Nachts im Armenviertel der Stadt
#6
Ein neues Experiment ...

Bartholomäus der Großartige, der einzig wahre Grauwasser, ja, er war von sich selbst überzeugt. Doch wie in Drei-Shaggaths Namen kam er auf diesen Baum?
Ein Blick nach unten zeigte den schwarzen, knapp einen Meter hohen und nur aus Muskeln zu bestehen scheinenden Köter, der bellend und jaulend um den Baum herumlief, nur um alle paar Augenblicke zu versuchen den Stiefel von Bartholomäus zu schnappen, den dieser dann panisch wieder nach oben riss.

Rückblende
Es stürmte in den Gassen Löwensteins und alte Aushänge flogen wie das Laub des Sommers durch die Strassen, als Bartholomäus seine Weste enger an den Körper presste. Der Wind war schneidend, und er hatte noch einen weiten Weg vor sich bis er daheim im Armenviertel sein würde. In dem Moment hörte er hinter sich ein kehliges Knurren, dumpf und brodelnd wie ein sich auftürmendes Gewitter. Langsam wendete er den kopf, nur um die dunkelroten blutunterlaufenen Augen einer pechschwarzen, nur aus Muskelfasern bestehenden, geifernden Dogge zu blicken, welche mitten auf der Straße hinter ihm stand. Sie knurrte noch lauter als er ihr in die Augen sah, und es schauderte ihn. So ein Vieh sollte einen Mann seiner Größe mit einem Sprung umwerfen können ... und was diese Dolchartigen Fänge dann mit seinem Hals anrichten mochten wollte er sich nicht einmal vorstellen.
Langsam trat er einen Schritt zurück, doch die Dogge folgte Schritt um Schritt.

Wild jagten seine Gedanken durcheinander. Wie konnte er sich aus dieser Situation befreien? Dann - eine Idee! Ein Blitzfrost! Im Kopf überschlug er die selvetischen Worte, überlegte die Gesten ... und stellte sich dann den Effekt vor. Schneidender Wind - bald Regen ... eiskalter Hund ... nein - das konnte er nicht. Das arme Tier würde sich gewiss erkälten, und ob es Hustensaft für blutrünstige Bestien gab? Nein - die Idee wurde verworfen. Er grübelte weiter - während die Dogge sichtlich erfreut darüber dass Ihr Ziel das Fortlaufen aufgegeben hatte einen Schritt näher auf ihn zu trat. Steinschlag! .. aber nein ... töten wollte er das Vieh ja nun auch nicht, vielleicht gab es irgendwo ein kleines Mädchen dessen einziger Freund eben diese Töle war? Nein ... das schied auch aus.
Mittlerweile trennten nur noch wenige Schritte Bartholomäus von der Dogge, als der nächste Gedanke kam! Ein Blockzauber! Ja - damit würde er ... ja .. er würde loslaufen - dann die Gasse hinter sich verschliessen - und konnte dann in aller Ruhe nach Hause! Ja - so wollte er es machen.

Das war der Moment, als er das erste Mal den brennenden und pulsierenden, stoßartig anschwellenden Schmerz in seiner linken Wade spürte. Genussvoll, als bisse er in ein riesiges Hüftsteak, hatte sich die kläffende Töle in sein linkes Bein verbissen, und dabei die schöne graue Hose zuerst in Fetzen, dann in blutige Fetzen verwandelt. Laut und denkbar unmelodisch gellte der Schrei des Wissenschaftlers quer durch den Hafenbereich der Stadt, wähernd die Töle zappelnd weiter an seinem Bein hing. Mit Tränen in den Augen blickte sich Bartholomäus panisch um und sah seine Rettung! Nur einen Meter entfernt saß eine Katze und betrachtete das Spektakel ... schadenfroh??? Er mobilisierte ale verbliebenen Kräfte und sprang auf die Katze zu, welche auf Grund des nunmehr anspringenden Wissenschaftlers samt dran hängendem knurrbeisenden Köter panisch die Augen aufriss. Fast wäre das Vieh entkommen, aber dann schloss sich Bartholomäus' Griff fest um den Schwanz der Katze. Er packt mit der zweiten Hand zu und schleuderte die Katze einem Morgenstern gleich über seinem Kopf, woraufhin in den knurrenden Ton des Hundes, das immer noch beständige Jammern Bartholomäus das panische Kreischen der Katze gemischt wurde. Einmal, zweimal, dreimal wirbelte er die Katze am Schwanz herum bis sie schnell genug war, um Bartholomäus Diensten genüge zu tun. Dann geschahen drei Dinge auf einmal.
Der Hund ließ los, die Katze hörte auf zu jammern und man hörte ein lautes MIIIAUUKLATSCH als die Katze an der Schläfe des Köters mit voller Wucht aufschlug. Töle und Katze lagen - ob bewusstlos oder am Ende Ihrer Kräfte - reglos am Boden. Immer noch voller Adernalin schleppt sich Bartholomäus in die Sicherheit einer naheliegenden Taverne.

Der dortige Abend wurde lang und stark alkoholhaltig. Ein freundlicher Feldscher versorgte für ein viertel Fass Bier die Wunde des Wissenschaftlers, und Bartholomäus wusste, dass seine nächste Forschung eindeutig ein neues Ziel hatte. Den Blick des Hundes!

Kurze Zeit später fand man am Arbeitsplatz von Bartholomäus einen ersten Forschungsbericht liegen ...

Studien über den Blick
Eine Studie von Bartholomäus Grauwasser

Thesis: Die Thesis, welche es zu belegen ist, besagt, dass der Blick eines Tieres, so man ihn aufnimmt und erwidert, einen tiefen emotionalen Einfluss auf das Wesen haben kann.

