Anouk: Geschichten
#5
Tag des Donners, 02. Hornung des Jahres 1404
Der Weg zum Rabenkreis - Der Pakt mit Vishaya

[Bild: Trennlinie-01.png]

Anouk war nervös, als sie am Abend des Donners den Rabenhügel betrat. Sie hatte am Abend zuvor Vishaya getroffen und ihren Mut zusammengenommen sie zu fragen, ob sie Anouk als Schülerin annehmen würde. Die durchdringenden Augen der Jurin hatten sie streng gemustert und schließlich eingewilligt. Anouk war überrascht, hatte sie doch damit gerechnet, dass sie sich einer weiteren Prüfung hätte unterziehen müssen, um sich zu beweisen. Doch Vishaya hatte ihr Urteil bereits gefällt. Sie war bereit, schon am nächsten Abend den Pakt mit Anouk einzugehen.

Es war eine tiefschwarze Nacht und die dunklen Wolken gaben kaum die Sicht auf den sichelförmigen Mond frei. Nur dann und wann brach die Wolkenschicht auf und ließ Galates silbriges Licht den Ritualkreis berühren. Nur wenige Augenblick nach Anouks Ankunft erschien auch Vishaya in der schwarzgefiederten Robe des Rabenkreises.

Dort, auf den runenverzierten Steinen des Ritualkreises, legte Anouk ihren Schwur ab. Als sie die Worte an die Götter richtete, brach der Himmel auf und gab den Sichelmond gänzlich frei; ganz so als hätte der Hüter der Geheimnisse sich ihr zugewandt, um ihr den Schwur abzunehmen und ihn für alle Zeiten zu verwahren.

Ich schwöre, ...
dass ich meine Kraft dem Wohle der Mondwächter widme
Schaden von den Gläubigen abwende
den Glauben an die 21 mehre
den Kodex des Rabenkreises wahre und verteidige
meine Pflichten gegenüber meiner Meisterin gewissenhaft erfülle
mich dem Willen der Götter beuge und mein Leben wissentlich in ihre Hände gebe, ...
auf dass sie mich zu einem Werkzeug ihrer Göttlichkeit machen mögen.

Ich schwöre meine unabdingbare Treue - gegenüber den Göttern, dem Rabenkreis und meiner Meisterin.


[Bild: Sichelmond.png]

Und so schwor Anouk vor den Augen der Götter und vor ihrer Stimme
dem Pantheon zu folgen, gleich welche Aufgabe, gleich welcher Weg ihr aufgezeigt wird
die Herrlichkeit und das Wirken des alten Weges zu erkennen und zu verfolgen
um den Glauben zu stärken, zu mehren und zu verteidigen
bis ans Ende ihrer Tage.

Und so wie die Götter mit allem verwoben sind, das war und ist
so sind auch unsere Schicksale nun verbunden
denn du bist jetzt ein Teil von mir
so wie ich nun ein Teil von dir bin.


Mit diesen Worten nahm Vishaya den gebogenen Ritualdolch in die Hand und schnitt erst eine Strähne von sich selbst, dann von Anouk ab, um diese geschickt und ohne große Eile in ineinander zu verflechten. Der Blick der Jurin hatte sich verändert; in ihren Augen loderte das Feuer hell und fanatisch, so dass Anouks Herz einen Satz machte, als sie Vishayas Blick einfing.

Und mit Blut bezeuge ich diesen Schwur und werde von ihr nur das erwarten
was ich auch selbst zu tun bereit wäre
nur das fordern, was im Sinne der Götter sei.


Die Jurin zog den Ritualdolch ohne Zögern über ihre eigene Handfläche. Ihr eigenes Blut sollte den geflochtenen Zopf durchwirken und den Schwur bezeugen. Als der Schwur geleistet und der Pakt besiegelt war, machte sich eine angenehme Ruhe und Schwere in Anouks Brust breit. Sie schlüpfte in die ihr dargebotene schwarze Robe und strich das Rabengefieder in einer ehrfürchtigen Geste glatt.

Mit dem heutigen Tag bist du Schülerin des Rabenkreises.
[Bild: Anouk-Signatur.png]
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Anouk: Geschichten - von Anouk - 08.02.2017, 13:00
RE: Anouk - von Anouk - 13.02.2017, 15:00
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