FSK-18 Grübeleien
#22
Es gibt nichts stilleres als eine geladene Kanone.



Gedankenverloren war sie nochmal vom Schafe scheren zurück gekommen um Futter zu holen, da hatte Anjalii auf sie gewartet. Sie hatte sich gefreut sie zu sehen. Das letzte Gespräch war so angenehm gewesen. Doch kaum hatten sie die Wohnung betreten hatte diese die Armbrust ausgepackt und ihr wurde klar, dass heute einer von Anjaliis verdammt schlechten Tagen war. Doch dass alles so eskalieren würde, hatte sie nicht erwartet. Sie war sich nicht ganz im Klaren darüber was die Geschichte dahinter war, aber sie hatte immer wieder davon gesprochen dass sie aufbrechen müssten. Warum sie aber nicht mit Einar selbst sprach, war ihr nicht klar. 
Die Wahrscheinlichkeit war gering dass er in der vermutlich folgenden Aufregung die Nachricht entdecken würde, aber sie musste es versuchen. Es war gut wenn er wusste wer dahinter steckt. Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass alle gut aus der Sachen rauskämen, doch drastisch.

Sie versuchte unterwegs unauffällig Hinweise zu streuen und hoffte inständig, dass sie ihre Entführerin zur Vernunft bringen könnte. Aber sie war nicht mal wirklich ansprechbar. Definitiv ein GANZ schlechter Tag...

Und dann saßen sie in dieser Höhle und Ana hatte keine Ahnung wie das ganze enden würde. Einen winzigen Moment befiel sie die Angst dass er nicht kommen würde. Nicht einmal weil sie dann Angst gehabt hätte, dass Anjalii ihr dann etwas zu Leide täte, mehr weil es die Antwort auf die Frage wäre, die sie seit Tagen immer wieder plagte...
Ihr war klar wie unsinnig dieser Gedanke war und doch wurde sie ihn nicht los.

Und gerade als dieser Gedanke drohte ihr die Konzentration zu rauben, hörte sie ein Klappern von Metall und die Gestalt trat ums Eck. Dann überschlugen sich die Ereignisse.
Ein Wort gab das andre, sie selbst versucht ebenfalls, nach wie vor behutsam, ihr klarzumachen was die Wahrheit war. Noch währenddessen hatte er sie überwältigt und ihr wurde übel und Panik ergriff sie. Das war es also? Dazu kam die unterbewusste Anspannung die die ganze Situation hervorgerufen hatte und so kam es dass sie den Rest mehr mechanisch und wie durch einen Schleier erlebte.






Wenn man zu denGöttern spricht, ist man religiös. Wenn die Götter mit einem sprechen, ist man irre.


Dann standen Anouk und Kordian in der Halle. Sie hatte keine Ahnung wo die beiden auf einmal herkamen. Und dann meinte ihre Lehrmeisterin, sie hätte einfach ein schlechtes Gefühl gehabt. Sie war sich sicher gewesen, dass Ana in Schwierigkeiten wäre. Und dann waren sie wohl ihren hinterlassenen Spuren gefolgt.

Anjalii lag gefesselt am Boden? Warum? Sie war zusammengebrochen als sie die Wahrheit erfuhr. Aber wo kam das Seil her? Der Blick auf den Mann hinter ihr, der im gleichen Maß aufgewühlt und am Boden zerstört, wie unfassbar zornig wirkte, verriet es ihr. Stimmt, sie hatte noch protestiert.... oder so etwas. Hatte sie?

Sie erinnerte sich dass sie mit Kordian sprach, ihm Fragen beantwortete, das tat sie doch, oder? Da berührte die Vatin das erstarrte Bündel Mensch und sie sah das erste Mal was mit den Orakeln geschah. Das selbe Bild, die selbe Erinnerung, das selbe Grauen, zeichnete sich auf beiden Gesichern ab und dann... lies sie los. Irgendetwas war geschehen, das ihr die Augen endlich geöffnet hatte, dass all diese Gedanken wahr waren.

Dann erinnerte sie sich noch an den Schild in ihrer Hand und erneut überkam sie Grauen und Panik und im gleichen maß die Schuldgefühle dass sie ihr nicht hatte helfen können.

Dann wusste sie erst wieder dass sie in Thalweide im Anwesen im Bett lag und zitterte.




