FSK-18 Das Leben und andere Ereignisse
#4
Die Abwesenheit


Es war spät geworden im Zeughaus. Annalope kam in das ruhige Haus
und streichelte Bruno der sie freudig begrüsste. Sie griff die Lederleine
und band sie ihm um, um noch eine Runde mit ihm zu gehen vor den
Toren der Stadt. Auch ein Hund hat nämlich seine Bedürfnisse.

Als sie wieder zuhause war kleidete sie sich erstmal um und legte sich
ihr Hermelinfell um ihre Schultern da sie doch leicht fröstelte vom
späten Spaziergang. Nur langsam setzte sie sich vor ihren Spiegel und
musterte sich seufzend. Ihr Blick senkte sich auf ihr Tagebuch welches
sie beinahe schon flehend ansah. Kurz zögerte sie deutlich ehe sie dann
die Schreibfeder heran zog um einen Eintrag aufzusetzen.


Liebes Tagebuch,

ich muss gestehen, dass ich mich seit Tagen davor gedrückt habe in dich
hinein zu schreiben. Die letzten Tage waren eigentlich ganz gut und ich
scheine meine Arbeit als Zeugwartin gut zu machen. Der Hauptmann, der
nun ein Ritter ist, scheint zumindest mit meiner Arbeit zufrieden zu sein.

Es gab einiges zutun. Himmel die Lager waren das reinste Chaos und ich
habe teilweise keine Ahnung wieso manche Sachen eingelagert worden
sind. Was soll eine Wache mit großen Vorhängen in X-fach Ausführung?
Naja was solls. Nun ist da etwas Ordnung eingekehrt und ich konnte auch
schon die Kasse ein wenig auffrischen.

Und dann gibt es da diese Sache die mich derzeit sehr beschäftigt.
Er. Er ist seit Tagen nicht mehr hier gewesen glaube ich. Ich spüre zwar
wie Nachts jemand warmes neben mir liegt aber ich bin mir nicht sicher
ob er es ist oder ob es doch Bruno ist, der die Gunst der Stunde nutzt,
dass ich Nachts die Schlafzimmertüre offen lasse, falls er doch zu mir
Heim kommen sollte damit die Türe nicht so knarzt.

Ich habe Angst, dass mein Insistieren nun alles kaputt gemacht hat. Er
schien auch nicht sonderlich davon begeistert zu sein, dass ich ihn überredet
habe, unsere Beziehung doch etwas öffentlicher zu machen, zumindest wenn
man gefragt wird oder unter Freunden. Ich will das einfach nicht geheimhal-
ten. Dafür ist es einfach zu schön und ich liebe ihn wirklich sehr. Hach was
mache ich hier nur? Ich mache mich mal wieder verrückt. Er hat sicher nur
viel um die Ohren und wer weiß vielleicht ist es ja doch er, der sich spät in
mein Bett mogelt und in der Früh fort ist.

Liebes Tagebuch, ich glaube ich bin ihm Hoffnungslos verfallen und fange an
wie eine dieser klettenden Weiber zu werden die ihren Mann immer und
ständig bei sich brauchen um sich lebendig zu fühlen. So bin ich aber doch
eigentlich garnicht? Ich komme ohne Sorgen alleine zurecht und dies finan-
ziell und auch meine Armbrust kann ganz schön wehtun.

Nun denn was soll's. Es ist bereits weit nach Mitternacht und ich werde mich
nun in mein Bett kuscheln denn der Spaziergang mit Bruno hat mich frieren
lassen und das bis auf die Knochen. Elende feuchte Kälte!

Gute Nacht!
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Das Leben und andere Ereignisse - von Annalope Reus - 10.03.2016, 00:39



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste