FSK-18 Von Raub, Pferden und dem Meer
#1
Manchmal wenn man fest schlief und einem die Traumwelt in ihre Umarmung schloss, war das was einem wiederfuhr keine Fiktion. Es ist oftmals Erlebtes und Vergangenes. Eindrücke, Gefühle oder auch nur ein bestimmter Geruch. Der Schlaf kann tückisch sein. Er lockt mit dem Versprechen von Ruhe und Erholung und in mancher Nacht hintergeht er einen und bringt nur Unruhe.
In dieser Nacht war es das Schaukeln gewesen. Dhena lag da, nahe an ein galatisches Mädchen gedrängt. Zu nahe, wenn man die Beziehung betrachtete in der sie standen. Und das Schaukeln begann. Ihr Schlaf war traumlos gewesen bis plötzlich dieses elendige Gefühl aufkam. Auf und Ab.... auf und ab... auf und ab. Ein stetiger, ruhiger Wellengang. Zu dem Gefühl auf einem Schiff zu sitzen, kamen nach und nach mehr Eindrücke. Der salzig, fischige Geruch des Meeres, vermischt mit dem Gestank von fast hundert schwitzenden Männern und schlechtem Wein. Harte, kalte Holzbohlen unter ihr. Nur ein dünnes, klammes Fell auf dem ihr Kopf zu ruhen schien.

Es war stets so völlig anders gewesen als mit den Shurax. Es war unorganisiert, ehrlos und erbarmungslos. Vorallem der Moment davor. Wenn die Männer ihre Schilde zur Hand nahmen und das Schiff auf Sand lief. Das Geräusch des Bugs, wie er in den weichen Untergrund des Strandes fuhr, gab ihr jedes mal wieder eine Gänsehaut. Die Schreie begangen schon bevor sie auch nur einen Fuss an Land setzten. Warnrufe, Hilferufe, Herausforderungen, schieres, verzweifeltes Kreischen. Und das Weinen von Kindern. Letzteres konnte sie nicht ausstehen. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht ein altes, jurisches Lied zu brummen sobald dieses Weinen begann und sie schaffte es stets - wenn auch nur für sich selbst - es mit ihrer sonoren Stimme zu übertönen... oder zu verdrängen. Sie war an einem Punkt angekommen, wo es ihr schlicht egal war. Es dauerte nie lang bis das Rauschen in ihrem Kopf anfing und das Adrenalin durch ihren Körper pumpte. Es spannte ihre Muskeln, bis sie zu reissen drohten und dann floss Blut. Sie machte dabei keine Unterschiede. Es würde ihr abermals Ärger mit dem Kapitän einbringen, potenzielle Ware zu beschädigen. Doch es war ihr, wie immer, gleich. Sie war zu einer zynischen, dumpfen Person verkommen, die es einfach nicht mehr interessierte. Der Schmerz und Verlust ihres Stammes, ihrer Familie musste in irgendeiner weise kompensiert werden. Und es waren doch nur Rotschöpfe. Diese Inseln waren voll von ihnen. Sie vermehrten sich wie Ratten und waren ebenso nutzlos.
Das erste dach rauchte schon. Heute waren sie schnell bei der Sache. Dhena trieb es durch das Dorf, doch der Blick ihrer dunkelbraunen Augen fand nichts wertvolles. Ihre Kostbarkeiten hatten sie vermutlich vergraben. Und Graben wäre einfacher, wenn erstmal keine Häuser mehr standen. Ihr stellte sich ein bursche in den Weg. Schild und Schwert des vermutlich schon toten Vaters umklammert, forderte er sie zitternd heraus.
Sie machte keinen Unterschied. Als würde Morrigú selbst ihre Arme führen, bespritze sie sich noch mehr mit warmen, frischen Blut. Der Junge stand keine Minute obwohl er noch einige Momente Kopflos wankte, ehe er in sich zusammen sackte. Eine kurze Unterbrechung nur und sie ging weiter. Das würde Ärger geben....
