FSK-18 Fieber...
#2
Vierter Morgen
Im Heilerhaus heizte irgendjemand. Oder vielleicht brannte auch das obere Stockwerk. Anders konnte sich Farilda diese Bruthitze nicht erklären.
Sie lag da in ihrer eigenen Brühe. Sie war sich nicht einmal sicher, woraus diese Brühe genau bestand. Es war einfach nur widerlich, selbst für Mieps.
So entschied sie sich, aufzustehen und hinauszugehen.

Warum sie ausgerechnet wieder in den Wald ging, wusste sie nicht. Vermutlich, weil es besser war als als Kranker auf den Straßen Löwensteins
zu wandern, denn... Wer auf die Insel kommt, ist des Todes...

Die warme Kleidung ging irgendwo auf dem Weg verloren...
Wie eine Schlafwandlerin, die nach einer Erfrischung sucht, wanderte sie halbnackt und wie im Traum umher. Sie blieb lange beim Hof der schwarzen Adler. Die Tiere beruhigten sie... und es gab Schatten.

Alles war irgendwie wie im Traum. Der ganze Pferdedung, in den sie barfuß trat, war wie ein Pferdedung im Traum. Die ganzen Äste, die an dem Pferdedung kleben blieben, waren wie Äste, die im Traum an Pferdedung kleben blieben.

Und auch Harls Stimme, Marquards Rufe in der Ferne... waren es geträumte Rufe? Und seit wann nannte Harl sie "Farilda"? Sie versuchte, den Stimmen zu folgen. Trat dabei in noch mehr Pferdedung. Der Orden hatte verdammt viele Pferde - und alle mussten scheißen. Wenn es denn überhaupt Pferdedung war...

Sie sah den Reiter gar nicht kommen, der des Weges ritt und sein Pferd zügelte, als er sie halbnackt da stehen sah. Ihr Hemd war so über alle Maßen verschmutzt, es waren sogar noch Marquards Stiefelabdrücke drauf - von jenem Abend, als sie das Hemd als Friedenszeichen geschwenkt hatte. Sie war verschwitzt, die Haare waren zerzaust, fettig und staubig, die Augen verklebt... und außerdem hatte sie Schuhe aus Pferdedung an. Kein Wunder also, dass der Mann sie für eine Waldfee hielt...

"Was willste denn haben, damit du den Rest auch zeigst?", war eine etwas komische Frage an eine Fee. "'nen kalten Berg in Nortgard", gab sie mit brüchiger Stimme zurück. Erst jetzt fiel ihr auf, wie durstig sie war... "Den hab' ich in der Hose." Und damit begann ein seltsames, lustiges und seltsames Abenteuer. Farilda hielt sich an einem Gatter fest, aus dem zwei Schweine herausblickten. Und die Schweine drinnen sahen wohl zwei Schweine draußen am Gatter, die hineinblickten.

Mit weichen Knien setzte sie sich in den Fluss. Alles war irgendwie noch immer unwirklich. Und sie hatte so Durst!

Sie stieg aus dem Fluß, zog ihre Dungstiefel wieder an und marschierte auf eine Wäscheleine zu. Die Hose passte wie ein Wunder. Ein Wunder! Ein Wunder war geschehen und sie war der einzige Zeuge!
Wären jetzt noch richtige Stiefel an der Wäscheleine... und ein kühles Bier...

Sie torkelte zurück in Richtung Stadt. Der erste, der sie traf, war Aughril... und ohne zu zögern gab er ihr seine Schuhe. Das war jetzt nicht unbedingt das, wovon sie immer geträumt hatte - jemandem die Schuhe zu verdrecken - aber es war eine unglaublich nette Geste. Aughril... sie kannte ihn eigentlich kaum... aber sie würde diese Schuld begleichen. Die Stiefelschuld.

Der nächste war dann Mandres - und die Welt drehte sich einmal mehr. Aus den Stiefeln quoll Pferdedung. Und Farilda drohte Mandres, sie würde ihm ins Gesicht furzen. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, ließ er sie erst von seiner Schulter runter, als sie bei Harl und Marquard waren. Aughril spazierte barfuß hinterher.

Harl sprang auf, Farilda... wo zum Henker... kann ich jetzt gehen drang noch aus weiter Ferne zu ihr... dann war für ein paar Momente alles schwarz...
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Fieber... - von Farilda Schwarzbrandt - 24.07.2013, 08:35
RE: Fieber... - von Farilda Schwarzbrandt - 26.07.2013, 09:08
RE: Fieber... - von Farilda Schwarzbrandt - 28.07.2013, 02:48
RE: Fieber... - von Farilda Schwarzbrandt - 17.09.2013, 09:01
RE: Fieber... - von Farilda Schwarzbrandt - 26.02.2014, 22:36



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