Arx Obscura

Normale Version: "In der Fremde"
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Mein kleines Bündel an mich gedrückt verließ ich das Schiff und folgte dem Strom von Menschen und konnte mich nicht satt sehen an dem bunten Treiben was sich hier auf Amhran, in der Stadt Löwenstein bot. Bauern und Händler boten lauthals ihre Waren feil, Herrschaften stolzierten hoch erhobenen Hauptes durch die Strassen, gekleidet in den feinsten Stoff den ich je zu sehen bekommen habe, während Bettler und Arme an den Ecken kniend um Almosen baten. Hunde und Katzen, ja sogar Ratten huschten durch die engen Gassen und das emsige Treiben wurde von einem mir bisher unbekannten Geruch allerlei unbekannter Waren, Gewürzen und Unrat untermalt. Das also war das große Löwenstein! Es war kein Vergleich zu Svesur, der kleinsten Insel Galatias, der Insel wo der Fischfang und die Seefahrt blühte, die würzige Seeluft die Lungen der Bevölkerung stärkte und das ständige Wechselspiel des Windes von jetzt auf gleich Sonne oder Regen bringen konnte. Nein, dies hier war etwas völlig anderes, zumindest war es ein Weg fort vom verhassten Fisch, fort von Evelesco, dem alten, aber reichen Fischer an den ich verheiratet werden sollte. Eine gute Partie, eine Ehre und nach Mutter's Worten eine Schmach dieses Angebot abzulehnen.
Den Plan meinem ältesten Bruder Lysander zu folgen,aus Galatia zu fliehen war nun kein Traum mehr, mein Herz hämmerte vor Zuversicht, doch auch vor Angst, vor dem Unbekannten und das schlechte Gewissen schwer auf mir lastend, da ich doch Vater und Mutter und somit den gesamten Clan der Domhnaills in Ungnade hab fallen lassen, ein Heiratsversprechen brechend und wortlos fortzulaufen machte es mir nicht einfacher.

Während ich durch Löwenstein streifte, erfuhr ich, dass die anreihenden Lehen ihre Grenzen schlossen, ja dass mein Schiff das letzte war, welches Amhran ansegeln durfte.Es hieß, es sei die Keuche, die schon viele Menschenleben gefordert hatte, Menschen waren in Angst und Schrecken versetzt,niemand kam heraus. Mir wurde eng ums Herz, war das die Strafe für mein Davonlaufen? Die Götter würden mir sowas nie antun, haben sie mich doch stets wohl geleitet, mich beschützt und geliebt. Tief atmete ich durch, nahm eine Prise der guten Hafenluft ... ich musste Lysander finden, er hatte Botschaften geschickt wie gut es ihm ginge, ihm würde ich mich anvertrauen, er hatte mich stets gern gehabt, mich seine kleine Schwester, er würde sich um mich kümmern, da war ich mir ganz sicher. Und doch zog sich mir meine Kehle zu als ich ihn nirgends in den guten Wohngegenden ausfindig machen konnte, niemand schien von einem Lysander O'Domhnaill gehört zu haben. Ich folgte den Gassen, hier und da die Bewohner fragend, bis plötzlich ein alter Mann auf meine Frage zur Antwort gab:" O'Domhnaill? Mädel, da bist du fast richtig,geradeaus und dann durchs alte Tor, im Alten Hafen wirst du ihn finden, such ihn in der Taverne, bei der hübschen Elda!"Und hämisch lachend spuckte der Alte etwas dunkel Übelriechendes in die Gosse. Zögerlich folgte ich der Wegbeschreibung des Alten und fand mich in einem der schäbigsten Viertel der Stadt wieder. Es stank erbärmlich,Unrat war schon lange nicht mehr beseitigt worden, ich wollte nur noch fort... nur fort,da rief mich eine Stimme :" Verdammt, wat machst du denn hier, Arys???!!! " Lysander stand hinter mir, und sein sonnengebräuntes Gesicht schien die Röte einer Krabbe annehmen zu wollen. Weit entfernt von der Freude die ich mir von unserem Wiedersehen erhofft hatte, funkelte er mich bitterböse und ungläubig an." Haben dich alle guten Götter verlassen, bist du irre Arys... was läufst du hier rum, willste abgestochen werden oder Schimmeres?"
Stotternd versuchte ich ansatzweise meine Ankunft zu erklären, doch das machte alles nur noch schlimmer. Wütend packte er mich am Arm und zerrte mich in die Spelunke hinein. Düsteres Pack schien hier daheim zu sein, trinkend, sich zwischenzeitig beschimpfend und die schöne Elda mit ihren Blicken ausziehend fand ich mich nun einer Welt der Dunkelheit wieder. Lysander, so stellte sich nach einigen weiteren Flaschen Schnaps heraus,hatte seine Arbeit am Hafen verloren, jeglicher Seemann war nun auf sich gestellt. Kaum mehr einen Schilling in der Tasche war es um ihn nicht besser gestellt als um mich, aus der Traum vom freien Leben auf Amhran, ich fand mich im dunkelsten aller Alpträume wieder... und es kam kein zurück in Frage, die Fremde war ein hartes Brot,die Götter schienen mich verlassen zu haben. Meine Hand schloß sich eng um mein Schutzamulett, die Tränen niederkämpfend suchte ich mein Nachtlager auf einem verlassenen Heuboden während mein Bruder mit seinen düsteren Kumpanen Ränke schmiedend die Nacht zum Tag werden ließ.

