Letzte Worte
#1

Es ist seltsam wie viele Dinge einem klar werden wenn ein Leben zu Ende geht. Man merkt wie man wirklich fühlt, malt sich Bilder was alles hätte sein können und denkt darüber nach was man alles hätte sagen sollen. Die kleinen Dinge sind es dann die man doch am meisten vermisst. Das Kauen von Keksen, das Plätschern von Wasser wenn man morgens aufwacht, oder schlicht das Quietschen der Truhen aus dem Nebenraum.

Nun saß die junge Frau in ihrem Haus das einsamer nicht sein konnte. Nur das Knistern des Kachelofens in der Küche, unterbrochen von den metallischen Klopfen dass der Dolch von sich gab den sie auf dem Tisch zwischen ihren Fingern drehte. Die letzten Tagen waren alle verschwommen und surreal. Der Grund dafür stand noch auf dem Tisch. Die Flasche Kornbrand war zur Hälfte geleert, doch kann auch der Alkohol die Gedanken nicht dauerhaft wegsperren.

" Pass.. auf, ja?", waren die letzten Worte die sie von Ayween gehört hatte. "Keiner belagert mein Haus!" die schlichte Antwort darauf. In ihrer Naivität und Arroganz hatte Kalirana gedacht unantastbar zu sein. Sie würde zum Haus gehen, die Wölfe vertreiben und alles würde wieder gut werden. Sie hatten gesagt dass sie sie finden werden, doch hatte sie Einars Worten nicht geglaubt und sie nicht mal wirklich wahrgenommen. Doch sie hatten sie gefunden. Das nächste Mal als sie Ayween sah war kein Leben mehr in den Augen und das Gesicht bleicher als es ohnehin immer war. Sie würde den Augenblick niemals vergessen als Dalbir rief: "Dein Problem hat sich erledigt!"

Es war auch schwer den Moment der grausamen Realisierung zu verdrängen. Sie war antastbar. Diesmal würde nicht alles gut werden. Sie hatte Ayween unwissentlich belogen als sie ihr sagte dass es immer irgendwie weitergeht. Erst wenn die Leute sterben merkt man was man für sie empfindet, vor allem wenn man es zuvor selbst nicht geahnt hat.

Die Grauwölfe hatten ihr gezeigt dass es so schnell enden kann wie es beginnt. Eine Lüge und ein Strick, ist alles was was es brauchte.

*Zack!* Der Dolch wurde erhoben und die Spitze in das Holz des Tisches getrieben. Die Wucht des Schlages lies die Teller scheppernd die Ayween noch einige Tage zuvor aufgestellt hatte, als noch alles gut war, ihre größte Sorge das sie eine Frau nicht lieben könnte. Die Flasche verteilte umgekippt seinen Inhalt über das Holz und färbte es dunkel.

Ruhig betrachte sie den Dolch und das Spiegelbild auf der polierten Klinge. Die Augen rot und verweint, die Haare unordentlich und zerzaust. Sie konnte nur eine Sache tun um ihrer Seele Frieden zu schenken. Sie würde mächtiger werden, so wie es die Stimme dereinst gesagt hat. Sie würde kämpfen lernen, bis sie bereit war. Die Liste der Namen war kurz, doch die Vergeltung wird kommen. Dann wenn die Leute wahrscheinlich nicht mal mehr wissen dass sie das kleine verrückte Mädchen gehängt haben. Das Mädchen das Jeder außer ihr abgeschrieben hatte. Niemand würde ihr jemals wieder etwas nehmen dass ihr gehörte. Etwas dass sie mehr liebte als sie sich selbst zugestanden hatte...
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Letzte Worte - von Kalirana Brandt - 08.12.2014, 16:37
RE: Letzte Worte - von Kalirana Brandt - 12.12.2014, 13:10
RE: Letzte Worte - von Kalirana Brandt - 04.07.2015, 03:14



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