Des Spielmanns neue Fiedel
#1
Tag 1

Ein Tag war nun seit dem Talentwettbewerb vergangen. Ein Tag an dem ständig an die Pforte geklopft wurde. Mal waren es Männer, die sich in Kleiderfragen beraten lassen wollten, mal waren es Frauen die ihm schlicht ihre Bewunderung aussprachen und ab und an stand nach dem Klopfen niemand vor der Tür, dafür hörte man das erregte Kichern oder schmachtende Seuftzen aus der Ecke, in der sich frühreife Mädchen versteckt hatten, die nur mal einen Blick auf den Künstler erhaschen wollten. So schmeichelthaft und gerechtfertigt, der Rummel um seine Person auch sein mochte, er hatte am heutigen Tage keine Zeit für seine Bewunderer...

Verschiedenste Gerüchte machten die Runde. Die einen tratschten Neidvoll, er habe seinen Gewinn noch in der selben Nacht für Lokalrunden in den Schankstuben durchgebracht, wiederrum andere erzählten er habe das Geld genutzt um einen Bürgerschaftsantrag zu stellen, doch nur einer - ein fahrender Händler- erzählte. "Schönaug? Dieser Spielmann ja? Na der hat mir eine Geige abgekauft!"

..An diesem Tage wollte er sich auf seine neue Geige konzentrieren. Eine 3/4 Violine aus fein gearbeiteter Linde, mit einem Rosshaarbogen. Der Händler hatte ihm gezeigt wie man die Violine stimmte und den Bogen anzusetzen hat, doch Irik hatte ihn rasch abgewimmelt denn er wollte es selbst lernen und er wollte es voller Hingabe genießen. Immer wieder klemmte er die Violine unter sein Kinn und begann den Bogen über die Saiten zu ziehen, während er verschiedenste Griffe ausprobierte. Immer wieder hallten die quietschenden schrillen und schiefen Töne durch das Haus. Immer wieder protestierte sein Hausstand, bis irgendwann Elda schnaubend in seiner Tür stand und ihm unmissverständlich zu verstehen gab, mit Worten die sogar einen Bettler hätten erbleichen lassen, dass hier und heute nicht mehr geübt werde!
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#2
Tag 4

Irik hatte es vorgezogen lieber irgendwo zu üben, wo man ihn nicht sah und auch niemand gestört wurde. Mittlerweile beherrschte er sogar ein paar Griffe, aber ein Lied ließ sich damit nicht fiedeln. Er zog den Bogen ein weiteres Mal über zwei Saiten, während er die Finger neu greifen lassen wollte. Ein schiefer und nur im Ausklang weicherer Ton erklang. Der kalte Winterwind sorgte dafür das seine blasse Nase schon ganz rot war, während ihm die feingliedrigen Finger immer steifer wurde. Er senkte die Geige vom Kinn und stieß den glasigen Atem aus, dabei ließ er seinen Platz über den Friedhof wandern und er prustete kurz amüsiert.
"Hier wird's keinen Stör'n wenn ich übe.." murmelte der junge Pfau dabei und rieb sich etwas die Hände.
Sogleich setzte er die Geige wieder an und begann die Akkordabfolge aufs neue zu probieren und dabei etwas langsamer vorzugehen, als noch zuvor.
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#3
Tag 7 - Unerwartetes Duett


Der Nachmittag war angebrochen, als Irik sich endlich dazu aufraffen konnte zu üben. Um die Nerven seines Hausstandes zu schonen, befüllte er sich einen Trinkschlauch mit Brandwein, nahm einen Brotlaib mit sich und machte sich dann auf den Weg in die Baronien. Nach einer Weile des durch-die-Lande-träumens, entschied sich Irik an einer kleinen Kreuzung im Südwald niederzulassen. Er setzte sich auf einen sonnenbeschienenen Stein, klappte die Kiste mit dem Stroh auf um die Fiedel und den Bogen herauszunehmen und beginn mit seinen Übungen. Wieder und wieder fiedelte er die selben Akkorde, nutzte die selben Griffe und steigerte dabei sein Tempo um diese in Mark und Bein übergehen zu lassen. Zum späteren Nachmittag, beendete Irik seine Übungen um sich etwas mit dem Brandwein den Atem zu verderben, als plötzlich eine Männerstimme erklang und beginn grob etwas zu singen. Wenn gleich das Liedgut und die Gesangsstimme nicht reichen würden um damit Geld zu verdienen, reichten sie jedoch um Irik zu begeistern. Er verschob seine Stärkung, griff zur Fiedel und begleitete den Gesang, während er sich mit den Klängen mitwog und sich beinahe darin verlor. Gerne, so hätte er sich eingeredet, läge letzteres an seiner Nähe zur Kunst, doch in Wahrheit lag es am Laudanum, das er fälschlicher Weise in seinen Brandwein gefüllt hatte.


[Bild: kaqxyr.jpg]
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#4
Tag 12

Laut und lebhaft war es am Abend im alten Hafen gewesen. Laut genug um das eigene Üben zu übertönen, lebhaft genug um der Lautstärke in die Hände zu arbeiten, aber nicht lebhaft genug um dort als Künstler etwas zu verdienen. So hatte sich der junge eitle Geck in die alte Werft zurückgezogen, die Beine über die Kante baumeln lassen, während er sich sachte zur Melodie wog, die er mit der Fiedel spielte. Die letzten Tage der Übung hatten sich bezahlt gemacht und so vermochte er nun die vier gelernten Griffe, auch recht rasch und in den Übergängen sicherer zu spielen.


[Bild: 2lsv95i.jpg]
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