[Bild: hanse137_v-contentgross.jpg]
Lysander war irgendwo untergetaucht sodass der Hunger und das Gefühl zu Ersticken mich nach einigen Stunden weiteren Umherirrens aus der Stadt trieb, einer Strasse folgend, immer weiter, nur fort aus der Enge der Menschenmassen.
Ausserhalb der Stadtmauer am Tor sprach mich eine Kräutersammlerin an, bat mich ihr zu helfen und einem Wirt weiter stadtauswärts Salbei zu bringen.
Sie flüsterte etwas von den alten Göttern und lächelte mich ermutigend an sodass ich ihr zu helfen beschloss und mich auf den Weg machte.Weiter und weiter führte mich der Weg, vorbei an dichten Wäldern, Buschwerk welches den Weg säumte, vorbei an emsig schuftenden Holzfällern,Kräutersammlern und Bauern die wie jedes Frühjahr die Saat auf die Felder brachten. Dieses Land unterschied sich so sehr von Svesur,die Luft war milder, der Wind kaum zu vergleichen mit dem wilden Atem der galatischen Küsten.Doch ich genoss es mich treiben zu lassen, die Vögel sangen aus Herzenslust und die Luft duftete herrlich sodass mich meine Füsse schon bald zu dem besagten Hof des Wirts lenkten. Er lächelte nur vielsagend als ich die Kräuterfrau erwähnte und bat mich im Garten hinter dem Hof nach ein wenig mehr Salbei zu suchen.
Ich durchschritt ein von der Witterung arg mitgenommenes eisernes Tor und vor mir tat sich eine Art Lager auf,gesäumt von kleineren und größeren Zelten. An einem einladenden Feuer saß eine Gruppe Menschen, einige in Roben gewandet, andere in schlichter Kleidung leise mit einander sprechend. Ein verlockender Duft von frischgebratenem Fleisch stieg mir in die Nase, doch liess mich meine Unsicherheit den Pfad seitlich der Zeltstatt einschlagen, nach Salbei Ausschau halten und bergauf der kniehohen Wiese folgend. Abermals erfüllte mich ein Gefühl von Vertrautheit, ja als würde mein Herz weiter bergauf gezogen werden wo ich mich plötzlich vor einem großen Stein wiederfand, einem Opferstein an dessen Fuße Gaben ausgebreitet lagen. Ein Mann in brauner Robe stand dort in tiefer Andacht versunken, gestützt auf seinen hölzernen Stab aus Wurzelholz. Mich schon abwenden wollend bemerkte er mich und nahm mich mit ruhigem Blick in Augenschein. Ein Druide, ein Mann des alten Glaubens, einer vom alten Weg,mein Herz tat einen Sprung. Ich fühlte mich nicht mehr verlassen, spürte nur den Drang vor ihm niederzuknien und um seinen Segen zu bitten. Seine Hand legte sich über mein Haupt, er rief den Schutz der 21 herbei und meine Seele atmete wieder Hoffnung und Kraft.
Mich mit ins Lager nehmend, erzählte er mir von dem Mondwächterglauben der auch auf Amhran lebendig war, gab mir zu essen und stellte mich den anderen vor. Ich könne bleiben, meinen Bruder von hier aus suchen, meine Qual im Armenviertel zu leben verstehend zeigte er mir das große Zelt welches mit frischen Strohlagern ausgestattet war und ich beschloss sein Angebot dankend anzunehmen, mir der Führung der Götter so deutlich wie noch nie zuvor bewusst.

[Bild: Rabenkreis.jpg]

