"In der Fremde"
#8
Die Wochen und Monate als Rekrut der Stadtwache zogen ins Land. Jawohl.. noch immer Rekrut. Während andere Kameraden der ersten Stunde, die ebenso viel auf Wachgang gingen, wie ich, befördert worden waren, stand ich noch immer mit magerem Rekruten-Sold da.
Erst beim letzten Appell hatte es einen Lichtblick für mich in Form eines Husarenstücks von Gotmar gegeben, an dessen Ende ich verkatert als neuer Zweiter Zeugwart aufwachte. Das hieß immerhin etwas mehr Sold, um über die Runden zu kommen.

Allgemein war die Stimmung in der Wachmannschaft der Neustadt allerdings ausgemacht schlecht. Soldzahlungen waren lange ausgeblieben, ebenso Ausrüstung. Besonders letzteres hatte sich durch den persönlichen Aufwand der Rekruten gebessert. Und seit kurzem bekamen wir immerhin auch Sold.
Das änderte jedoch wenig am Groll. Denn der Sold kam spät, war schlecht, Anerkennung in Form von längst überfälligen Beförderungen kam nur bruchstückhaft oder gar nicht in der Truppe an. So wuchs der Zorn auf die Pfeffersäcke, die sich Hauptmann und Oberleutnant schimpften.
Während der Hauptmann wohl einfach nicht anders konnte, Schreibtischtäter und Pfeffersack, der er war... konnte man dem Oberleutnant keine Entschuldigung erlauben. Führung von vorn, das hätte man sich gewünscht - doch er blieb auf der sicheren Burg, zu feige, sich öfter, als alle paar Wochen für weniger als eine Stunde herauszutrauen. Schöner Vorgesetzter... selbst die Jüngsten der Galatier in den Rotten der Klein- und des Hochkönigs hatten mehr Schneid.
So kam es, wie es kommen musste.
Zum Eklat.

Zurück blieben an jenem Abend in der Wachsstube zwei Wachleute, die nicht anders konnten, als zu bleiben. Denn ein gemeinsamer Freund band sie an diesen Posten, egal, wie unfähig die Leitung der Stadtwache auch immer sein mochte. Und überhaupt...sie wären die letzten, die sich darüber unter vier Augen ernsthaft aufregen würden.
Ich fühlte mich dabei hin- und hergerissen zwischen den zwei Welten, in denen ich lebte. Verrat und Loyalität gaben sich die Klinke in die Hand - nichts Neues, nein... doch jedes Mal auf's Neue eine schwere Last.
Ich blieb und hielt meinen Schwur.
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"In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 05.05.2013, 14:09
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 08.05.2013, 17:30
RE: "In der Fremde" - von Arys Ni Domhnaill - 31.05.2013, 17:58
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RE: "In der Fremde" - von Ailís Maguire - 12.09.2013, 10:42
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RE: "In der Fremde" - von Baghatur - 03.01.2014, 21:36
RE: "In der Fremde" - von Lysander O'Domhnaill - 04.01.2014, 18:25



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