Es gab einen Tumult, nicht weit, gen Osten. Sie folgte den Geräuschen und Stimmen und da stand eine ganze, verdammte, galatische Kinderschar eingefercht von Seeräubern. Fracht die viel Platz wegnehmen würde, aber sicher einige Gulden einbringen könnte. Weitere ihrer Kameraden standen vor dem Eingang eines der Häuser. Daher kam also der eigentliche Lärm. Die Jurin schob sich, Schulter voran, in die erste Reihe. Dann lachte sie auf.
Im Eingang stand ein ergrauter Mann, ein Langschwert in den Händen wiegend, das vermutlich seit zwanzig Jahren nicht mehr angefasst hatte. Und dahinter seine Familie, zusammengekauert am Herdfeuer. Er schrie ihnen unverständlich entgegen. Die schiere Panik und Angst um seine Familie hatte ihn ergriffen.
dann wurde Dhena voran geschoben. Die Männer johlten. "Den alten Sack packst du doch, Jure!" und sie begangen zu wetten...
Es war skurril. Der alte Schiffsbauer bot ihr sogar einen passablen Gegner. Er traf sie kein einziges mal, doch hatte sie Anfangs ihre Mühe um seine lange Klinge herum zu arbeiten.
Die ängstlichen Augen seiner Familie bohrten sich in Dhenas Unterbewusstsein und würden bis zum heutigen Tage nicht mehr verschwinden. Eine seltsame Kulisse. Doch... es machte keinen Unterschied. Der Galatier führte einen ungeschickten Seitwärtshieb gegen ihre Hüfte, als sie sich einmal halb herum drehte und den Schwung dazu nutze seine ungeschützte Seite anzugreifen. Der Hieb bohrte die Axtklinge vom Halsansatz hinab tief in seine Brust. Seine Rippen knirschten dabei so laut, das die Jurin erschauderte. Und die Klinge steckte fest.... herrlich.
Die Männer in ihrem Rücken lachten auf. Dann wollten sich schon über die restliche Familie hermachen, als Dhena nun das erste mal tatsächlich den Blick auf sie richtete. Und es war als entweiche jegliches Blut aus ihren Gliedern. Der Rausch des Mordens war verflogen und es ließ sie beinahe zusammen sacken. Plötzlich, wie ein Faustschlag in den Magen. Dort stand eine Mutter völlig handlungsfähig ob ihrer Angst. Ein kleines Mädchen - es reichte der Mutter kaum bis zur Hüfte - versuchte sich in den Rockfalten der Mutter zu verstecken und weinte bitterlich. Sie zählte vier Knaben und einen jungen Mann. Alle hatten die selben kupferroten Locken und dann mitten drin Fionnait. Einen Arm um Einen der Jungen gelegt, sah sie erstaunlich abgeklärt aus. Natürlich hatte sie Angst und sie wurde nicht weniger als die blutbesudelte, wild aussehende Jurin, die gerade ihren Vater entzwei geschlagen hat, sie direkt anstarrte. Doch etwas in ihrem Blick verriet dieser Juren, das da etwas kostbares vor ihr stand.
Dhena fragte sich immer wieder was sie geritten hatte, Besitzansprüche zu stellen. Es war wie mit einem bestimmten Schmuckstück. Man sah es auf einem Markt und musste es einfach haben. Es hatte keinen bestimmten Nutzen und doch kaufte man es. So war es mit Fionnait gewesen.
Ihre Mutter starb ebenso. Doch nicht durch Dhena's Hand. Die Männer nahmen sie, als Dhena ihre Beute zum Schiff zurück schleifte.
Sie hatte keinen Tag mehr ohne das galatische Mädchen verbracht und rückblickend war es sicher das gewesen was sie gebraucht hatte, ganz allein unter so vielen Männern. Und irgendwann gehörte sie einfach zu ihr. Alles fügt sich irgendwann ineinander....
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Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 07.01.2015, 01:18
RE: Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 20.01.2015, 08:56
RE: Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 12.02.2015, 12:28
RE: Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 10.03.2015, 16:16
RE: Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 06.05.2015, 11:34
RE: Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 10.06.2015, 10:07
RE: Von Raub, Pferden und dem Meer - von Dhena - 02.07.2015, 11:51



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