Am Abend kamen immer mehr einzelne Wanderer, sich zum Feuer gesellend, Essen teilend und erzählend. Nicht einer schien in Unfrieden zu kommen, als würde die schützende Hand Kades auch hier am Feuer allgegenwärtig sein.
Da reichte mir eine Hand ein Stück Wildbrett und ich blickte in ein Paar dunkelbrauner Augen, pechschwarzes Haar umrandete das Gesicht des Mannes der so anders war als wir alle. Ein Mann der Steppe wie sich heraus stellte, ein Jure wie man ihn aus den alten Geschichten kannte, im Sattel geboren, nie lange an einem Ort weilend. Baghatur, so stellte er sich mir vor, vom Stamme des geflügelten Speers, Jäger und Krieger.
Es trudelten die verschiedensten Wanderer ein, die Nacht legte sich über uns, und ich bemerkte zwei Galatier mit rotem Haar die sich freudig miteinander unterhielten, beide aus Reinos stammend. Ob's deren Zweisamkeit war, oder mein plötzlich aufloderndes Heimweh nach Svesur, meiner Insel, meinen Stränden und Steilküsten, ich hielt's nicht länger am Feuer aus und setzte mich weiter östlich an ein Wasser, bereit meine Dummkeit weggelaufen zu sein anzuklagen, als sich der Jure neben mich stellte, nichts weiter als schweigend, mir einfach nur zeigend, dass er da war und ich nicht allein. Ein Gefühl von Dank durchfloss meine Seele, die Götter waren hier so nah, helfend und schützend.
Baghatur erzählte von seinem Land, von Tatze, Pfote und Huf, seiner jurischen Religion, von dem Wind der Steppe der singend über die Weite zog und von den schnellen Pferden der Juretai.
Ob's an den vielen neuen Eindrücken lag, an der fremden amhranischen Luft oder daran, dass ich mein Leben fern von Svesur lebte, so waren doch die wenigen Wochenläufe gefüllt mit Ereignissen, für die es auf Svesur Jahre in Anspruch genommen hätte. Ich weiss schon garnicht recht womit ich zuerst beginnen soll. Seit den Tagen am Lager des Rabenzirkels waren Baghatur und ich nicht mehr von einander gewichen,und um ums herum gestaltete sich eine Welt, geflochten aus vielerlei Farben und Wesen. Hindernisse galten bezwungen zu werden und eines davon war mein ältester Bruder Lysander. Jemand der den alten galatischen Traditionen verbunden war und darin auch seine Wurzeln stärkte musste in diesem unserem Fall kräftig durchatmend den Göttern vertrauen. Mit ansehen zu müssen wie sich seine jüngste Schwester einem Juren anschloss war für ihn kein leichter Weg, und doch willigte er ein und gab uns seinen Segen, jedoch nicht ohne zuvor Baghatur den Schwur, mich wie sein eigenes Leben zu schützen, abnehmend. Den Gedanken,dass er vielleicht gar froh sei sich nicht mehr um mich kümmern zu müssen verdrängte ich rasch, war doch Lysander das Einzige was mir aus der Heimat geblieben war. Zu meinem Leidwesen hatte er sich im Hafenviertel eine baufällige Hütte angemietet und teilte sie mit einem Fischer namens Matthijs. Fisch soweit das Auge reichte, Fisch getrocknet, geräuchert, gebraten gekocht, Fischernetze und Angeln, die Hütte war damit bis auf's Dach vollgestopft. Ich mied sie und sah meinen Bruder somit meist durch Zufall auf den Strassen Löwensteins wo er als Stadtwache für Sicherheit und Ordnung zu sorgen schien, mein Bruder der Walfänger, mein Bruder der Schmuggler und Kartenspieler. Menschen würden sich verändern so hieß es, der Strom des Lebens würde sie erfassen und wegschwemmen, wie gut, wenn man des Schwimmens fähig war. Und Schwimmen, das konnten Lysander und ich, oh ja!

Mein Strom des Lebens gestaltete sich ein wenig stürmischer als der meines Bruders, denn schon bald zogen erste Gewitterwolken an unserem ach so lauschigen Lager des Rabenzirkels auf. Baghatur war gerade von der Jagd zurück gekehrt, als uns der Druide Janus mit ernster Miene eröffnete, dass einige der Mondwächter die Juren fürchteten und daher zunehmend das Lager mieden. Ich konnte spüren, wie Baghatur bei diesen Worten das Blut gefror um einen kurzen Moment später durch seine Adern zu jagen, ungläubig die Worte des Druiden in seinem Geiste wiederholend, er, der über Wochenläufe des Lagers mit Fleisch versorgt, jeden hungrige Mund gestopft und mit seiner Anwesenheit Druiden und uns Heimatlose beschützt hatte musste nun mit anhören, dass sein Volk nicht mehr geduldet sei? Trotz der beschwichtigenden Worte Janus,dass Baghatur trotzdem weiterhin willkommen war, hatte es die Ehre des Juren zu tief verletzt, besonders da Ophelia noch mit eisiger Miene hinzu fügte, dass es nicht die Massen an Juren waren die Angst machten, nein, schon die wenigen zwei, drei die sich im Lager aufhielten würden die Herzen der Gläubigen verschrecken und sie fernhalten.

Es gab nichts mehr hinzuzufügen,wir gingen und kehrten dem Lager den Rücken, Baghatur voller Zorn, ich in Gram und Enttäuschung. Diejenigen, welche ich für Freunde gehalten hatte entpuppten sich lediglich als Fremde und wir zogen hinaus in die Wälder, wissend dass der Strom uns weiter mit sich reissen würde, vertrauten wir auf die Götter und dem was sie für uns bereit hielten.
Es schien als käme nun die Zeit, in der sich Baghatur seiner wahren Bestimmung stellen musste. In den Tiefen des Waldes sprachen die Göttinnen.

Der Strom floß wild und wir waren mittendrin. Alle Tage lang machten wir uns auf nach Löwenstein, zu handeln und uns mit Vorräten einzudecken. Während ich die Gelegenheit nutzte um Ailis, meine galatische Freundin und ihren Freund und Begleiter Farquhar zu treffen, kam Baghatur einer Einladung der Shurax nach. Ein Jure sehnt sich sein Leben lang nach seiner Heimat der Steppe und seine Landsleute dachten wie er, fühlten wie er. Baghatur blieb mehrere Tage an deren Feuerstellen im Armenviertel, einem Ort voller Dreck und Abschaum, Krankheit und Siechtum.
Doch wie Baghatur mir erklärte zählte dies alles für einen Juren nicht, sie waren da wo der Stamm war, das war ihre Heimat.

Nach Tagen des Getrenntseins zogen wir wieder gemeinsam in die Wälder, weit hoch in die Berge, zu einem Ort, den wir die "Steppe" nannten, einen Ort der Flüchtlinge und Heimatlose wie uns bereitwillig aufzunehmen schien. Hier fühlte ich mich meinen Göttern nah, Sulis und Branwen, Galates und Artio, sie alle waren hier bei uns und Baghatur und ich fühlten uns einander zugewandt, von den Göttern zusammen geführt und vereint. Es gab Wild in Mengen, Beeren und frisches Wasser, dies wäre ein Platz um ein Lager aufzuschlagen, eines wo jeder willkommen wäre, sei's Jure oder Galatier. Und so wuchs in uns der Gedanke von einem Ort der Gemeinschaft, ein Ort an dem Geschichten erzählt wurden, Sorgen ausgetauscht und gutes Fleisch gebraten wurde.
So riefen wir alle heimatlosen Galatier und Juren zu einem Treffen zusammen, fern von Löwenstein, fern der Ohren der Mithrasgläubigen.
Wir brachten unseren Gedanken vor, berichteten von unserem Vorhaben, doch scheiterten wir kläglich.
Der Stamm der Shurax sprach sich entschieden dagegen aus, sie würden ihr Lager niemals mit jemandem anderen teilen. Und die Galatier entzürnten sich ob unserer Wut die wir gegen die Druiden Janus und Ophelia aufbrachten. Letztlich riss uns der wilde Fluss weiter und weiter, liess die so nahen Ziele weit an die Ufer zurücktreten und überliess uns abermals den Händen der Götter und Göttinnen.
Unser Lager ist mal hier, mal dort im Wald, auch dort gesellt sich manch einer zu uns, Geschichten werden erzählt und die Nächte werden wärmer, der Frühling will in den Sommer kehren und Baghatur trägt wieder seinen kleinen Lederbeutel am Gürtel, gefüllt mit den Knochen der Weissagung.

[Bild: lagerfeuer-im-wald.jpg]
Mit jedem neuen Tag wurde es wärmer, das Fest des wallenden Blutes stand nahe bevor, Baghatur hatte sich zum "Gespräch mit den Göttern" in die Berge zurückgezogen, während es mich mehr und mehr in Löwenstein hielt, in der Nähe meines Mentors Jakob, der mir mit strenger, aber ausdauernder Art die Eigenschaft eines jeden Kräutleins erklärend, den Weg der geheimen Alchemie offenbarte. Oftmals saßen wir bis spät in die Nacht hinein über den Rezepturen und verfolgten aufgeregt die Entstehung der heilenden Tinkturen und Tränke, welche in bauchigen Kolben über kleiner Flamme köchelte.

Ich war so dankbar, dass Jakob mich in dieser Kunst unterwies, die Tatsache nicht ausser Acht lassend, dass er mich offenherzig behandelte, obwohl er selbst strenger Anhänger Mithras, meinen Mondwächterglauben notgedrungen zu tolerieren schien, ja gar hin und wieder neugierig nachfragtend an Allem wissbegierig interessiert schien. Mir bot es zu diesem Zeitpunkt eine willkommene Ablenkung, etwas, was meine Gedanken entspannen ließ, mich der Welt entriß und geradezu befremdlich in einen Zustand der Ruhe versetzte. Diese hatte ich bitter nötig um die Einstellung meines Gefährten Baghatur zu verdauen. Seine traditionelle jurische Ansicht betreffend Sterbender und Kranker, nämlich diesen die "Ehre" zukommen zulassen, dem Stamm zuliebe alleine und verlassen in die Steppe zu gehen um dort jämmerlich zu verrecken lag mir schwer im Magen, speziell, als er mir offenbarte, mit mir ebenso zu verfahren, sollte ich aufgrund meiner Dummheit, den Heilern helfend , mich an der Keuche angesteckt haben. Es war geradezu als ob er mir seinen Speer in die Magengrube stieß, mir, der jedes Schicksal ans Herz zu gehen schien und dem ich eine helfende Hand reichen wollte.

Etwas begann sich zu verändern, die starren Traditionen die mich von allen Seiten umgaben schienen mir die Luft zum Atmen zu rauben. Ich sehnte mich nach Svesur und der See, dort wo sich alle Grenzen aufzulösen schienen, auch wenn es nur meinem jugendlichen Wunsch entsprechen mochte. Der Traum der Freiheit den mir Baghatur vermittelt hatte, schien plötzlich nicht mehr stimmig zu sein mit dem was das wahre Leben in einem jurischen Stamm mit sich brachte.
War dies der Zeitpunkt an dem ich mir endgültig klarwerden musste dass wir zu verschieden waren?
Nie und nimmer würde ich einen meiner Lieben zum Sterben zurücklassen, würde alles tun um das zu verhindern. Es schien, als wäre ich im Begriff mich von festgefahrenen Traditionen befreien zu wollen, während andere umso mehr dran festhielten.
Jakob's Tinkturen halfen mir, die Suche nach Kräutern, das Zubereiten derer, seine ruhige, aber bestimmte, oftmals sogar zauselige Art mit mir umzugehen verbannte meine nagenden Gedanken in den Hintergrund.

Doch ausserhalb der dicken Mauern des Zunfthauses schien der Hexelkessel zu brodeln. Gerüchte, dass die Kirche Mithras uns Mondgläubigen Böses wolle, unseren Glauben gänzlich auszumerzen versuchte, versetzte mich in sorgenvolles Bangen, nicht umsonst, da einige Mitglieder der Sonnenlegion mit schweren Hämmern und Äxten versucht hatten unsere Glaubensstätte unweit der Stadt einzureißen. Ein zorniger Ruf ging durch's alte Volk der Mondwächter !
Viele von uns, meine treue Freundin Ailis und mich inbegriffen, begaben sich an den Ort der Entweihung, brachten huldigend Opfergaben dar, sangen und beteten zu den 21 Tag und Nacht.
Doch lag der Gestank von Krieg in der Luft, man rottete sich zusammen, Pläne wurden geschmiedet, man konnte schon beinahe das vergossene Blut Unschuldiger riechen, mir graute davor!

Da begab es sich, dass ich in dem Vogelfrauenbändiger , wie ich ihn fröhlich zu nennen pflegte, einen Verbündeten und Seelenverwandten fand. Auch er schien einen Pfad zwischen den Kulturen zu suchen, einen Weg der es uns allen ermöglichte in Frieden zu leben und der Götter wunderbare Schöpfung geniessen zu können. Zu was anderem als zur Freude und zur Liebe dessen waren wir geboren? Plötzlich verstand ich mich als eine Botschaftlerin, als jemand der den andern die Hand reichen könnte, sie überzeugend , dass wir alle Kinder dieser einen Erdenscheibe sind und es so sinnlos war, sich gegenseitig die Köpfe abzuschlagen und die Hände in Blut zu baden.

Würde die Alchemie mir dabei helfen können?
Ich wusste es noch nicht, doch hatte ich Freunde, derer ich mir sicher sein durfte, und die Liebe zu den vielen Kräutern und Geheimnissen die mir meine Götter offenbarten. Ein Weg der uns helfen könnte Völker zu vereinen, den Tod zu besiegen anstatt ihn herbei zu führen.
Frieden statt Tod - den Verfolgten und zu Unrecht Leidenden zu helfen … war das ein Weg?

Doch würde Baghatur diesen Weg mit mir gehen wollen, oder war der Kampf so übermächtig in seinem Blute vertreten dass alles, was uns zueinander zog, geopfert werden musste?
Mit zittrigen Händen beugte ich mich wieder über meine Arbeit und schnippelte die von Jakob begehrten Kräuter, die Welt ausserhalb der dicken Zunftmauern schien nicht mehr lange fernzuhalten möglich.



[Bild: alchemie_460cutschatt.jpg]
Zu Beginn des fünften Jahres fernab meiner Heimat holte mich das Pech endgültig ein.
Hatte ich mich bislang als Harpunier an Bord von Walfängern oder als Vollmatrose auf Fisch-Kuttern und Handels-Schiffen durchschlagen können - in schlechten Zeiten ergänzt durch Arbeit in den Docks und gelegentlichen Schmuggel - war es damit Ende 1399 vorbei.
Reederei um Reederei, Kontor um Kontor hatten mit den Jahren zugemacht, waren Opfer des Krieges und der schlechten Konjunktur geworden. Zuerst gab es nur weniger Schiffe, kein großes Problem, man fand einfach nicht jede Saison einen Kapitän, der einen anheuern ließ. Einfach ab zu den Docks oder mit den Jungs aus dem alten Hafen ein paar krumme Dinger drehen...
Ende 1399 allerdings gab es nicht mal mehr ein verdammtes Schiff, das ausgelaufen wäre; mal abgesehen von den ganzen beschlagnahmten Kähnen für die Quarantäne-Insel.
Damit war für mich das einfache, aber einträgliche Leben im Neuen Hafen vorbei, keine Arbeit, die Bude auch schnell weg, als kein Geld mer 'rein kam.
Im alten Hafen bei den Jungs fand ich wie davor schon immer einen sicheren Hafen. Galatiern war man hier zwar auch misstrauisch, aber letzten Endes waren sie alle arme Hunde - hier galt man genauso viel, wie jeder andere auch, solange man den richtigen Leuten Respekt zollte.
Freilich war es kein Zustand, dem ich auf Dauer fröhnen wollte. Schmuggel war noch saisonaler und unregelmäßiger, wie die Seefahrt an sich. Davon konnte man nicht leben - nicht mit dem Kram, an den ich heran kam. Zumal zu Jahresbeginn 1400 meine kleine Schwester Arys auf einmal auf der Matte stand, mitten in der Spelunke "Zum baumelnden Wachmann"!
Wie enttäuscht sie doch war, mich ohne eine müde Münze in den Taschen, ohne Dach über dem Kopf und arbeitslos anzutreffen!
Kein Wunder, war sie doch noch auf dem Stand der mündlichen Erzählungen, die ich einem befreundeten Bootsmann mit nach Svesur gegeben hatte. Aber das lag nun ein halbes Jahr zurück! Da hatte sich viel geändert...

