FSK-18 Mein Leben gehört Dir
#5
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Seine Art sie anzusehen hatte sich verändert, vor allem im letzten Jahr. Seine Blicke waren so ambivalent wie das Verhältnis, in dem sie zueinander standen. Auch in jenem Moment, einer ihrer letzten Nächte in Hohenquell, ließ er sein Augenmerk etwas neues ausdrücken: Ruhe und die Suche nach Trost. Er wollte, dass sie auf ihn zukam, dass sie einen Schritt des Vertrauens wagte und doch verweigerte sie sich, alles von sich. Nicht ihren Körper allein, sondern auch ihr Zutrauen, ihre Freundschaft, ihre Nähe, ihren Trost. Und jedes Mal, wenn er sie aufforderte bei ihm Platz zu nehmen, ihn zu berühren, hörte sie die raue Stimme in ihren Ohren, die ihr finster geifernd zuflüsterte: „Lass es zu, nun komm schon. Tu es und ich werde wachsen.“

Doch die Schatten hatten sie betrogen mit ihren heuchelnden, schmeichelnden Zungen. Die Hände ihres Meisters griffen nach ihren schmalen Gelenken und sein Zorn brannte wie Feuer, das sich in ihre Haut grub, als hätte er eine glühende Zange um sie geschlungen und drückte, drückte und drückte, bis er ihrer Schreie überdrüssig war. Der Schmerz fuhr schneidend durch ihre Handgelenke und Knie, die versuchten den folgenden Sturz abzufedern. Heiser und hilflos röchelnd nahm sie wahr, dass er sein Knie aus ihrem Rücken nahm und es schmerzvoll in ihre Wade drückte. Er schrie sie an, beschimpfte sie in eigener Hilflosigkeit ob ihres Undankes, packte ihr grob reißend ins schwarze Haar, dass sie gar hören konnte wie einzelne Wurzeln ihrer Kopfhaut entrissen wurden. Als er sich von hinten an sie drängte, spürte sie die Erregung seines lodernden Zornes. Doch hörte sie nur die Finsternis in sich schallend lachen, ihren eigenen Triumph bejubelnd. Je mehr der Herr ihr weh tat, je mehr Angst er in ihr auslöste, desto stärker wurde diese Schwärze, mir der sie sich an einem rotglühenden Stein eingefangen hatte.
„Zerfleischen wir ihn. Dringen wir in ihn ein, verdrehen seine Gedärme und reißen sie ihm vor seinen Augen in Stücke, während er die Reste seines zerfetzten Magens aushustet. Du kannst mich nutzen, du kannst dich gegen ihn wehren! Lass mich frei! Lass mich frei! Mit mir bist du stärker!“

Durch ihren schwarzen Haarschleier hindurch meinte sie eine Gestalt in den Schatten der Raumecke auszumachen, als der Zug in ihrem Schopf es ihr erlaubte den Kopf zu heben.

Doch sie konnte nicht. Sie wollte nicht, sie war nicht bereit sich mit der Finsternis zu verbrüdern. Sie wollte ihren Herrn nicht töten, sie brauchte ihn, er brauchte sie. Und Avani fand die Worte, keuchend und ängstlich, die den Mann beruhigten, an seiner Schwäche rührten, die Avani schon so viele Jahre an ihm sah und möglichst selten tangierte, um sie nicht zu verbrauchen. Sie hatten seit Jahren nur einander: Herr und Schuldnerin. Eine kleine Versöhnung, die seinen Zorn und seine Enttäuschung besänftigten.
Kaum rollte er sich von ihr schmiegte sie ihren Kopf auf seine Brust und schlossen für eine Weile Frieden, während die Dunkelheit sich an Avani rächte und begann stattdessen in ihrem Leibe zu wüten, bis die Male und Zeugnisse sich wie Hämatome auf ihrem Oberkörper abzeichneten.


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Mein Leben gehört Dir - von Avani - 21.01.2019, 23:13
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