Nachts im Armenviertel der Stadt
#3
Am nächsten Morgen sitzt Bartholomäus auf seinem Bett, und schreibt die Erkenntnisse der letzten Nacht zusammen. Auf dem Papier entstand darauf eine etwas längere Abhandlung über das nunmehr neunte Experiment in Sachen Katzengold...
Zitat:9. Experiment: Flugfähigkeit von Katzen und Katzengold
Vorausschickend sei gesagt, dass scheinbar Blei und Gold vergleichbar gut fliegen. Ein Experiment mit einem Barren Eisen, Blei und Gold zeigte dies recht deutlich (mein Dank an dieser Stelle für das Überlassen des Goldbarrens für die Sinne der Forschung).

Da sich ein Gegenstand auch durch die Flugfähigkeit von anderen Unterscheiden, und dadurch auch Nähe sowie Ähnlichkeit nachgewiesen werden kann, soll ein Test durchgeführt werden, welcher die Flugfähigkeiten von Katzengold, Blei als Stellvertreter für Gold sowie Katzen überprüft.

Um unnötiges aufsehen in der Akademie zu vermeiden habe ich dieses Experiment in meinem Haus im Armenviertel der Stadt durchgeführt. Dazu wurden einige Bretter des Obergeschosses entfernt, so dass ein ohnehin vorhandenes Loch mehr Blick nach Draußen frei gab. Zwischen den Rändern des Loches spannte ich daraufhin mehrere leicht verdrallte Seile. In der Mitte der Seile, also faktisch in der Mitte des Lochs, wurde ein Lederlappen als Tasche montiert.

Auf der anderen Seite des Platzes an einer alten Mauer hängte ich ein altes Hemd auf, auf welchem ich mittels einiger Kohlestriche ein Ziel markierte.

Zurück im Haus spannte ich diese verdrallten Seile und probte mit einem einfachen Stein die Ausrichtung auf das improvisierte Ziel. Um eine Vergleichbare Zugkraft zu gewährleisten, wurde das verdrallte Seil mittels eines anderen Seils gespannt. Dieses wurde in 10 Knoten eingeteilt, so dass ich in der Lage war, stets auf das selbe Niveu zu spannen.

Als optimale Einstellung hat sich erwiesen das Seil auf 4 Knoten zu straffen und als Anstellwinkel das dritte Brett oberhalb des Geländers zu wählen. Dadurch traf der Stein in 10 von 10 Fällen das Ziel. Nun habe ich mit dieser eingestellten und vorbereiteten Schleuder zuerst 10 Schuss mit Bleibarren durchgeführt. Dabei lagen die Schüsse jeweils in einem knapp Unterarmgroßen Kreis um das Zentrum des Ziels.

Ein ähnliches Ergebnis zeigte sich, als die Katzengoldstücke verfeuert wurden. Diese wirbelten dabei jedoch wild umher, was zu einer etwas größeren Streuung um das vermeintliche Ziel führte.

Eine wirkliche Herausforderung bildete jedoch der Test des Flugverhaltens der Katzen.

Für dieses Experiment wurde sich ein ganzer Korb an Wildkatzen besorgt. Diese machten für sich genommen schon ein recht enormes Getöse, machten sich jedoch freudig über einige Molchreste her, so dass ich zumindest ein wenig zum arbeiten kam.

Also wurde ein neues Zielhemd aufgehängt und innerhalb des Hauses eine der Katzen freudig lächelnd und streichelnd aus dem Korb entfernt. Die Katze wirkte in den ersten Minuten immer sehr hektisch, entspannte sich durch angewandte Streicheleinheiten jedoch zusehends. Als die Katze einigermaßen ruhig war, gab ich ihr ein Stück Molch – welchen Sie freudig zu verspeisen begann. Während dessen setzte ich sie in die bereits vorbereitete Schleuder.

Es ist höchst erstaunlich welch enorm laute Geräuschkulisse der Katze entfährt sobald das Seil gelöst und die Katze der Beschleunigung der Schleuder unterzogen wird.

Durch mehrere Wiederholungen dieses Versuchs lassen sich jedoch folgende Punkte feststellen.

i) Katzen drehen sich im Flug scheinbar intuitiv um eine bessere Fluggeschwindigkeit zu erreichen Die Katzen erreichten gefühlt das Ziel immer einige Augenblicke vor den Steinen. Um das genau zu beweisen müsste man noch einmal einen Simultantest mit Katze und Stein duchführen.

ii) Katzen erzeugen beim Aufschlagen auf das Stoffziel kein Geräusch, wohl aber wenn Katze und Stoffziel direkt danach mit der Holzwand dahinter kollidieren. Das Geräusch ist wahrlich infernalisch, ein dumpfes „Wumm“ gepaart mit einem quiekenden Kreischen der Katze, verbunden mit dem Klatschen, als sich eine Paraphernalie aus der Katze löst. Diese Paraphernalie, aus dem Tuch gewrungen, ließ sich tatsächlich zum Laden eines Fokus einsetzen. Der erste Erfolg der Forschung! Ich nenne diese Paraphernalie Grauwassersches Schleuderkatzenquetschsud – und es ist in Form und Farbgebung dem bekannten Blut nicht unähnlich.

iii) Je mehr Katzen man aus dem Katzenkorb entfernt, umso schwieriger ist die Katze daraufhin in der Schleuder in Form zu bringen. Scheinbar hören die Katzen in Ihrem Weidenkorb den Schrei der anderen Katze – und setzen diese Information irgendwie um. Ob die Viecher sich dadurch miteinander verständigen?

Schlussendlich muss aus diesem Experiment gefolgert werden, dass Katzen wie auch Gold fliegen können, und sich in Ihren Flugeigenschaften nicht ganz uneins sind. Ebenso erzeugte dieses Experiment als einziges eine neue Paraphernalie, welche zum Laden eines Fokus verwendet werden kann. Auf dieser Basis sollte in jedem Fall weiter geforscht werden, um die Paraphernalie Grauwassersches Schleuderkatzenquetschsud näher zu erforschen und in den Zusammenhang der anderen Paraphernalien einzuordnen.

Als diese Zeilen endlich zu Papier gebracht waren, schaute er auf den doch recht hohen Stapel an anderen Experimentberichten. Leise seufzte er, und schaute auf die kleine Schiefertafel. Heute gab es ... also ... Experiment 10...
... und wenn es das letzte ist, was ich tue.
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RE: Nachts im Armenviertel der Stadt - von Bartholomäus Grauwasser - 16.05.2013, 09:53



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