Nachts im Armenviertel der Stadt
#4
Eigentlich wollte Bartholomäus nur in der Taverne sitzen und auf den Koch warten. In der Taverne sitzen, auf den Koch warten, und sich nicht langweilen. In der Taverne sitzen, auf den Koch warten, sich nicht langweilen und seine Kröten zählen. Also begann er damit das Fässchen mit den Kröten vor sich zu stellen. Dann begann er zu zählen ... Eine Kröte ... Zwei Kröten ... Drei Kröten ... vier Kröten ... Mhm, dachte bei sich, eigentlich müsste ich die Dicke und den Durchmesser der Viecher messen. Während er noch so vor sich hinmurmelte stand auf einmal ein Kerl neben ihm - gebaut wie ein Schrank, zumindest im Vergleich zu Bartholomäus. Er zeigte ein reges Interesse für Kröten - und brachte sogar noch einen neuen Experimentvorschlag bei. Bartholomäus brannte vor Neugier.
Bartholomäus, ganz der analytische Geist, schickte den Mann los schnell aus dem Sumpf die benötigten Schilfstöcke zu besorgen. Dieser war schneller als erwartet wieder da, und brachte ganz akademisch mehrere Exemplare in unterschiedlichen Größen hervor. Mit diesen bewegten sich die beiden zu der kleinen Taverne in der Altstadt, und begannen mit Ihrem Experiment.
Der Schilfstab wurde mit etwas Krötenschleim gefettet und dann an den Herren weitergereicht. Ebenso eine der wild zappelnden Waldkröten, welche Bartholomäus eigentlich gerade zum Schlachten bringen wollte - sie waren bereits seit zwei Tagen reif.
Dieser nahm den Schilfstab zielsicher, und drückte diesen kräftig in die hintere Öffnung der Kröte. Die Kröte zappelte und quakte panisch, als der gefettete Schilfstab sich immer tiefer in das Tierchen bohrte. Immer panischer quakte das Viech, als der Mann das Schilfrohr an die Lippen hob und kräftig in das Rohr pustete. Die Kröte - nicht auf dem Stab fixiert - sah sich plötzlicher Beschleunigung ausgesetzt und flog geradewegs auf die spitze Hakennase des grauen Zauberers zu. Mit einem lauten Gatschen, zerplatzte die Kröte mitten in seinem GEsicht und der Schleim spratzte quer durch die Umgebung.
Aber - man hatte etwas gelernt. Der Gehilfe nahm sich sogleich eine zweite Kröte und wiederholte die Prozedur, band jedoch die Beinchen des krötenden Kroppzeuchs direkt an dem Stab fest - das sollte reichen um das Vieh zu fixieren. Erneut setzte er das Schilfrohr an ...
Die Kröte quakte wesentlich lauter dieses mal, blähte sich auch viel schneller auf. Die Backen blähten sich, die Augen quollen hervor, und schlussendlich hörte man ein lautes "GAATSCHPENG" als die Kröte nach viereinhalb Atemzügen donnernd platzte. Erneut verteilten sich Schleim und Krötenteile in der Nähe der Taverne - aber der Anfang war gemacht. Jetzt war klar, wie man vorzugehen hatte.
In der nächsten Stunde wurde dieses Prozedur mit sechs, sieben weiteren Kröten wiederholt - mal mit gefettetem Schilf, mal ungefettet, mal mit einer dicken Kröte, mal mit einer dünnen, mal mit dünnem Schilf, mal mit dicken.
Schlussendlich liess sich feststellen, der Knall der Kröte war am lautesten, wenn man den Stab vorher nicht gefettet hatte, und wenn man den dickeren Schilfstab nahm. Der Gehilfe meinte daraufhin "Das dichtet dichter!" ... ob er damit recht hat, blieb zu bezweifeln, aber in jedem Fall war die Krötologie um eine weitere wissenschaftliche Erkenntnis reicher.
Zufrieden notierte sich Bartholomäus abends in der Akademie die entsprechenden Ergebnisse in seinem Almanach, immer wieder unterbrochen durch das leise Quaken einer Kröte in seinem Weidenkorb...
... und wenn es das letzte ist, was ich tue.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Nachts im Armenviertel der Stadt - von Bartholomäus Grauwasser - 23.05.2013, 19:25



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste