Im Kerker der Kirche
#5
Der Raum war trockener, aber nicht unbedingt wärmer. Aber sie hatte ein Bett und sie hatte Wasser und Essen und sogar Bücher. Letzteres war nutzlos geworden, sobald die Kerzen heruntergebrannt waren. Als die Kammer wieder in Dunkelheit versunken war, war die Einsamkeit zurückgekehrt und mit ihr die unzähligen Gedanken.
In Ermangelung von anderen Tätigkeiten hatte sie begonnen rastlos in ihrem Raum auf und ab zu wandern und Texte aus längst vergangenen Zeiten zu rezitieren. Gute Nacht Geschichten ihrer Mutter. Heldentaten, die ihre Großmutter zum besten gegeben hatte. Lieder, die ihr Vater bei der Arbeit gesummt hatte. Melodien ihres Volkes.
Wenn sie nicht wanderte, hatte sie sich eingerollt und starrte in die undurchdringliche Dunkelheit, wartend dass jemand kam. Irgendwann hatte sie auch jegliches Zeitgefühl verloren. Lediglich die Darbringung des Essens gab ihr noch so etwas wie zeitlichen Halt, da diese recht regelmäßig erfolgte. Ansonsten war sie in einen trostlosen Trott verfallen. Wandern. Schlafen. Nachdenken. Essen. Wandern. Schlafen. Mehr schlafen. Essen. Wandern.
Und warten. Die meiste Zeit wartete sie einfach nur.
All the world knew that a maester forged his silver link when he learned the art of healing - but the world preferred to forget that men who knew how to heal, also knew how to kill
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Im Kerker der Kirche - von Lyanna Ennisfree - 27.11.2013, 23:53
RE: Im Kerker der Kirche - von Lyanna Ennisfree - 28.11.2013, 10:18
RE: Im Kerker der Kirche - von Lyanna Ennisfree - 29.11.2013, 11:24
RE: Im Kerker der Kirche - von Lyanna Ennisfree - 30.11.2013, 01:40
RE: Im Kerker der Kirche - von Lyanna Ennisfree - 01.12.2013, 23:49
RE: Im Kerker der Kirche - von Lyanna Ennisfree - 02.12.2013, 13:58
RE: Im Kerker der Kirche - von Lisbeth Winkel - 02.12.2013, 14:36



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