"In der Fremde"
#17
In meinem mir liebgewordenen Zelt wurde es langsam ungemütlich.
Der Winter nahte, so regenreich und stürmisch wie die letzten Wochen waren - zudem hatten die meisten Laubbäume mittlerweile ihr Blätterkleid eingebüßt. Hätte ich noch ein eigenes Boot gehabt, wäre es spätestens jetzt an der Zeit gewesen, es an Land zu ziehen und einzumotten. Da man mir meines allerdings schon vor langem genommen hatte, um damit Keuchenkranke zu transportieren, blieb nur noch das Zelt. Es musste winterfest werden.
Weder blieb mir dafür viel Energie, noch Zeit. Seit dem Tod meiner Schwester schlief ich wenig und schlecht, nahm Nachtschichten in der Stadtwache, wo ich sie nur erwischte. Wenn ich ohnehin nicht schlafen konnte, wollte ich wenigstens die Stille der einsamen Nachtschichten nutzen, um nachdenken zu können. Außerdem wurde so auch das Risiko, sich mit der Keuche anzustecken, vermindert. Eine Schande war es wirklich, dass man die Gefängnisinsel einfach zur neuen Quarantäneinsel umfunktioniert hatte! Dabei war es selbst der Landratte Gotmar sonnenklar gewesen, dass Hulks die beste Methode zur Verwahrung der Keuchekranken wären - oder, sie via Boot/Schiff auf die alte Quarantäneinsel zu schaffen und dort einfach abzuladen. Von dort aus zu schwimmen, noch dazu gegen die Strömung, konnte ein Gesunder schon nicht denken, wie dann erst ein Kranker?
Aber aus irgendeinem Grund schien der Obrigkeit eine einfache und unpopuläre Lösung (Hulks waren deswegen ideal, weil man sie bei Bedarf einfach abfackeln konnte, samt allem, was sich darin befand - und nur ein, zwei Mann zur Sicherung brauchten) nicht Recht zu sien. Und so gefährdeten sie sämtliche Einwohner Löwensteins und brachten die Kranken mitten nach Löwenstein! Und das auf ''unsere' Gefängnisinsel, obendrein! Wenn der verdammte Mist vorbei war, müsste man sämtliche Böden herausreißen und erneuern, alles ausräuchern und mit Essig waschen, Mobiliar und derlei Kram direkt in's Feuer... schöne Scheiße.

Aber was taten die hohen Herren nicht, um bei ihren "Maßnahmen" vom Volk gesehen zu werden, denn wie sollte man sonst auch später sagen können: "Wir haben euch gerettet!"
Die Herren in Amhran waren alle gleich. Was brachte es auch, sich darüber aufzuregen, es stand mir nicht zu. Denn ich war kein Herr - Leutnant hin oder her. Also schluckte ich meine Kritik hinunter und ging weiter ordnungsgemäß meine Wachgänge. Nacht für Nacht.

Als ich dieser Tage das Zelt mit dickeren, geteerten (und dadurch fast brettharten) Segeltuch-Bahnen, Tauen und Stützen verstärkte, sehnte ich mich nach Galatia und meinen svesuer König, meine Sippe und Ältesten zurück, wie lange nicht.
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"In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 05.05.2013, 14:09
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 08.05.2013, 17:30
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 31.05.2013, 17:58
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 23.06.2013, 11:41
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 28.06.2013, 16:50
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 05.07.2013, 23:33
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 10.07.2013, 21:31
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RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 21.08.2013, 21:03
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 22.08.2013, 12:21
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 31.08.2013, 12:17
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 10.09.2013, 14:17
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 11.09.2013, 23:28
RE: "In der Fremde" - von Ailís Maguire - 12.09.2013, 10:42
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 12.09.2013, 22:26
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 15.09.2013, 22:13
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 13.11.2013, 23:02
RE: "In der Fremde" - von Baghatur - 03.01.2014, 21:36
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 04.01.2014, 18:25



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