So kam es letztlich aus vielerlei Gründen, die ich nicht alle aufzählen will, dass ich wieder ordentliche Arbeit suchte.
Wenn man schon nicht auf See anheuern konnte, dann an Land.
Die Stadtwache suchte zu diesen Tagen voller Hexenkeuche, Arbeitslosigkeit, Hunger und Not neue Leute. Waren von Keuche und Desertion, sicher auch abgestochenen Männern knapp an Mannschaften.
Frischfleisch... durch den nächstbesten Orkan gejagt in einfachen Jollen. Aber das war mir in dem Moment egal.
Arbeit war Arbeit.

Die ersten Wochen waren übel.
Der Stadrat tagte zu der Zeit nicht, wie er es nun wieder tut. Die feinen Herren hatten sich hinter dicken Mauern verschatzt, da sie vor Hexenkeuche und Unruhen die Hosen gestrichen voll hatten. Die Folge war, dass die Stadtwache keine Gelder mehr bekam, keine Ausrüstung, keinen Sold, keine Verpflegung. Wir, Rekruten der ersten Stunde, mussten für unser eigenes Wohl sorgen, wie Landratten unvorbereitet in den Sturm geworfen.
Nicht alle standen diese Strapazen durch. Viele Kameraden der ersten Tage verließen die Truppe, einige nahmen sogar Geld aus der Kasse mit sich. Schlimme Tage waren das.
Doch die, die blieben wuchsen zusammen, sahen sich zusehends als eine Wachtruppe. Ich begann mich, dort heimisch zu fühlen, wie bei den arbeitslosen Seeleuten, Halunken und Raubeinen im alten Hafen. Denn auch hier erlebte ich selten Repressionen wegen meiner Herkunft oder meines Glaubens. In der Stadtwache zählte nur der Mann zur Linken und zur Rechten.
Als ehemaliger Schmuggler mochte ich vieles nicht so eng sehen, wie manch anderer.. das Recht war dehnbar. Jedoch gab es Grenzen. Viele Kerle, die meinten, Ärger machen zu wollen landeten da im Pranger, wurden verprügelt und getreten oder in den Kerker geworfen - zimperlich gingen wir nicht mit denen um, die uns die Wachgänge versalzten!
Freunde machten wir uns damit gewiss nicht überall... aber den Norden der Stadt, alter Hafen und Armenviertel, waren unbekanntes Land für uns. Anweisung von ganz oben: Der Norden ist tabu.
Und wenn ich erhlich bin - das war gut so.
Es war nicht nur der reinste Hexenkessel... sondern auch eine Art von Heiligtum für mich. Eine Gratwanderung, die ich bereitwillig ging. Auf Wache für Ordnung sorgen, nach Feierabend in den billigen Kneipen im Norden der Stadt trinken und ausspannen, ohne gleich ein Vermögen ausgeben zu müssen, wie in den Tavernen der Altstadt.

Als Galatier mochte man hier fremd sein. Es gab jedoch genug, denen das reichlich egal war, wenn man erst mit ihnen beisammen stand.
Baghatur sah ich nicht wieder, er ging ohne auch nur ein weiteres Wort. Tagelang irrte ich durch die Wälder, unsicher ob ich einen Fehler begangen hatte, sann über alles nach, schweren Herzens, ihn vermissend, andererseits wissend, dass er meinem Weg niemals hätte folgen können. Ein letztes Mal opferte ich Artio in Steinkreis, dem Platz an dem Baghatur so oft verweilte, rief Branwen und Sulis um Leitung und Schutz an und machte mich auf nach Löwenstein. Und auch diesmal schien mich der Götter Strom mit sich zu reissen, direkt an die Seite eines mir zu dem Zeitpunkt unbekannten Kriegers des Bundes der wachenden Schwertes dem ich beigetreten war, ihm mit meinem Bogen beistehend, schützend als würde es um mein eigenes Leben gehen.
Wir verbrachten die Nacht auf dem Fußboden des neuen Hauses des Bundes, sitzend, redend und beinah schüchtern wahrnehmend, dass zwischen uns etwas entstand was nicht greifbar war, ja sich gänzlich jeder Verstandesebene entzog, doch zugleich so stark und sanft wie ein göttliches, frisch gewobenes Band.
Askir spürte es als erster, meine Hand haltend und flüsternd:" Ich werde dich lieben, egal ob Welten zwischen uns liegen, Druiden oder Priester,Länder oder Ozeane" .
Alles um mich herum schien zu versinken, nichts hatte mehr so viel Bedeutung als dieser Mann, der da vor mir kniete, meine Wange streichelnd und mit seinem Blick mehr auszudrücken vermochte als es mit Worten möglich war.