Experimentiertagebuch
Initialexperiment: An Tag 0 wurde das Initialexperiment durchgeführt. Die Versuchsperson nahm Blickkontakt zu Versuchswesen A auf, woraufhin Versuchswesen A aggressiv reagiert und die Versuchsperson angriff.
Experiment 1: An Tag 1 wurde ein Selbstexperiment durchgeführt. Die Versuchsperson betrachtete das Versuchswesen B unter Zuhilfenahme eines Spiegels. Die Versuchsperson wurde nach Anbruch der zweiten Stunde des Experiments denkbar nervös und gereizt, wobei Sie nach der dritten Stunde das Experiment abbrach. Aussage der Versuchsperson: VERDAMMT NOCH EINEN AUGENBLICK LÄNGER UND ICH HAU HIER ALLES KURZ UND KLEIN!. Dies wurde als aggressiv vermerkt.
Experiment 2: An Tag 1, abends, wurde ein weiteres Experiment durchgeführt. Die Versuchsperson starrte Versuchswesen C über zwei Stunden in die dunkelbraunen, weit geöffneten Augen. Das Wesen C reagierte dabei gelangweilt und ohne Anzeichen agressiver Reaktionen. Es wird als defensiv vermerkt.
Experiment 3:[/u] Tag 2, früh am Morgen. Versuchswesen D wurde gefangen und es wurde versucht dem Wesen starr in die Augen zu blicken. Der Effekt war in drei Durchgängen jeweils nach wenigen Moment identisch - das Wesen ergriff die Flucht (oder schlenderte davon). Dies werte ich als flucht
[i]Experiment 4:[/u] Kurz nach Experiment 3. Um herauszufinden ob dieser Flucht des Versuchswesens D nur symptomatisch ist, wurde das Versuchswesen mit einigen kräftigen Nägeln an einer Hauswand fixiert. Das Gejammer von dem Vieh war schier unerträglich und es warf den Kopf immer wieder hin und her, so dass ein festes anstarren kaum möglich war. Ich muss dies leider als flucht werten, was Experiment 3 validiert.
[i]Experiment 5:[/u] Um den Einfluss von Sichtkrümmern auf diese These zu untersuchen hielt die Versuchsperson eine Glasscheibe (den Boden einer Weinflasche) vor seine Augen und nahm so Blickkontakt mit Versuchswesen E auf. Das Wesen reagierte gleichgültig und stellte ein Glas Schnaps vor die Versuchsperson. Dies deute ich als defensiv.
[i]Experiment 6:[/u] Die Versuchsperson wiederholte Experiment 5, wobei statt einer Glasscheibe ein Stück Holz mit aufgemalten Augen in den Weg der Sicht gehalten wurde. Das Subjekt E lachte schallend über eine Minute, und stellte erneut ein Glas Schnaps vor die Versuchsperson und meinte "Bursche so durch wie du bist ist das der letzte für heute!". Dies deute ich ebenfalls als defensiv
[i]Experiment 7:[/u] Die Versuchsperson stellte Versuchswesen F in den Hügeln. Er startte dem Subjekt in die Augen woraufhin dieses laut kreischend aufstob und auf die Versuchsperson zuflatterte. Die Versuchsperson wurde durch die heftigen Krallenschläge stark verletzt, bevor man das Experiment abbrechen konnte. Dieses Verhalten stützt die These aggressiv.
[i]Experiment 8:[/u] Auf der Brücke im Armenviertel stehend fixierte die Versuchsperson das Versuchswesen G. G erwiderte den Blick kurz, und wurde dann aggressiv. F rannte auf einen Unbeteiligten zu und hackte ihn in Teile. Das ist eine sehr ... sehr ... agressive Vorgehensweise. Das Subjekt suchte nach dem Ausbruch der Agression wieder den Blickkontakt, näherte sich und hinterfragte das Experiment. Dies ändert nichts am Ergebnis.

Auswertung
In der Auswertung finden sich die Reaktionen der jeweiligen Experimente:
aggressiv: 0, 1, 7, 8
defensiv: 2, 5, 6
flucht: 3, 4

Katalog der Versuchswesen
[i]Versuchswesen A:
Schwarzer Köter, Muskelbepakkt, 1 Schritt groß, verflucht schwer und ekelhaft scharfe Zähne. Anbei eine Skizze des Gebissabdruckes anhand des Vernarbten Beingewebes des Experimentierenden. Anmerkung: Hintere Backenzähne wahrscheinlich vorhanden aber nicht skizziert.
Versuchswesen B: Spiegelbild der Versuchsperson. Dieses war denkbar unkooperativ!
Versuchswesen C: Rindviech, männlich, 450 stein schwer, dunkelbraun-schwarz gefleckt, braune Augen.
Versuchswesen D: Strassenkatze, dunkelgrau, unterernährt. Das Vieh wirkte denkbar gelangweilt. Ist einfach weggegangen! Kaum dass das Experiment 3 gestartet war!
Versuchswesen E: Wirt einer Schänke im Hafenviertel - dicklicher Kerl.
Versuchswesen F: 1,60m hoch, barbusig, hässliches Gesicht, Federne Flügel, Krallenhände. Versuchsort: Im Gebirge.
Versuchswesen G: Kerl in grauem Kleid mit grellrotem Gürtel und merkwürdig feurigen Augen. Was auch immer der im Armenviertel gesucht hat. Das Subjekt wurde mit einem kleinen x in Kohle auf der rechten Wange markiert.
... und wenn es das letzte ist, was ich tue.
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RE: Nachts im Armenviertel der Stadt - von Bartholomäus Grauwasser - 13.08.2013, 15:59



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