FSK-18 So kalt ist die Nacht für die Söldner...
#3
Regen prasselte rauschend und begleitet von unheilvollem Donnergrollen hernieder. Die kleinen Tropfen, die wie fallende Köpfe auf den groben Steinen der Straßen klatschten und dort in tausend kleinere Köpfe zersprangen, glitzerten wie unzählige Gemme im trüben Fackelleuchten des gestriegelt sauberen, bedacht sortierten, schön kreierten Viertels, dass vor Geldgier und fetten, überfressenen Edelleuten nur so nach schlechter Laune stank und nichtmal an einem wonnemondartigen Frühlingsregenabend verdross der Gestank von Reichtum hier.

Gleich einem Boten der Realität, als ob Taranis persönlich sein kaltes Nass entsendet um allen Menschlichen Trug hinfortzuspühlen wie hartnäckigen Dreck von einer Glatten Wand, prasselte der Regen auf Ansgars Schultern. Das Wasser sickerte tief in die gepolsterten Lederschichten unter den rostenden Kettenringen aus Stahl. Er stand da, felsenfest, die Haare strähnig und Nass, immerwieder tropften kleine glitzernde Wasserperlen von seiner Nasenspitze, die Augen zugekniffen wie als ob er von gleissendem Licht geblendet werden würde, um den Regen vom inneren seines eisigen Auges fernzuhalten.

Er probte sich. Diszipliniert und mit einem eisernen Willen, nicht von diesem Platz zu weichen ehe es nicht zum Morgenleut klingt, wachte er über das kleine Häuschen mit Garten im Viertel der Reichen und ach so schönen. Er besah es fast als ein kleines Opfer an Nodons, sich nicht in dieser Stunde des peinigenden Regens wie eine zarte Blüte zusammenzuzerren und zu verstecken. Die kalte Nachtluft, die abstinenz des beissend säuerlichen Gestanks der Stadt und der klare Nachthimmel wirkten fast wie Ruhe für die Sinne auf ihn. Und es störte ihn kaum, dass bereits Ratten an seinen stillstehenden Stiefeln nagten und er sie nicht nur einmal wegtreten musste. Er atmete tief durch. Kaum drei Stunden nach dem Mitternachtsgeleut und seine Beine brachten ihn bereits um den Verstand, so sehr sie aber auch schmerzten er wollte nicht weichen. Nicht nur für sich selbst, für die Grauwölfe, seine Familie, den Ruf Nortgards und seine eigene Ehre, seinen Stolz.
Wärend er die tote, ausgestorbene Gasse vor sich betrachtete und feststellte, dass selbst die hartnäckigsten Kerzenlichter in den Fenstern bereits vor mindestens einer Stunde ausgestorben waren, machte er sich einige Gedanken. Wohin auch immer ihn sein Weg führen würde, Disziplin, Geduld und die Fähigkeit auch aus den kleinsten Schönheiten der Welt die selbe Genugtuung zu ernten würde ihn weiter bringen als die Sucht nach Alkohol und der guten Laune unter Freunden. Er wusste das. Branwen's wilder Arsch, er wusste das.

Er wollte sich seinen eigenen Geistern stellen. Die Träume in den vergangenen Nächten lockten ihn schon nach einer Stunde wieder aus dem Schlaf. Erzählen würde er, er hätte garnicht geschlafen, aber in den einsamen Stunden in tiefer mondweißheller Nacht legte er sich trotzdem hin und erstahl sich so die geringen Stunden schlaf die ihn durch die Tage bringen sollten. Ein jeder Mann würde sich fürchten ein Auge zuzutun, nachdem er Morrigú's Boten Nacht um Nacht, Traum um Traum sah. Die Schwarz befiederten Krähen, die er Traum um Traum sah, pickten Augen aus Toten Gesichtern, fraßen sich satt an den glitschigen, blutigen Augäpfeln. Er sah sie dort alle liegen, Einar, Flynn, den Hauptmann, Zamael den Roten, Harl, selbst Mieps trug in diesem Traum das bleiche Kleid und lag neben Volkmar, dem Felsen. Nur er selbst stand in diesem Traum und besah ein gigantisches Schlachtfeld, weit entfernt von all dem was seine Augen - die noch nie eine Schlacht erblickten - sehen durfte... Es roch nach verwesung, dem alten Tod von Tagelangen kämpfen, Schweiss und Blut stank bestialisch und hing in der Luft, sie mit abscheulichen Gedanken füllend, den Seelen der Toten die Ansgars Geister peinigten und ihn für einen Moment nur daran zweifeln liessen, einen einzigen Gesunden Gedanken fällen zu können.

Seine Klinge war Blutig von sicherlich dem Blut unzähliger Feinde und als er sich wendete, um das Schlachtfeld hinter sich zu erblicken, erblickte er Jubel. Zahlreichen Jubel. Ganze Reihen von Mannen standen hinter ihm und liessen sein Mark erschüttern, ihm jagte es eine Gänsehaut über den Leib die brannte wie Feuer, als er sah, dass es dort eine Hundertschar von Grauröcken zu besehen gab, allesamt trugen sie das Wolfssymbol und allesamt riefen zur Schlacht hinaus. Dahinter eine Krähenschar, die wie eine schwarze Wolke die Sonne verdunkelte und das kreischen von abertausenden Rabenmäulern, nur durchzogen vom gallopierenden Schritt anreitender Krieger, die den Boden zum donnern brachten.
Gerade als ihm erst gewahr wurde, was dies bedeutete, und sich umwandte um zu sehen welcher Feind es denn ist, der nun mit schwerster Kavalarie die Luft mit dem Geruch von Toten Wölfen erfüllen möchte, wachte er auf. Zum dritten mal nun. Denn er war am Wachposten eingenickt, als das letzte Licht im Haus gegenüber erlosch... Am Himmel stand bereits die Sonne in ihrem Erwachen und färbte den Himmel blutig rot, seine Augen schälten sich panisch auf und er umfasste mit eisernem Griff sein Schwertheft, der Atem raste, der Puls schlug ihm sämtliche Marschrythmen.

Hasserfüllt und mit einem Blick tosend brechender Gletscher drückte er sich aus seinem zusammengefallenen Sitz an den Treppen vor den Türen zum Haus Eckstein. Es war doch völlig Absurd soetwas zu träumen. Völlig geisteskrank, zuzulassen dass soviele gute Kameraden vor ihm fallen, ohne selbst zu sterben. Völlig undenkbar, dass es Tausende von Grauwölfe geben wird, die jubelnd das tosende Sterben erwarten, welches gepanzerte Reiter bringen würden. Oder etwa nicht?

"Die letzte Jagd wird kommen. Die letzte Hatz bald sein. Ein Rabe gleich in der Nacht, dem Wolf zum Bruder, wird Nortgard das Horn erhör'n. Erzählt meinem Sohn, ich wollt' es so. Erzählt es meiner Tochter, ich werd' nichtmehr sein. Kämpfe mit Ehre, Jage mit Stolz, ein Rabenwolf nimmt jede witterung auf." - Auszug aus einem Spruch der Hrafnwulf's
WINNING IS FOR LOSERS

[Bild: tumblr_mjplv1lyks1ql8x1lo1_250.gif]
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RE: So kalt ist die Nacht für die Söldner... - von Kjaskar - 07.06.2013, 21:51



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