Gewissensbisse plagten mich, kaum dass mich Baghatur verlassen hatte, hielten mich die Hände eines anderen? Askir gab mir die Zeit die ich brauchte, verstand meine Zweifel, doch schon am nächsten Tag konnten unsere Augen nicht voneinander lassen...

Zwei Menschen unterschiedlichster Kulturen, Länder und Glaubensrichtungen verbanden ihre Seelen zu einer, eins in den Tugenden und Idealen schien alles unbedeutend zu sein und Liebe und Frieden möglich.


[Bild: 250px-Askir.jpg]
Askir und ich standen Seite an Seite an der Front, Tot und Verderben zogen über uns hinweg, Blut, Leichenberge wohin man nur sah, Aaskrähen versammelten sich auf den verbrannten Palisaden, lauernd wann der nächste fiel. Schlacht um Schlacht wurden unsere Leiber beansprucht, gestählt, wie man es im Kriegsmund nannte... mein Bewusstsein erlaubte mir nicht drüber nachzudenken, schien ein Meister der Verdrängung zu sein... nur heute, als uns ein Gang zum Schmied einen kurzen Aufenthalt in der Stadt erlaubte, zogen wir einander in die Arme, sehnsüchtig, als wären wir am Verdursten, erst jetzt zulassend, dass Angst existent war, dass der Krieg durchaus schon bald auch unsere Herzen herausreissen konnte.
In unserer "Fuchshöhle" liegend atmeten wir einander so tief als nur möglich ein, uns in die Zukunft träumend, einem gemeinsamen Haus, einem Pferd und Familie, dem Bund und unseren Tugenden....

Mir brannte sich ein Gedanke in mein Mark, ein Gedanke, der mich vorerst zögern ließ, in mir sogar ein recht mulmiges Gefühl aufkommen ließ.. was, wenn die Götter zwar mich, aber nicht Askir beschützen wollten - was, wenn auch Mithras versöhnt sein wollte... Mithras, Sulis, wer auch immer er war... Hilfe konnten wir gebrauchen.
Alle meine Bedenken und Gewissensbisse zur Seite schiebend schritt ich langsam und tief einatmend die Stufen zu deren Tempel hinauf.. nie würde ich verstehen, weshalb ein Gott bevorzugte, in einem so kalten Steinhaus zu wohnen anstelle grüner Wälder und singender Bäche...
Die großen Eichentüren öffneten sich knarrend, das große lange pompöse Kirchenschiff tat sich vor mir auf und ganz vorne erblickte ich den Opferstein!! Ein Lavendelzweig sollte Mithras gütig stimmen und ich bettete diesen inmitten des Steins mit den Worten : "Beschütze Askir, bitte.. !! "
Eine Weile noch lauschte ich ob er mir wohl antworten mochte... doch ich hörte nur vereinzelte Tauben hoch oben im Gebälk flattern...
Rasch schlüpfte ich wieder hinaus, wissend, dass ich zumindest alles versucht und nicht ausgelassen hatte und begab mich wieder in Richtung der Front.

[Bild: Lavendelopfer.jpg]
Die Wochen und Monate als Rekrut der Stadtwache zogen ins Land. Jawohl.. noch immer Rekrut. Während andere Kameraden der ersten Stunde, die ebenso viel auf Wachgang gingen, wie ich, befördert worden waren, stand ich noch immer mit magerem Rekruten-Sold da.
Erst beim letzten Appell hatte es einen Lichtblick für mich in Form eines Husarenstücks von Gotmar gegeben, an dessen Ende ich verkatert als neuer Zweiter Zeugwart aufwachte. Das hieß immerhin etwas mehr Sold, um über die Runden zu kommen.

Allgemein war die Stimmung in der Wachmannschaft der Neustadt allerdings ausgemacht schlecht. Soldzahlungen waren lange ausgeblieben, ebenso Ausrüstung. Besonders letzteres hatte sich durch den persönlichen Aufwand der Rekruten gebessert. Und seit kurzem bekamen wir immerhin auch Sold.
Das änderte jedoch wenig am Groll. Denn der Sold kam spät, war schlecht, Anerkennung in Form von längst überfälligen Beförderungen kam nur bruchstückhaft oder gar nicht in der Truppe an. So wuchs der Zorn auf die Pfeffersäcke, die sich Hauptmann und Oberleutnant schimpften.
Während der Hauptmann wohl einfach nicht anders konnte, Schreibtischtäter und Pfeffersack, der er war... konnte man dem Oberleutnant keine Entschuldigung erlauben. Führung von vorn, das hätte man sich gewünscht - doch er blieb auf der sicheren Burg, zu feige, sich öfter, als alle paar Wochen für weniger als eine Stunde herauszutrauen. Schöner Vorgesetzter... selbst die Jüngsten der Galatier in den Rotten der Klein- und des Hochkönigs hatten mehr Schneid.
So kam es, wie es kommen musste.
Zum Eklat.

