"In der Fremde"
#2
Lysander war irgendwo untergetaucht sodass der Hunger und das Gefühl zu Ersticken mich nach einigen Stunden weiteren Umherirrens aus der Stadt trieb, einer Strasse folgend, immer weiter, nur fort aus der Enge der Menschenmassen.
Ausserhalb der Stadtmauer am Tor sprach mich eine Kräutersammlerin an, bat mich ihr zu helfen und einem Wirt weiter stadtauswärts Salbei zu bringen.
Sie flüsterte etwas von den alten Göttern und lächelte mich ermutigend an sodass ich ihr zu helfen beschloss und mich auf den Weg machte.Weiter und weiter führte mich der Weg, vorbei an dichten Wäldern, Buschwerk welches den Weg säumte, vorbei an emsig schuftenden Holzfällern,Kräutersammlern und Bauern die wie jedes Frühjahr die Saat auf die Felder brachten. Dieses Land unterschied sich so sehr von Svesur,die Luft war milder, der Wind kaum zu vergleichen mit dem wilden Atem der galatischen Küsten.Doch ich genoss es mich treiben zu lassen, die Vögel sangen aus Herzenslust und die Luft duftete herrlich sodass mich meine Füsse schon bald zu dem besagten Hof des Wirts lenkten. Er lächelte nur vielsagend als ich die Kräuterfrau erwähnte und bat mich im Garten hinter dem Hof nach ein wenig mehr Salbei zu suchen.
Ich durchschritt ein von der Witterung arg mitgenommenes eisernes Tor und vor mir tat sich eine Art Lager auf,gesäumt von kleineren und größeren Zelten. An einem einladenden Feuer saß eine Gruppe Menschen, einige in Roben gewandet, andere in schlichter Kleidung leise mit einander sprechend. Ein verlockender Duft von frischgebratenem Fleisch stieg mir in die Nase, doch liess mich meine Unsicherheit den Pfad seitlich der Zeltstatt einschlagen, nach Salbei Ausschau halten und bergauf der kniehohen Wiese folgend. Abermals erfüllte mich ein Gefühl von Vertrautheit, ja als würde mein Herz weiter bergauf gezogen werden wo ich mich plötzlich vor einem großen Stein wiederfand, einem Opferstein an dessen Fuße Gaben ausgebreitet lagen. Ein Mann in brauner Robe stand dort in tiefer Andacht versunken, gestützt auf seinen hölzernen Stab aus Wurzelholz. Mich schon abwenden wollend bemerkte er mich und nahm mich mit ruhigem Blick in Augenschein. Ein Druide, ein Mann des alten Glaubens, einer vom alten Weg,mein Herz tat einen Sprung. Ich fühlte mich nicht mehr verlassen, spürte nur den Drang vor ihm niederzuknien und um seinen Segen zu bitten. Seine Hand legte sich über mein Haupt, er rief den Schutz der 21 herbei und meine Seele atmete wieder Hoffnung und Kraft.
Mich mit ins Lager nehmend, erzählte er mir von dem Mondwächterglauben der auch auf Amhran lebendig war, gab mir zu essen und stellte mich den anderen vor. Ich könne bleiben, meinen Bruder von hier aus suchen, meine Qual im Armenviertel zu leben verstehend zeigte er mir das große Zelt welches mit frischen Strohlagern ausgestattet war und ich beschloss sein Angebot dankend anzunehmen, mir der Führung der Götter so deutlich wie noch nie zuvor bewusst.

[Bild: Rabenkreis.jpg]

Am Abend kamen immer mehr einzelne Wanderer, sich zum Feuer gesellend, Essen teilend und erzählend. Nicht einer schien in Unfrieden zu kommen, als würde die schützende Hand Kades auch hier am Feuer allgegenwärtig sein.
Da reichte mir eine Hand ein Stück Wildbrett und ich blickte in ein Paar dunkelbrauner Augen, pechschwarzes Haar umrandete das Gesicht des Mannes der so anders war als wir alle. Ein Mann der Steppe wie sich heraus stellte, ein Jure wie man ihn aus den alten Geschichten kannte, im Sattel geboren, nie lange an einem Ort weilend. Baghatur, so stellte er sich mir vor, vom Stamme des geflügelten Speers, Jäger und Krieger.
Es trudelten die verschiedensten Wanderer ein, die Nacht legte sich über uns, und ich bemerkte zwei Galatier mit rotem Haar die sich freudig miteinander unterhielten, beide aus Reinos stammend. Ob's deren Zweisamkeit war, oder mein plötzlich aufloderndes Heimweh nach Svesur, meiner Insel, meinen Stränden und Steilküsten, ich hielt's nicht länger am Feuer aus und setzte mich weiter östlich an ein Wasser, bereit meine Dummkeit weggelaufen zu sein anzuklagen, als sich der Jure neben mich stellte, nichts weiter als schweigend, mir einfach nur zeigend, dass er da war und ich nicht allein. Ein Gefühl von Dank durchfloss meine Seele, die Götter waren hier so nah, helfend und schützend.
Baghatur erzählte von seinem Land, von Tatze, Pfote und Huf, seiner jurischen Religion, von dem Wind der Steppe der singend über die Weite zog und von den schnellen Pferden der Juretai.
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"In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 05.05.2013, 14:09
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 08.05.2013, 17:30
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 31.05.2013, 17:58
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 23.06.2013, 11:41
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 28.06.2013, 16:50
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RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 10.09.2013, 14:17
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RE: "In der Fremde" - von Ailís Maguire - 12.09.2013, 10:42
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 12.09.2013, 22:26
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RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 13.11.2013, 23:02
RE: "In der Fremde" - von Baghatur - 03.01.2014, 21:36
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 04.01.2014, 18:25



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