Die letzte Einladung
#6
Aughril saß im Fersensitz und wartete am Steinkreis. Anouk... viel haben sie nicht miteinander zu tun, trotzdem hat sie ihm das Runenlesen vorgeschlagen. Ob sie vielleicht irgendwas ahnt, was er selber nicht sieht? Sie trat zu ihm: "Den Götter zur Ehr." Aughril erwiderte den Gruß gleichsam und sie gingen zum Altar.
"Leg deine Opfer auf den Altar.", sprach sie und Aughril tat wie ihm geheißen. Anouk schloss die Augen und suchte die Nähe der Götter: "Artio sieh zu einem Mann, der dir diese Opfer dargebracht hat." Es dauerte eine Weile bis Anouk das wohlwollen der großen Wölfin mitteilte. Kurz erzählte ihr der Knappe, was die anderen Göttern als Opfergabe dargebracht wurde, dann ging es weiter:

"Aughril, bevor ich die Runen ziehen kann, muss ich wissen, was du für ein Mensch bist und was für Fragen du hast."
Aughril nickte, "Ich habe über Fragen nie nachgedacht, aber gut." Er macht eine einladende Handbewegung.
"Warum bist du Knappe geworden, warum willst du Ritter werden?"
"Ich antworte so: Zuerst war es, um an Macht zu kommen, den Grauwölfen zu liebe, aber mittlerweile will ich den Frieden wiederherstellen, die Invasoren vertreiben und wenn es geht, die Ritter, die sich streiten oder widerstreben, wenn es um Zusammenarbeit oder Ideen geht, miteinander auskommen zu lassen."
"Und was sind deine Ziele im Leben?"
"Hm... ich will ein Krieger werden, dem Niemand das Wasser reichen kann, aber noch wichtiger ist mir...", er atmet tiefer durch, "ich will die Blutlinie der Daorah nicht mit mir enden lassen."
"Wahrlich große Ziele.", Anouk nickte.

Beide gingen sie zum Mittelpunkt des Steinkreises. Anouk legt einen Fellbeutel mit Runen hin und bittete um die Hand des Waibels, dabei zuckte sie einen Ritualdolch. Ein kurzer Schnitt, die masierte das Blut aus der rechten Hand des Kriegers und ließ sie auf den Beutel tropfen, dann nahm sie den Beutel, hielt es vor sich und sprach ein kurzes Gebete, ehe sie den Grauwolf den Beutel hinhielt:

"Zieh eine Rune!"

[Bild: 20171014_142532.jpg]

Aughril zog eine Rune und nach einem kurzen Blick, reichte er jene Anouk. Die Druiden begann dann zu sprechen:

"Die untere Rune entspricht den Wurzeln des Baumes - und somit der Anderswelt.
IPHIN, die Stachelbeere - die Rune der Erde. IPHIN steht für Fruchbarkeit und Geburt, außerdem große Gesundheit, aber sie kann auch Torheit und Naivität bedeuten. Die unterste Rune birgt den Grund für die Situation, in der du dich befindest. Hier liegt deine Kraft und deine Ruhe. Es ist deiner Gesundheit und deinem gestählten Körper zu verdanken, dass du der geworden bist, der heute hier vor mir sitzt doch darin liegt auch das Hindernis verborgen: Du wirst nicht immer stark sein können und dein Körper wird nicht jede Verletzung überstehen; auch an dir nagt der Zahn der Zeit bisher haben die Götter dich verschont - sei dankbar dafür!"


Aughril zog die nächste Rune und wird nach kurzem Mustern jene an die Druidin weitergeben:

"Die mittlere Rune entspricht dem Stamm des Baumes - dem Assam. Diese Rune beschreibt die gegenwärtige Situation, sowohl die Schwierigkeiten als auch die Unterstützung, die dir zuteil wird. FEARN, die Erle - die Rune Nodons'. FEARN steht für Schutz, Verteidigung und Entschlossenheit. FEARN rät, bodenständig und pragmatisch zu werden und ist ein ausgezeichneter Lehrer, wenn es darum geht, sich selbst zu verteidigen - sowohl auf physischer als auch auf mentaler Ebene. Die Verteidigung steht hier im Vordergrund! Die Götter raten dir, mehr auf deinen eigenen Schutz, aber auch auf den deiner Familie und Freunde zu achten. Möglicherweise steht ein Angriff bevor - nicht zwingend ein physischer Angriff! Vernachlässige also deinen Schutz nicht und lasse nicht zu, dass man dir zu nahe kommen kann! Dein Körper wird es dir nicht verzeihen, wenn du deinen Schutz vernachlässigst; auch deine mentale Gesundheit kann auf dem Spiel stehen wenn ich an die Kräfte unsere Feinde denke, ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Nun lass uns einen Blick weiter in die Zukunft wagen."

Wieder greift Aughril in den Beutel und zieht eine Rune, die er Anouk gibt:

"Die obere Rune entspricht der Krone des Baumes - dem Äther. Sie enthält das Schicksal des Ratsuchenden und gewährt einen Blick auf sein größtes Potenzial. Das ist interessant. OIR, der Spindelbaum - die Rune der Luft. OIR steht für das Schicksal selbst - und dafür, dass man die Fäden in der eigenen Hand hält. Wir können dem vorgegeben Pfad folgen - oder davon abweichen, dabei mahnt sie jedoch, sich nicht gegen die Götter aufzulehnen. Gleichsam steht OIR für Weiblichkeit und gewährt Frauen und Kindern besonderen Schutz. Ich sehe auch hier wieder den Bezug zum Schutz - diesmal mit Fokus auf Frauen und Kinder."

"Ich... habe jedoch weder Frau noch Kind..."

"Noch nicht. Doch wenn du jene nicht schützt, die schützenswert sind wird es zukünftig keine Frau geben, die dir deine Kinder gebärt. Der Krieg wird deine zukünftige Frau dahinraffen und mit ihr wird dein Blut aussterben, wenn du nicht bereit bist auch für Andere einzustehen und Andere zu schützen. Du wirst gesunde Kinder zur Welt bringen können - dein Körper ist mit Fruchtbarkeit gesegnet aber dazu musst du zunächst überleben. Vielleicht ist Tamujins Angst nicht unbegründet."

"Aber ich kann mich auch nicht verkriechen und nichts tun."

"Verwechsle nicht Verteidigung und Schutz mit Untätigkeit. Die Runen ermahnen dich, nicht blindlinks in jeden Kampf zu stürzen - mit der Sicherheit, dass dein Körper es aushalten wird, denn das wird er nicht. Deine Vergangenheit hat dich stark gemacht, aber du bist nicht unsterblich und auch der Nebel wird dann und wann zurückkehren..."

"Nebel? Welcher Nebel, Anouk?"

"Ich kenne den Nebel nicht, Aughril - es ist deine Vergangenheit, in die mir die Götter Einblick gewähren, doch alles vermag das dritte Auge nicht zu sehen. Du weißt besser als jeder andere, was das zu bedeuten hat..."

Aughril warf noch einen letzten Blick auf die Runen, ehe sie eingesackt werden...

[Bild: 20171028_181403.jpg]

"Nein... weiß ich nicht.", dachte er sich. Ein kurzer Abschied, dann marschierte er hungrig zur Passwacht.
"Wo Worte selten sind, haben sie Gewicht."

[Bild: Aughril.png]
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