Geliebt zu werden kann eine Strafe sein. Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter




Sie lag in seinen Armen und ihr wurde klar, wie gut alles abgelaufen war. Aber beim nächste Mal käme vielleicht jemand auf den selben Gedanken und der würde es ernst meinen. Sie würde nicht zur Last werden für ihn. "Ich will nicht deine Schwachstelle sein."
Doch in dem Moment wo sie diese Bedenken aussprach, merkte sie an seiner Reaktion, dass es das absolut falsche gewesen war. Sie war sich nicht sicher, was diese zornige Reaktion in ihm genau hervorgerufen hatte und sie sollte es auch nicht erfahren. Aber genau so schnell wie er aufgebraust war, hatte er sich beruhigt und sie sah ein, dass man manches nicht verhindern konnte. Und letzten Endes, war es umgekehrt genau so und sie selbst hätte ihn auch nicht losgelassen.

Da waren so viele kleine Zeichen, so viele Beweise, so viele Menschen die sagten sie täte ihm gut, aber dennoch war sie sich unsicher wo sie wirklich standen. Die Zukunft kannten nur die Götter und selbst da war sie sich manchmal nicht ganz sicher, aber ihr würde schon eine sichere Gegenwart reichen.
Sie redeten und alberten und die Dinge die sie in Panik versetzt hatten, fielen ab von ihr. Keine Furcht mehr. Vertrauen.
Doch immer noch nagte diese eine Frage an ihr, die Frage die die Antwort war auf alle Zweifel und Bedenken ob das gut gehen würde, war.

"Du wirst uns nicht aufgeben, oder?"

Sie war überzeugt dass es immer eine Lösung gab, aber um die Gelegenheit zur Suche zu bekommen, musste sie die Sicherheit haben, dass er dem eine Chance gab und nicht vorher aufgab.
Diesmal war sie es die zornig wurde, keine Antwort, nur weitere dumme Scherze!
Gerade als sie sich beklagte.... Es war kein Scherz gewesen über Untote,... es war die Antwort auf ihre Frage gewesen.

"Nicht so lange mein Herz noch schlägt."



Aus den Trümmern unserer Verzweiflung, bauen wir unseren Charakter


Wieder war eine Sorge verschwunden, eine Sache ruhiger, klarer. Die Gestalt an ihrer Seite schlief friedlich, doch sie fand keine echte Ruhe.  

Ihre Gedanken wanderten zum Rabenhügel, wo Anjalii nun hoffentlich traumlos schlief.Was würde nötig sein um ihr zu helfen? Wie ging es Alec inzwischen? Konnte sie etwas für sie tun? Sie kannte das Gefühl von Schmerz, Verzweiflung und Einsamkeit nur zu gut selbst und wusste wie es sich anfühlte von aller Welt verlassen zu scheinen.
Sie wollte nicht dass die Beiden das gleiche durchmachen mussten. Aber sie wusste auch nicht recht wie sie helfen konnte. Zumal sie vor sich selbst und vor Galates zugeben musste, dass obwohl sie Anjalii das ganze nicht übel nahm und es ein Stück weit verstand, "Wir alle tun dumme Dinge wenn wir verzweifelt sind." hatte sie zu Kordian gesagt, ihr Verhältnis zu ihr gerade nicht ganz unbelastet war. Unbefangen ihr gegenüber zu treten, wäre gerade nicht ganz einfach. Aber sie würde es versuchen und den Rest mit Ehrlichkeit was ihre eigenen Gefühle anging, wett zu machen versuchen. Und dann war da noch diese andere Sache die sie versprochen hatte im Auge zu behalten. 

Seufzend drehte sie sich um. Heute Nacht würde die Welt sich nicht mehr verändern. Also lehnte sie sich an seine Schulter und schloss zumindest eine Weile die Augen und lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge und spürte das beruhigende Heben und Senken des Brustkorbes. Dann begannen die Vögel draußen zu zwitschern und sie begann innerlich zu fluchen wie ein Rohrspatz. Wollte man ihr denn heute gar keinen Schlaf gönnen?!




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[Bild: Anabella-Signatur.png]
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Grübeleien - von Anabella - 07.06.2013, 18:52
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Feuer - von Anabella - 02.07.2013, 15:05
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