FSK-18 Der Vorbote der Verdammnis
#9
Vorbei.

Er wusste nicht, ob er weinen, lachen, oder die Welt in Brand stecken sollte. Er fühlte sich auf eigenartige Weise befreit und leer gleichermaßen. - Die Visionen hatten ebenso unvermittelt geendet, wie sie gekommen waren. Vielleicht war es am Ende gar nicht der Auftrag gewesen, Myranna zu finden? Vielleicht war es eine Prüfung des Bleichen Lords gewesen, eine Prüfung seiner Standfestigkeit, seines Willens... Wenn dem so war, dann hatte er sie bestanden. Das Mal hatte sich wieder geschlossen und er fühlte sich stärker denn je. Freilich konnte er nicht wissen, ob nicht die aktuellen Ereignisse etwas damit zu tun hatten - aber würde eine Entität wie der Herr Yaq'Charybs sich wirklich von den Taten zweier dummer Sterblicher von seinen Plänen abbringen lassen? Unwahrscheinlich. Alles geschah so, wie es geschehen musste. Axts Gören hatten den Preis für ihre naiven Unverfrorenheiten bezahlt. Hätten sie nicht einen Hornissenschwarm aufgescheucht, so wäre es fast amüsant gewesen, wie sie ihre gerechte Strafe ereilt hatte... Und Axt wollte sie zu Meistern machen. - Wieder einmal, wenn ihm dieser Gedanke kam, schüttelte er mit einem Schnauben den Kopf. Es gab wichtigeres.

Etwa ein Wochenlauf war vergangen, seit sein Diener gefangen genommen wurde. Drei Tage, seit die Verbindung abgerissen war. Angeblich war er zwar noch am Leben, doch welchen Wert hatte schon das Wort eines Lügenpriesters? Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass die Kirche jemanden der Hexerei verdächtigen und dann still und heimlich töten würde, anstatt ein großes Spektakel zu zelebrieren, aber es war nicht auszuschließen... Wenn dem aber so war, dann wäre die Elster nicht aufzuhalten. Er hatte sie zwar einstweilen freigelassen - er hatte in Anbetracht der Umstände nicht die Zeit, sich voll und ganz ihrer Ausbildung zu widmen, wie er es mit Kyron getan hatte - aber sie war noch nicht wirklich bereit. Langfristig musste er sie von der Furcht und den Zweifeln befreien, die sie lähmten. Ihre Ketten abstreifen, auf dass sie ihr volles Potenzial entfalten konnte. Bis dahin würde sie Gefangene ihres Wahns und ihrer Unsicherheit sein. Was die Akolythen betraf... Im schlimmsten Fall würde er selbst sich ihrer annehmen müssen, auch wenn immer noch Hoffnung bestand, dass der Archont wiederkehrte. Sie waren alle noch ungeschliffen und eigensinnig. - Mehr denn je mussten sie ausgebildet werden in diesen Zeiten. Mehr denn je musste ihnen beigebracht werden, wie sie die Lügen der Kirche durchschauten und sich vor deren bohrenden Blicken und Fragen schützen konnten. Und schließlich was die Kirche selbst betraf... Sie würde bluten. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Allen voran ihre Seligkeit.
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Der Vorbote der Verdammnis - von Kyrthon Dureth - 12.08.2015, 14:29
RE: Der Vorbote der Verdammnis - von Erzähler - 02.09.2015, 17:57
RE: Der Vorbote der Verdammnis - von Kyrthon Dureth - 13.10.2015, 15:58



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