Minute lang geschlafen. Sie legte sich auf
die Holzbänke und schloss ihre Augen in der Hoffnung bald einzuschlafen damit ihr
Kopf aufhörte zu dröhnen.


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Nachrichten in diesem Thema
Gedanken - von Elisabeth Thuder - 09.05.2014, 16:59
RE: Gedanken - von Gideon Ganter - 09.05.2014, 18:01
RE: Gedanken - von Elisabeth Thuder - 16.05.2014, 02:32



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