FSK-18 So kalt ist die Nacht für die Söldner...
#1
Vor ein paar Monaten noch stand Ansgar in der Schmiede, schwang einen übergroßen Strohbesen und fegte Metallspähne und Rostpartikel von allen Oberflächen die die kleine, offene Kammer verpesteten wie Schnee der sich an einem kalten Wintertag auf alles unter dem Himmelszelt legt.
Nie hätte er gedacht dass es schon so kurz darauf passieren wird, dass er Hurend und Raufend im allerheiligsten von Servano sein immergleiches Unwesen treiben wird und es niemanden ausser einer Bande abgehalfteter Saufbolde geben wird, die ihn auf seinen Eskapaden begleiten würden.

Vieles was er erlebte seit seiner Ankunft, bevor die Grenzen zur Heimat sich für ihn unüberwindbar für lange Zeit schliessen sollte, sollte sich an einem Abend zu einem Spektakel zusammenbilden. Ein Gemisch aus Bier und Pisse, dem Gestank von Fisch und dem feuchten Schoß von dem Weib und dem nächsten...
Seine Stimme schmetterte, kratzig und krähenhaft vor Zorn und Inbrunst:
"Nichtmal eine Mutter kann ein Gesicht wie deines Lieben, ich werd' dir helfen, dass es wenigstens für sie noch ein wenig Hübscher wird, wenn ich dir die Nase nach Innen hau'!" ... Nortgard hat ihn wütend gemacht. Stur verfolgt er sein Ziel, nichts herzugeben auf dem sein imaginärer Stempel steht. Die Tage und Nächte in den Nadelwäldern haben ihn zäh gemacht, ein paar mehr Schläge seines Vaters hätten auch dann nichts an seinem Mantel aus Nortgarder Eis ändern können. Er hat lange gewartet seinen Frust und seinen Ärger über sein Leben auslassen zu können. Ihm war es egal an wem, oder wie, aber das Gesicht was sehr bald vor ihm stehen sollte passte so Perfekt dazu. Reinschlagen und Wohlfühlen.

Es half ihm bestimmt, dass sein Körper die vielzählige Pracht der Prügel kannte, als er an jenem schicksalsreichen Abend Flynn, durchnässt vom stinkenden Wasser des Hafenbeckens, kennenlernte. Ihre langen, nackten Beine... Und das "Oh-lala", dass seither ihr Spitzname sein sollte, welches Zamael der Rote, sein endlich eingetroffener Feind für den Abend, von seinen Lippen ließ als ihm genauso gewahr wurde, was Nachts nach Zwölf in den Tavernen des Hafens passiert. Er konnte nicht anders. Betrunken vom Bier und der Komik der Situation musste er es krönend abschliessen und diesem Rothaarigen Mistkerl eines auf die Haube hauen. Endlich wie Donner und Blitz, Hagel und Gischt, auseinandergehen wie ein Stück Hefeteig.
Die Weiber feierten ihn wie einen Lord, der er gewiss sein sollte - Irgendwann, wenn die Stunde schlägt und Schweine Feuer speihen - und von hinten hallte es "Ansgar! Ansgar! Ansgar!" wärend seine Fäuste unsägliches mit dem Gesicht seines roten Gegenübers anstellten.

Aber genauso, wie Ansgar dachte er würde eisige Furcht im Antlitz seines Gegenübers erkennen und er wäre sich seines Sieges sicher wenn er den Kampf mit einem mächtigen Ausfallsprung in den Magen seines Gegenübers eröffnete, genauso hatte er sich auch in seinem Gegner geirrt.

Denn Zamael der Rote war nicht nur ein Grauwolf, er sollte sogar bald schon einige Ränge über Ansgar stehen und das, was in der Hafentaverne passierte, wäre dann Geschichte. Nicht mehr. Nicht weniger.

Er unterlag dem Gefecht, der Ruhm den Ansgar sich für seinen Namen erwartete blieb jäh aus und das Haus Hrafnwulf trug eine Niederlage mehr im Kerbholz seiner Geschichte. Aber wieviel Ruhm sollte ein Mann seines niederen Standes schon in einer Hafenkneipe erwarten, Nachts nach Zwölf, wenn jedes andere dritte Weib schon barschenklig auf die letzte Möglichkeit wartet, nicht einsam und vertrocknet zu enden.
Aber Ruhm sollte es doch geben. Zumindest die Möglichkeit eröffnete sich für Ansgar, endlich einer Sache dienlich zu sein, in der er soviel Raufen könnte wie er wollte, in der seine Sauf & Feiergelüste bei Branwens lodernder Leidenschaft nur hoch gefeiert werden würden und in der es keine Rolle spielt, was seine Geschichte so hergibt - Denn er würde tausendfach Ruhmreicheres erleben, wenn er Waffen und Gewalt hinter sich hätte, die ihn zu Ruhm und Ehre führen würden.

Ein Grauwolf soll er werden. Er hatte keinen blassen Schimmer was ihn erwarten würde, aber der Rabenwolf hatte seines gleichen gefunden.
Ein Rudel, mit dem er den Mond anheulen konnte.
WINNING IS FOR LOSERS

[Bild: tumblr_mjplv1lyks1ql8x1lo1_250.gif]
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So kalt ist die Nacht für die Söldner... - von Kjaskar - 25.05.2013, 13:21



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