Backwettbewerb
#1
Sie hatte sich schon darauf gefreut, denn immerhin wäre dies mal ein Einlass gewesen, ihr Können sogar vor hohen Herrschaften unter Beweis zu stellen. Lange hat sie an einem passenden Rezept getüftelt.


Am Morgen des Wettbewerbes stand sie früh auf, es gab viel zu tun. Zunächst einmal wollte sie die beiden, unterschiedlichen Böden herstellen. Sie begann mit dem Mürbeteigboden. Rasch verknetet sie Butter, Mehl und ein wenig Honig zu einem glatten Teig, rollte eine Kugel daraus und legte diese in eine Schüssel, welche sie mit einem Tuch abgedeckt in die Kühle der angrenzenden Kellerei zum Ruhen stellte.

Dann bereitete sie den Bisquitboden zu. Sechs Eier wurden getrennt. Mit einer Prise Salz schlug sie das Eiweiß dann zu einer steifen Masse auf, es dauerte eine Weile. Anschließend schlug sie die Eigelb mit einer guten Portion Honig ebenfalls solange, bis eine feincremige Masse entstanden war, unter die sie vorsichtig das sehr fein gemahlene Mehl und geriebene Haselnüsse rührte und anschließend den Eischnee unterhob. Sie stellte einen runden Metallring auf ein Blech, füllte die Masse hinein und schob es in den Ofen. Es dauerte nicht lange, bis sie das goldbraun gebackene, luftige Ergebnis wieder herausholen konnte und zum Auskühlen auf die Arbeitsplatte stellte.

Nun war es Zeit, den Mürbteigboden zu backen. Sie holte die Schüssel, mehlte die Arbeitsfläche ein und rasch rollte sie den Teig mit wenigen geübten Handgriffen zu einem Kreis aus, den sie anschließend im Ofen kurze Zeit buk, bis auch er goldbraun, aber fest war. Auch dieser wurde zum Auskühlen erst einmal abgestellt.

Nun war die Haselnusscreme an der Reihe. Sie nahm frische Haselnüsse, zerkleinerte diese mit einem Messer und tat sie dann in einen Mörser, in dem sie sie lange und intensiv bearbeitet, bis nur noch eine sehr fein, leicht ölige Masse übrig war. Ein Eigelb wurde zur Bindung, etwas Honig zur Süßung darunter gerührt. Dann schlug sie Sahne und das übrig gebliebene Eiweiß auf. Sehr vorsichtig vermengte sie mit einem Spachtel Haselnüsse, Sahne und Eiweiß, bis sie eine homogene Creme hatte. Sie probierte und war zufrieden mit diesem Ergebnis.

Die Böden waren mittlerweile ausgekühlt und nun blieb nur noch, alles zu einem Kuchen zu verbinden. Die Hälfte der Creme wurde auf den Mürbteigboden ausgestrichen, der Bisquitboden mit einem Draht vorsichtig waagerecht geteilt und der untere Teil auf die Creme gesetzt. Dann folgte die zweite Hälfte des Sahne-Haselnuss-Gemisches und der obere Teil des Bisquits. Mit einem Messer schnitt sie die Ränder gerade und strich sie mit Creme glatt.

In einem kleinen Topf erwärmte sie dann ein wenig Honig, bis er recht dünnflüssig war und glasierte den Kuchen mit einem Pinsel, bis er rundherum glänzte. Dann setzte sie die kandierten Lavendelblüten, die sie schon die Tage zuvor hergestellt hatte, auf den äußeren Rand und in die Mitte gab sie einige geröstete Haselnüsse.

Zufrieden betrachtete sie das Ergebnis ihrer Mühen.


Doch am Abend kam die große Enttäuschung. Als sie am Markt eintraf, war dort nichts. Ayura wusste nicht einmal, wie dieser Wettbewerb stattfinden sollte, Marei ebensowenig. Es gab keine Tische, keine Dekoration, nichts.

Also lief sie zurück, holte Tische, ein wenig von allen Zutaten, die sie benutzt hatte und stellte diese auf, drappierte die Dinge gefällig und hob dann vorsichtig den Kuchen auf die Tisch, so wie es die beiden anderen auch taten. Es waren eine Menge Leute dort, doch niemand schien - trotz der Aushänge - zu wissen, was hier eigentlich vor sich ging. Ein großes Durcheinander, in dem ein Mann dauernd nach Erdbeerkuchen verlangte. Sie kochte innerlich. Die Zeit schritt voran, aber von dem Leibkoch keine Spur.

So wurde kurzerhand Ceras als Juror erkoren - ausgerechnet! Wie sie später erfuhr, wusste er nicht einmal genau, worum es bei diesem Backwettbewerb ging. Und so kam es, wie es kommen musste: ein Kuchen mit Weingelee und Rum gewann in seinen Augen, dabei ging es doch um das Thema Haselnüsse.

Mehr als frustriert packte sie die Sachen wieder ein und zottelte nach Hause. Das war sicherlich das letzte Mal, dass sie sich so zum Deppen machte, sollten sie doch kochen und backen, wie sie wollten. Wichtig war eigentlich nur, dass den Menschen, die ihr wichtig waren, ihr Essen schmeckte.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Backwettbewerb - von Magdalena - 11.09.2013, 09:28
RE: Backwettbewerb - von Ayura - 11.09.2013, 14:45



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste