FSK-18 Vogelflug
#2
...und ich nahm deine Hand und wir schauten uns an. Sekunden voller Gier und dann warst du bei mir. Und ich für immer bei dir…

Für einen Moment war die Welt wieder ganz. Für einen Moment war es perfekt. Kyron stand vor ihr, Kyron lebte. Kyron war hier. In ihren Armen, in ihrer Reichweite. Und sie würde ihn nie wieder gehen lassen. Er gehörte ihr und sie würde alles und jeden vernichten, der ihr im Weg stand. Aber vorerst hieß es geduldig sein, um wieder zu alter Stärke zu gelangen.
Die Elster war geduldig, die Elster kann warten..

Zusammen ist man weniger allein, sagt man. Die Wahrheit ist aber eher die: Zusammen leidet man weniger, als allein. Oder - die Wahrheit ist ein Versprechen: Wenn ich leide, dann leidest du noch viel mehr.

Mit Cahira ließ es sich arrangieren. Sie war wie stets eine treue Seele, die zu Kyron hielt, was auch geschah. Irritierend war nur, dass Cahira, Isabelle zur Familie zählte. Eine Aussage, die wohl kaum ernst gemeint sein konnte, war sie doch einst die Frau, die ihr kleines, glückliches Heim bedrohte.
Aber es arbeitete nur für Isabelle, Cahira zumindest nicht gegen sie zu wissen. Sie würde ihre Freundlichkeit ausnutzen, solange es nur ging.

„Der Meister lebt.

Mit der Freude des Wiedersehens, kam das Entsetzen. Jahrelang war das Mal ruhig und kaum mehr als eine blasse Narbe, so blass wie die Erinnerung an das Leben, das Isabelle einst führte. Ein Leben voll Blut, Angst, Grauen und Tod. Und mit der Zeit lernte sie, all die Grausamkeiten die man ihr entgegenbrachte zu erwidern, wenn nicht gar zu übertrumpfen. Doch das sollte vorbei sein. Eine dunklen Erinnerung, an ein dunkles Leben, die sie nur noch Nachts in ihren Träumen plagte.

Aber der Meister lebte und er gab Isabelle die Wahl. Natürlich hatte sie nicht wirklich eine Wahl und so fand sie sich wenig später auf den Knien wieder und sprach ihren Schwur. Ein Schnitt, eine neue Narbe, auf dem ohnehin schon reich verzierten Körper. All die Lehren, die ihr über die Jahre in den Kopf und Körper gehämmert wurden und im Laufe der Zeit in den hintersten Winkel ihres Verstandes gedrängt wurden, sie kamen sintflutartig zurück.

Nur wenige Tage später sollte sie noch eine unliebsame Begegnung machen. Belshira Karde weilte durchaus noch unter den Lebenden. Eine Marionette mehr, der Meister würde zufrieden sein. Aber der Person selbst wollte und konnte Isabelle nicht trauen. Sie war voll und ganz zerstört und schürte in Isabelle die Angst, dass sie eines Tages ebenfalls so enden würde. Eine Hülle, in der nur noch Hass und Abscheu existierten.

Eine Weile lebte Isabelle also in Löwenstein, bei ihrem guten Freund Lawin. Tatächlich bezeichnete sie ihn als ersten Mensch, unter all ihren Bekanntschaften, als Freund. Er war seltsam, auf seine Art und Isabelle hatte das Gefühl hinter der freundlichen Fassade, lauerte etwas. Was, das galt es jedoch noch herauszufinden.
Isabelle machte weitere Bekanntschaften, hielt die meisten aber oberflächlich. In einer Stadt wie Löwenstein, ging ohnehin fast jeder seinen eigenen Geschäften nach und zeigte wenig Interesse an Fremden.
Und dann ging es weiter nach Ravinsthal, wo ein rauerer Wind wehte. Ein Ort, der Isabelle besser gefiel als die Stadt mit ihren Adeligen und Schmalzlocken. Die Zeit würde zeige, ob sie in Rabenstein Fuß fassen konnte.

Das Leben nahm also erneut eine Wende und trieb Isabelle zurück in die Arme des Kultes. Ins Verderben namens Kyrthon Dureth.
Natürlich war ihr immer klar, wer einst die Dunkelheit berührt hat, kann ihr nie wieder entkommen.
Manchmal, gab es Tage, an denen sich Isabelle wünschte endlich verrückt zu werden. Den Verstand komplett zu verlieren, statt mit wachsendem Entsetzen in den Augen, die Wahrheit zu erkennen. Welche Wahrheit? Und vor allem, wessen?
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Vogelflug - von Isabelle McElister - 23.08.2015, 00:18
RE: Vogelflug - von Isabelle McElister - 23.08.2015, 00:25
RE: Vogelflug - von Isabelle McElister - 05.09.2015, 22:47
RE: Vogelflug - von Lawin Herbstlaub - 06.09.2015, 04:54



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