Zurück blieben an jenem Abend in der Wachsstube zwei Wachleute, die nicht anders konnten, als zu bleiben. Denn ein gemeinsamer Freund band sie an diesen Posten, egal, wie unfähig die Leitung der Stadtwache auch immer sein mochte. Und überhaupt...sie wären die letzten, die sich darüber unter vier Augen ernsthaft aufregen würden.
Ich fühlte mich dabei hin- und hergerissen zwischen den zwei Welten, in denen ich lebte. Verrat und Loyalität gaben sich die Klinke in die Hand - nichts Neues, nein... doch jedes Mal auf's Neue eine schwere Last.
Ich blieb und hielt meinen Schwur.
Atemlos liess ich mich im Schutze des Steinkreises im Gras nieder, den Kopf auf die Brust sinken lassend, nach Luft ringend, die wilden fuchsroten Strähnen ungezügelt über den verweinten Augen hängend.
Nun war es dazu gekommen was bislang nur in meinen dunkelsten Träumen leise gewartet hatte, ausgeharrt, bis der rechte Moment gekommen schien. Das, was man nicht verleumnden konnte, da es zu dem Innersten unseres Selbst gehörte, zu dem was einen ausmachte... erst nun konnte ich mir meine Neigung, stets nahe des Abgrundes zu sein erklären, meine Neigung mich mit der Kehrseite der Medaille zu umgeben, die dunkle Seite ebenso zu begehren wie die lichte. Strandräuber und Schmuggler... ständig bebten Lysander's Worte in meinen Ohren... meine Vorfahren, der ach so ehrenvolle Clan der Domhnaills nichts weiter als ein paar dreckige Mörder und Diebe.
Dieses Blut floss in meinen Adlern, es war nicht auszutauschen, gegen kein anderes zu ersetzen.
Ich hatte kein Recht anderen den Kodex zu predigen, Verirrte auf den rechten Weg zu führen und noch weniger Recht zu verurteilen und zu richten. Nicht wissend, auf welches Seite ich mich im nächsten Moment befinden könnte.
Ein seichter Wind wehte durch die die alten Steine des Kreises, als wolle er mich umarmen, halten und trösten. Askir... was hatte ich nur getan.. ihn zu verlassen bedeutete Allem zu entsagen was gut und wunderbar war, es fühlte sich an, als würde mir das Herz aus dem Leib gerissen werden, doch sollte diese Liebe mein letztes Opfer an die Götter sein, danach mochten mich die Dämonen in die Tiefe reissen, es zählte nicht mehr. Askir stand für Alles war der Kodex ehrte, Redlichkeit, Güte, Ordung, Treue und Ehre.
Er durfte nicht unter meiner Verruchtheit leiden, zumindest dieses würde ich zu verhindern wissen.
Ich entledigte mich meiner Stiefel, der ledernen Kleidung und streckte die Arme hoch zum Himmel hinauf, die Augen schliessend, den Lavendelzweig haltend und rief mit bebender Stimme Branwen an, mich ihm anvertrauend und hoffend das einzig Richtige getan zu haben.

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Sie trieben gerne ihren Unfug mit uns Menschen, lockten uns auf Pfade deren Sinn nur sie zu verstehen schienen. Begann ich ihr Spiel zu durchschauen, wollten sie weitere Opfer, vielleicht mächtigere, vielleicht sogar Blut, vielleicht das meine? Mich meinem Leid um den Verlust meiner Liebe ergebend, lebte ich zwischen Nebeln der Wahrnehmung, Schatten wurden zu Gestalten, Vögel sprachen in leisen Stimmen, war dies der Weg zum Wahnsinn, wo war die Grenze zwischen den Welten?
Während ich diesen Gedanken wie in einer Art Trance nachhing leistete er mir Gesellschaft, mich studierend, ja beinahe in einer faszinierenden Art einatmend. Wieso gerade nun dieses Interesse, die Bitte ihm das Anrufen der Götter zu zeigen war doch nur ein fadenscheiniger Vorwand. Und doch war er zur Zeit das einzige lebendige Wesen welches ich an mich heran lassen konnte. Meine Instinkte wisperten, ja schrien zeitweise ich solle kehrmachen solange ich noch könne, laufen soweit meine Füße mich trugen, doch ich blieb, unfähig zu gehen, unfähig mein Leben zu retten, den Blick auf die Steine gerichtet, den Wind fühlend und dabei wissend, dass sein Blick mich streifte, ein Stück Vertrautheit im Nebel des Lebens.

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